Hajek: Bildungsanstieg setzt Politik unter Druck
Laut Hajek ist das Vertrauen in die Politik von zwei Parametern geprägt: Zum einen war das Verhältnis zur Politik schon immer sehr distanziert. Bereits in den 1970er-Jahren war die Bevölkerung der Ansicht, dass Politiker:innen den Menschen nicht zuhören würden. Zum anderen sei die Selbsteinschätzung, wie man Politik versteht, gestiegen, so der Meinungsforscher. Die Politik würde dadurch unter größerem Druck stehen als noch vor 50 Jahren.
Bevölkerung ist gebildetere und kritischer
Dieser Bildungsanstieg und das vermehrte kritische Denken der Bevölkerung sei eine durchwegs positive Entwicklung. Menschen halten sich selbst für qualifiziert genug, um politische Vorgänge beurteilen zu können. Eine Rolle spielen dabei auch die Informationszugänge, die es früher nicht gab. Hajek warnt allerdings gleichzeitig vor dem digitalen Zeitalter. Es müsse weiterhin daran gearbeitet werden, damit Menschen erkennen: "was ist eine gute Nachricht?", "was ist eine schlechte Nachricht?" und "was ist Fake News?".
Krisen nicht alleine für Misstrauen verantwortlich
Man könnte derzeit gute Gründe für dass Missfallen der Bevölkerung finden, doch Pandemie und Ukraine-Krieg seien nicht alleine dafür verantwortlich, erklärt Hajek.
Auf die Frage, wer misstrauischer ist, sagt der Meinungsforscher zu PULS 24, dass das auf alle Österreicher:innen zutreffe. Allerdings gebe es einen Unterschied zwischen Personen, die sich als Staatsbürger:innen oder Untertan:innen sehen. Personen, die sich wenig gut informiert fühlen, tendieren dazu, sich als Untertanen zu sehen. Dabei handelt es sich um signifikant mehr Frauen als Männer. Auch Personen mit geringerer Bildung fallen darunter.
Vertrauen in die Politik sinkt
Immer mehr halten Politiker:innen für korrupt
Hinsichtlich der Einstellung der Menschen zu Korruption in Österreich konnte Hajek herausfinden, dass eine wesentlich kritischere Sicht auf die Politik und die politische Situation entstanden sei. Über 60 Prozent sagen, das Politiker:innen korrupt seien. Man habe es hier mit einer Verdoppelung zu tun, sagt der Meinungsforscher. Doch wieder ist diese Ansicht nicht der aktuellen Situation geschuldet. Dieser Trend zeichne sich seit den 1980er Jahren ab.
Vertrauen durch Transparenz
Das Vertrauen in die Politik könne man nur mit Transparenz verbessern. Man müsste den Menschen aufzeigen, warum und wie manche Entscheidung getroffen wurden. Auch bei Postenbesetzungen würde es helfen, zum Beispiel Hearings im Parlament zu veranstalten, so Hajek, um mehr Einsicht zu gewähren und damit kritische Wähler:innen zu informieren.
Trotz dem massiven Vertrauensverlust in die Politik, ist der große Anteil der Studienteilnehmer:innen der Ansicht, dass Demokratie die beste Regierungsform sei. Nur etwa zehn Prozent fühlen sich zu autoritären Tendenzen hingezogen.
Zusammenfassung
- Meinungsforscher Peter Hajek hat am Dienstag die Ergebnisse einer Langzeitstudie zum Thema "Einstellung der Bevölkerung zu den politischen Eliten in fünf Jahrzehnten" präsentiert.
- Im Interview mit PULS 24 erklärt Hajek, warum sich das Vertrauen der Menschen in die Politik in den letzten 50 Jahren verschlechtert hat.