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MCI-Neubau in Tirol dürfte 250 Mio. Euro kosten

Der Neubau des Innsbrucker Management Center Innsbruck (MCI) wird laut aktueller Kostenschätzung bis zur Fertigstellung im Jahr 2027 250 Mio. Euro kosten. Der zuständige LHStv. Georg Dornauer (SPÖ) hatte Donnerstagnachmittag die Steigerung der Errichtungskosten mit den explodierenden Baukosten argumentiert und sich weiterhin - trotz einer ausgerufenen Nachdenkpause - für die Umsetzung des Projekts ausgesprochen. Die Opposition ortete dagegen ein "Debakel".

Dornauer betonte einmal mehr, dass er das Projekt "vor zwölf Monaten" geerbt habe und nun seine Hausaufgaben gemacht habe. Bei den zuvor kolportierten Errichtungskosten von rund 138 Mio. Euro habe es sich nur um die Netto-Kosten für das Gebäude an sich gehandelt, die Kosten für Garage und Vorplatz seien nicht berücksichtigt gewesen. Zudem sei die Preisbasis von 2019 herangezogen worden. Unter Berücksichtigung der Baukostensteigerung, dem Anteil der Stadt und eines Worst-Case-Szenario-Puffers von zehn Prozent lande man bei den nun genannten 250 Mio. Euro, assistierte ihm Katharina Stransky von der Hochbauabteilung des Landes.

Der zuständige Hochbaureferent Dornauer hielt zudem fest: "Es handelt sich um kein abgespecktes Projekt. Was ich nicht zugelassen habe, ist, dass es größer wird". Der am Innsbrucker Fennerareal geplante Hochschulbau soll - nach dem nun abgeschlossenen Vorentwurfsplan - fünf Geschosse haben. Einem Vollausbau des fünften Geschosses, wie seitens des MCI offenbar gewünscht, erteilte er erneut eine Absage. Er präsentiere die Pläne aber "mit Stolz und Freude" und hielt daran fest.

Dass der Spatenstich nicht - wie von Dornauer angekündigt - im heurigen Dezember stattfindet sondern nun eine Pause von einem halben Jahr ausgerufen worden war, führte Dornauer auf die "schwierigen Rahmenbedingungen" am Standort zurück. Laut Vereinbarung räumt die Stadt dem Land ein Baurecht ein und zahlt eine Bauverbotsablöse an den Bund. "Ich kann nicht beginnen zu bauen, ohne dass ich offiziell Baurechtsnehmerin bin. Ich orte außerdem keine große Begeisterung seitens der Stadt, die Bauverbotsablöse an den Bund zu überweisen." Dass ein nötiger Gemeinderatsbeschluss in der Causa am Donnerstag vertagt worden war, sprach für Dornauer "Bände."

Von der nun angekündigten Standort- und Variantenprüfung erhoffte er sich, dass möglicherweise eine günstigere Lösung gefunden werde und er brachte einen Standort im Landeseigentum in der Trientlgasse ins Spiel. Bei einer Gesamtverschuldung des Landes in Höhe von 1,2 Mrd. Euro dürfte die Verzögerung für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler "nachvollziehbar" sein. Eine Offenlegung der Verträge - wie von der Opposition gefordert - kommt laut Dornauer aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht infrage.

Die Oppositionsparteien FPÖ, NEOS, Grüne und Liste Fritz hatten indes bereits am Vormittag von einem "Millionen-Debakel" gesprochen, das geklärt werden müsse. "Wie viele Versuche braucht es in Tirol, um eine Hochschule zu bauen?", fragte LAbg. Evelyn Achhorner (FPÖ). Die Landesregierung sei als Bauherr jedenfalls "unfähig", resümierte die Architektin. Vor allem die ÖVP-Landesräte hätten das Bauprojekt "verbockt und verzockt", attestierte auch Klubobmann Markus Sint (Liste Fritz). "Die großspurigen Ankündigungen von Georg Dornauer waren heiße Luft", kritisierte er.

Von einem "Debakel" für alle Seiten sprach Klubobmann Gebi Mair (Grüne). Über die Inhalte des Vertrages mit dem Totalunternehmer sei man bislang "im Dunkeln gelassen" worden. "Das Projekt in den Winterschlaf zu schicken macht es nicht billiger", betonte Mair, angesichts steigender Kosten sei das zudem "unverantwortlich". Ein klares Bekenntnis zum Bauvorhaben gab auch NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer ab: "Wir wollen bauen, es braucht dieses MCI", es stelle sich nun die Frage der Verantwortung".

Die Oppositionsparteien erinnerten auch daran, dass mit der Beauftragung eines Totalunternehmers das Risiko eigentlich auf diesen übergehen sollte. Auch deshalb wolle man sehen, was genau in den Verträgen festgehalten worden war. Für die Landtagssitzung kommende Woche kündigte man dahingehend eine gemeinsame Dringliche Anfrage an. Darin wollen die Oppositionsparteien unter anderem wissen, wie die "Kostenexplosion" zustande komme, was das geplante "auf Eis legen" genau bedeute und welche Kosten entstehen würden, sollte das Land Tirol den Vertrag mit dem Totalunternehmer Porr/Ortner aufkündigen.

Der Innsbrucker Stadtsenat hatte sich indes am Mittwoch mehrheitlich für die nötige Rückübertragung der Liegenschaft am Fennerareal von der Innsbrucker Immobilien GmbH (IIG) an die Stadt Innsbruck ausgesprochen. Ein notwendiger Gemeinderatsbeschluss für die Rückübertragung war am Donnerstag aber nicht zustande gekommen, nachdem sich die Klubobleute darauf geeinigt hatten, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen. Gleichzeitig legten sie ein Bekenntnis für die Rückübertragung ab, wollten jedoch die "Offene Runde" am Nachmittag abwarten. Darüber hinaus hieß es aus dem Büro von Bürgermeister Georg Willi (Grüne), dass die Stadt mit dem Bund vor zwei Wochen eine Bauverbotsablöse von rund 11,5 Millionen Euro vereinbart habe.

Der Neubau der Fachhochschule beschäftigte bereits mehrere zuständige Landesräte. Ex-ÖVP-Landesrat Johannes Tratter hatte das Projekt im Jahr 2018 gestoppt, weil eine Kostensteigerung von 80 auf 135 Millionen Euro angenommen worden war. Ein bereits beauftragtes Architekturbüro wurde vom Projekt abgezogen und es wurde neu ausgeschrieben. Im Vorjahr wurde schließlich von einer Jury ein zweites Siegerprojekt zugunsten des Architekturbüros Henning Larsen gekürt. Anschließend hieß es, dass im Winter 2022/2023 der Baustart erfolgen solle. Später sagte Dornauer, dass sich dieser bis zum Winter 2023 verzögern werde.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Neubau des Innsbrucker Management Center Innsbruck (MCI) wird laut aktueller Kostenschätzung bis zur Fertigstellung im Jahr 2027 250 Mio. Euro kosten.
  • Georg Dornauer (SPÖ) hatte Donnerstagnachmittag die Steigerung der Errichtungskosten mit den explodierenden Baukosten argumentiert und sich weiterhin - trotz einer ausgerufenen Nachdenkpause - für die Umsetzung des Projekts ausgesprochen.