Legalisierung? "Menschen wollen Cannabis - auch illegal"

Die Menschen hätten bereits entschieden, dass sie "Cannabis haben wollen, auch wenn es verboten ist", meint Paul Burger, Präsident des Vereins Liberale Drogenpolitik. Die Frage sei daher nicht: "Wollen wir Cannabis", sondern vielmehr "welche Regeln schaffen wir?".

Seit dem 1. April ist der Besitz und der Erwerb von Cannabis in Deutschland legal. Sollte Kiffen nun auch in Österreich erlaubt werden? Darüber diskutierten bei Pro und Contra Laura Sachslehner, Ralph Schallmeiner, Paul Burger, Arkadiusz Komorowski und Amon Barth.

Alle schon gekifft - außer Sachslehner

Von den Anwesenden haben alle schon einmal gekifft - außer der ehemaligen ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner. Wenig überraschend vertritt sie auch eine passende politische Einstellung.

Sachslehner glaubt, dass durch eine Legalisierung die "Hemmschwelle, Cannabis zu konsumieren, noch weiter sinken würde". Der Cannabiskonsum in Österreich sei in den letzten Jahren enorm gestiegen. Und das sollte ein Grund sein, zu versuchen, diesen Konsum einzuschränken.

Man könne nicht sagen: "Ok, ihr konsumiert illegale Drogen. Unsere Antwort drauf ist, dass wir es legalisieren", so Sachslehner. 

"Menschen wollen Cannabis - auch illegal"

Österreich wäre nicht das erste Land, das Cannabis legalisieren würde, meint Paul Burger, Präsident des Vereins Liberale Drogenpolitik. In vielen anderen Ländern habe man diesen Schritt bereits unternommen und "da verschiebt sich relativ wenig".

"Außer dass sich der Schwarzmarkt in einen regulären Markt verschiebt", meint Burger, bei den Konsumenten passiere jedoch "nicht allzu viel". 

Die negativen Folgen gebe es bereits - Cannabis werde schon konsumiert. Die Frage sei eher: "Welche Regeln schaffen wir?" und nicht "wollen wir Cannabis haben?" - denn "die Menschen haben entschieden, dass sie Cannabis haben wollen, auch wenn es verboten ist". 

Was spricht für eine Legalisierung?

Eine Prohibition verhindere nicht und schütze nicht. Ein Verbot würde laut Burger auch "den Moment, an dem ich mir Hilfe suche", verzögern. "Weil ich eine Straftat zugeben muss, bevor ich mir Hilfe holen kann. Wir haben jetzt 50 Jahre Prohibition versucht, jedes Jahr konsumieren mehr Leute", meint er.

Was spricht für eine Legalisierung von Cannabis? "Viel", meint Burger. Viele Leute würden besser schlafen und einen nicht so hohen Puls haben, wenn sie ein Polizeiauto sehen. Viele Menschen hätten die Chance, Cannabis aus "gesicherten Quellen zu beziehen" und sich nicht auf "irgendwelche Fremden zu verlassen". 

Von anderen Ländern lernen

Man müsse Realitäten anerkennen, meint Ralph Schallmeiner, Grünen-Gesundheitssprecher im Parlament.

40 Prozent der österreichischen Jugendlichen haben zumindest schon einmal gekifft - zehn Prozent würden es regelmäßig machen. Das spreche eine "eindeutige Sprache" und man kriminalisiere diese Personen mit den derzeit herrschenden Gesetzen. Auch schätze die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Cannabiskonsum milder ein als noch vor einigen Jahren. 

Derzeit gebe es aber auch keine parlamentarische Mehrheit für eine Legalisierung. Die Grünen würden sich eine vernünftige politische Debatte zu dem Thema wünschen, statt reflexartig "Nein" zu sagen. Man müsse sich andere Länder anschauen und aus guten, aber auch aus schlechten Beispielen lernen, betont Schallmeiner. 

Video: "Pot-Party": Kiffen in Deutschland legal

ribbon Zusammenfassung
  • Seit dem 1. April ist der Besitz und der Erwerb von Cannabis in Deutschland legal. Sollte Kiffen nun auch in Österreich erlaubt werden?
  • Österreich wäre nicht das erste Land, das Cannabis legalisieren würde, meint Paul Burger, Präsident des Vereins Liberale Drogenpolitik.
  • In vielen anderen Ländern habe man diesen Schritt bereits unternommen und "da verschiebt sich relativ wenig".
  • Laura Sachslehner hingegen glaubt, dass durch eine Legalisierung die "Hemmschwelle, Cannabis zu konsumieren, noch weiter sinken würde".
  • Die Grünen würden sich eine vernünftige politische Debatte zu dem Thema wünschen, statt reflexartig "Nein" zu sagen.
  • Man müsse sich andere Länder anschauen und aus guten, aber auch aus schlechten Beispielen lernen, betont Ralph Schallmeiner, Grünen-Gesundheitssprecher im Parlament.