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Matrei-Finanzen: "Ok" von 110 Gläubigern

Die finanzielle Rettung der wegen eines Schuldenstandes von über 35 Millionen Euro gegen die drohende Insolvenz kämpfenden Gemeinde Matrei in Osttirol nimmt weiter konkrete Formen an. Mittlerweile stimmten laut Bürgermeister Raimund Steiner bereits 110 von 115 Gläubigern dem vergangene Woche von Land und Gemeinde vorgelegten Tilgungsplan zu. "Sie haben die Zustimmungserklärung unterschrieben", sagte er am Freitag zur APA. Endgültig Vollzug erwartete er in rund zwei Wochen.

Unter den aktuell noch ausstehenden Gläubigern befinden sich "aber einige Große", erklärte Steiner weiters. Bei diesen sei der Sachverhalt zum Teil etwas komplexer: "Bei einigen braucht es zuvor noch die Zustimmung von deren Gremien." Aber auch hier gab sich der Bürgermeister zuversichtlich: "In den nächsten beiden Wochen wird alles unter Dach und Fach sein."

Selbigen Optimismus versprühte Steiner auch in Hinblick auf die noch ausstehenden Gespräche mit den Finanzgläubigern, also Banken und Kreditinstituten. "Es gibt zwar noch keinen konkreten Termin, aber in den nächsten 14 Tagen wird auch in dieser Hinsicht voraussichtlich alles erledigt sein", hielt er fest. Somit decke sich der Zeithorizont der noch offenen Zustimmungserklärungen mit den Gesprächen mit den Banken.

Der Tilgungsplan sieht eine zinslose, hundertprozentige Abgeltung aller Verbindlichkeiten in den kommenden Jahren vor. Die Gläubiger wurden in drei "Kategorien" eingeteilt. Jene, bei denen die Verbindlichkeiten bis zu 50.000 Euro ausmachen, sollen noch heuer zur Gänze bedient werden. Jene, die zwischen 50.000 und 100.000 fordern, sollen bis spätestens April 2024 zu ihrem Geld kommen.

Gläubiger mit über 100.000 Euro an Verbindlichkeiten sollen in den kommenden vier Jahren "in vollem Umfang" abgegolten werden. Das Land Tirol tritt mit 3,7 Millionen Euro (inklusive der Transferzahlungen aus dem ersten Halbjahr 2023) als größter Gläubiger auf und "wird eine Rückzahlung dieser Summe zinsenlos in den nächsten 15 Jahren akzeptieren", wie vergangene Woche bekanntgegeben worden war. Die schwarz-rote Landesregierung sagte zudem zu, Matrei mit 6,6 Millionen Euro aus dem Gemeindeausgleichsfonds in den kommenden drei Jahren unter die Arme zu greifen.

In der Osttiroler Marktgemeinde mit rund 4.600 Einwohnern hatte sich ein Schuldenberg über 35,7 Mio. Euro angehäuft. 8,8 Mio. Euro davon sollen auf offene Rechnungen entfallen, 14,2 Mio. Euro auf Kredite und 12,7 Mio. Euro auf Haftungen.

Dass Matrei erhebliche finanzielle Probleme hat, war schon seit langem bekannt. So gab es bereits im Jahr 2012 einen ersten kritischen Prüfbericht über die Finanzgebarung. Immer wieder war von überdimensionierten Infrastrukturprojekten bzw. Investitionen, etwa in das Fußballstadion der Gemeinde, das Tauernstadion, die Rede gewesen. Ins Schussfeld geriet zuletzt einmal mehr der frühere, langjährige ÖVP-Bürgermeister, Ex-Landtagsabgeordnete und Bundesrat Andreas Köll. Dieser aber wehrte sich zuletzt vehement, seine Übergabebilanz sei "absolut sauber" gewesen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die finanzielle Rettung der wegen eines Schuldenstandes von über 35 Millionen Euro gegen die drohende Insolvenz kämpfenden Gemeinde Matrei in Osttirol nimmt weiter konkrete Formen an.
  • Mittlerweile stimmten laut Bürgermeister Raimund Steiner bereits 110 von 115 Gläubigern dem vergangene Woche von Land und Gemeinde vorgelegten Tilgungsplan zu.
  • "Sie haben die Zustimmungserklärung unterschrieben", sagte er am Freitag zur APA.