London erwägt EU-Beziehungen nach Schweizer Vorbild
Der britische Gesundheitsminister Steve Barclay lehnt die Übernahme des Schweizer Modells ab. "Ich kann diese Geschichte überhaupt nicht nachvollziehen", sagte Barclay dem Sender "Sky News". "Ich unterstütze das nicht. Ich möchte die Möglichkeiten, die der Brexit bietet, bestmöglich nutzen."
Der ehemalige Minister Simon Clarke äußerte sich ähnlich ablehnend. "Ich hoffe sehr und glaube, dass dies nicht in Erwägung gezogen wird", schrieb er auf Twitter. "Wir haben die Frage des Austritts aus der Europäischen Union im Jahr 2019 endgültig geklärt."
Großbritannien steht wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. "Es ist nicht zu leugnen, dass wir jetzt eine viel, viel stärkere Abschwächung des Handels im Vereinigten Königreich im Vergleich zum Rest der Welt sehen", sagte Swati Dhingra, Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der britischen Notenbank, am Mittwoch vor Abgeordneten. Ihre Kollegin Catherine Mann sagte, kleine Unternehmen seien am stärksten vom Brexit betroffen, da für Exporteure und Importeure zusätzliche Papiere erforderlich seien. Das befeuere auch die Inflation. Die Teuerungsrate liegt bei 11,1 Prozent.
Finanzminister Jeremy Hunt sagte kürzlich, laut der unabhängigen britischen Haushaltsbehörde stecke die Wirtschaft im Vereinigten Königreich bereits in einer Rezession. 2023 soll die Wirtschaftsleistung demnach um 1,4 Prozent schrumpfen. Die Notenbank befürchtet, dass sich die Rezession über Jahre hinziehen könnte.
Zusammenfassung
- Die britische Regierung will offenbar die Beziehungen zur Europäischen Union neu regeln und sich dabei die Schweiz zum Vorbild nehmen.
- Unter dem neuen Premierminister Rishi Sunak wolle London einen reibungslosen Handel anstreben, der sich an den Beziehungen der Schweiz zur EU orientiere, berichtete die "Sunday Times".
- Die Notenbank befürchtet, dass sich die Rezession über Jahre hinziehen könnte.