Kindergarten-Proteste sollen auch im neuen Jahr weitergehen
Bei den jüngsten Demos hätten die Pädagoginnen und Pädagogen gezeigt, dass sie auch ohne einheitliche Gewerkschaft Protestmaßnahmen organisieren können, zieht Taslimi eine positive Bilanz. Für ihre Anliegen habe es auch sehr viel Solidarität der Eltern gegeben, Interessensvertretungen und Initiativen aus dem Bereich Elementarpädagogik seien seither mehr geworden.
Als große Chance für Veränderung sieht Taslimi, dass im kommenden Jahr die Bund-Länder-Vereinbarung zu den Kindergärten neu verhandelt werden soll. In einem offenen Brief an den neuen Bildungsminister Martin Polaschek, Familienministerin Susanne Raab, Finanzminister Magnus Brunner (alle ÖVP) und die neun Landeshauptleute haben Kindergartenträger von der Caritas bis zu den Kinderfreunden, Berufsvertretungen, Bildungsstätten und Initiativen wie NEBÖ bereits festgehalten, was dabei aus ihrer Sicht notwendig ist: österreichweite Mindeststandards und mehr Geld. "Die vor einigen Jahren versprochene Kindergartenmilliarde muss jetzt endlich bereitgestellt werden", sagt Taslimi.
Eine entscheidende Reformmaßnahme wäre aus Sicht der NEBÖ-Sprecherin, die Zahl der Kinder pro Gruppe zu verringern: Dann würden mehr ausgebildete Elementarpädagoginnen, die nicht im Kindergarten arbeiten, in den Beruf zurückkehren bzw. mehr Absolventinnen als derzeit den Beruf ergreifen und dort mehr als nur ein paar Jahre bleiben, ist Taslimi überzeugt.
Am Tag der Elementarbildung am 24. Jänner soll Bildungsminister Polaschek einen Forderungskatalog erhalten, die Entscheidungsträger in den Bundesländern ebenso. Statt des aktuellen Fleckerlteppichs mit je nach Land unterschiedlichen Mindeststandards für Gruppengröße, Fachkraft-Kind-Schlüssel, Gehalt etc. wollen die Pädagoginnen ein einheitliches Bundesgesetz für die Kindergärten. Die Zuständigkeit soll von den Ländern zum Bund wandern, konkret ins Bildungsministerium.
Außerdem soll entsprechend wissenschaftlichen Empfehlungen eine Pädagogin bei den Unter-Dreijährigen nur noch für sechs Kinder zuständig sein (in Wien sind es derzeit 15 pro Pädagogin plus eine Assistentin), bei den Älteren für sieben. Gruppenführende Pädagoginnen sollen langfristig - wie in anderen europäischen Ländern schon jetzt - einen akademischen Abschluss brauchen, in einem ersten Schritt soll das zumindest für Führungskräfte gelten. Und auch für Assistentinnen soll es verpflichtend eine Ausbildung geben.
Von der Arbeitszeit sollen 25 Prozent für Vorbereitung (Entwicklungsgespräche, Portfolioarbeit, Dokumentation von Beobachtungen etc.) reserviert sein, Kinder mit Beeinträchtigungen sollen bundesweit ein Recht auf einen Kindergartenplatz haben und Expertinnen und Experten aus dem Kindergartenbereich bei Gesetzesänderungen in diesem Feld beigezogen werden. Auf der Liste steht auch eine faire einheitliche Entlohnung: Derzeit gibt es laut Taslimi zwischen den Ländern Unterschiede zwischen 300 und 500 Euro brutto pro Monat, in Wien verdienen Pädagoginnen im städtischen Kindergarten 300 Euro mehr als im privaten.
Zusammenfassung
- Im Oktober sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kindergärten und Horten für bessere Rahmenbedingungen auf die Straße gegangen.
- Die Demonstrationen seien "ein sehr starkes Zeichen" gewesen, sagt Natascha Taslimi vom Netzwerk Elementare Bildung (NEBÖ) zur APA, nun müsse man dranbleiben.
- Als große Chance für Veränderung sieht Taslimi, dass im kommenden Jahr die Bund-Länder-Vereinbarung zu den Kindergärten neu verhandelt werden soll.