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Japan und Südkorea festigen Beziehungen

Südkorea und Japan wollen mit Blick auf neue Herausforderungen durch China ihre Zusammenarbeit verstärken. Ungelöste historische Streitigkeiten sollten dies nicht verhindern, sagte der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol am Sonntag bei einem Besuch des japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida in Seoul in Anspielung auf die japanische Kolonialherrschaft von 1910 bis 1945. Kishidas Besuch in Seoul ist der erste eines japanischen Regierungschefs seit zwölf Jahren.

Yoon war im März nach Tokio gereist. "Zusammenarbeit und Koordinierung zwischen Südkorea und Japan sind nicht nur für die gemeinsamen Interessen beider Länder, sondern auch für den Weltfrieden und den Wohlstand angesichts der gegenwärtigen schwierigen internationalen Lage von entscheidender Bedeutung", sagte Yoon bei dem Treffen in Seoul. Japans Ministerpräsident sagte, dass beide Länder die Lieferketten ihrer Industrien sichern wollten und gemeinsam vor einseitiger Gewaltanwendung in Asien warnten.

Hintergrund der Annäherung ist die Bedrohung durch Nordkorea sowie die wachsende Konkurrenz durch China und die Sorge vor einem Konflikt um Taiwan. Kishida erklärte, er hoffe, mit Yoon sowohl die bilateralen Beziehungen als auch regionale und globale Themen wie Nordkorea erörtern zu können. Er hat Südkorea zum G7-Treffen der wichtigsten westlichen Industriestaaten Ende des Monats in Japan eingeladen. An dem Treffen nimmt auch Deutschlands Kanzler Olaf Scholz teil.

Die Industriestaaten Südkorea und Japan haben in den vergangenen Monaten auch ihre Beziehungen zu ihrer Schutzmacht USA ausgebaut. Südkorea hatte sich einem von den USA eingeforderten Ausfuhrverbot von Chips nach China angeschlossen. Beide Staaten nähern sich auch der NATO an, die in Japan ein Verbindungsbüro eröffnen will. China hat dagegen protestiert. Auch die deutsche Bundesregierung hat die Beziehungen zu den Regierungen in Seoul und Tokio in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt. Zuletzt hatte Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock Südkorea besucht.

Bisher standen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Südkorea und Japan vor allem die Erinnerung an die japanische Kolonialherrschaft im Wege. Anders als Deutschland hatte Japan nach dem Zweiten Weltkrieg keine explizite Aussöhnung mit den besetzten Ländern gesucht. Im Verhältnis zu Südkorea war dabei vor allem die Entschädigung der Opfer von Zwangsarbeit und Zwangsprostitution umstritten. Japans Ministerpräsident Kishida betonte nun in Seoul: "Mir persönlich tut das Herz weh, wenn ich an die vielen Menschen denke, die unter den schwierigen Umständen der damaligen Zeit schreckliches Leid und Trauer ertragen mussten."

Auch Österreich hält seine Kontakte zu Seoul aufrecht. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) empfängt am Montag den südkoreanischen Premierminister Han Duck-soo zu einem offiziellen Besuch in Wien. Die Themen des Besuchs werden voraussichtlich die bilateralen Beziehungen und die seit 2021 bestehende "Strategische Partnerschaft" sein. Südkorea zählt zu den wichtigsten Handelspartnern Österreichs in Asien und Ozeanien.

ribbon Zusammenfassung
  • Südkorea und Japan wollen mit Blick auf neue Herausforderungen durch China ihre Zusammenarbeit verstärken.
  • Kishidas Besuch in Seoul ist der erste eines japanischen Regierungschefs seit zwölf Jahren.
  • Die Industriestaaten Südkorea und Japan haben in den vergangenen Monaten auch ihre Beziehungen zu ihrer Schutzmacht USA ausgebaut.
  • Südkorea hatte sich einem von den USA eingeforderten Ausfuhrverbot von Chips nach China angeschlossen.