Israel erhöht militärischen Druck auf Hamas
Israel werde "den militärischen Druck bis zum letzten Moment verstärken, weil nur Verhandlungen unter Beschuss zu Ergebnissen führen werden", zitierte der israelische Fernsehsender Channel 12 am Freitagabend eine israelische Sicherheitsquelle.
Soldaten hätten in Khan Younis, im Süden des Gazastreifens, am Freitag "zahlreiche Terroristen mit präzisem Scharfschützenfeuer getötet". In Al-Saitun, einem Viertel der Stadt Gaza, habe eine Gruppe versucht, eine Rakete auf die israelischen Soldaten zu feuern, teilte das Militär weiter mit. Ein "Fluggerät zielte auf die Terroristen und tötete sie." Die Truppen setzten ihre Aktivitäten in dem Gebiet fort, hieß es weiter. Die Angaben des Militärs konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Eine israelische Delegation unter Leitung von David Barnea, dem Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, traf in Paris die Vertreter Ägyptens, Katars und der USA, die die Gespräche mit der Hamas vermitteln. Direkt verhandeln Israel und die Hamas nicht. Dem Vernehmen nach soll die Hamas einige ihrer Forderungen heruntergeschraubt haben. So verlange sie nur noch die Freilassung von mehreren Dutzend palästinensischen Häftlingen im Austausch für jede israelische Geisel, statt von Hunderten wie zuvor, berichtete Channel 12.
Israels Delegation in Paris soll wiederum laut dem Sender von ihrer Regierung die Vollmacht für eine gewisse Flexibilität bei den eigenen Positionen erhalten haben. Israel lehne jedoch die Hamas-Forderung nach einem dauerhaften Waffenstillstand und der Beendigung des Krieges weiter strikt ab, hieß es. "Die Bemühungen drehen sich darum, einen Grundrahmen mit klaren Kriterien dafür zu schaffen, worüber wir diskutieren und worüber nicht", zitierte der Sender den Regierungsbeamten. "Eine Einigung steht nicht bevor. Das Ziel ist es, eine solche vor dem Beginn des Monats Ramadan zu erzielen." Der muslimische Fastenmonat beginnt um den 10. März. Benny Gantz, Minister in Israels Kriegskabinett, warnte die Hamas erneut vor einer möglichen Ausweitung des Einsatzes auf die Stadt Rafah im Süden Gazas.
Israel bereitet derzeit eine umstrittene Militäroffensive auf die an Ägypten angrenzende Stadt vor, um nach eigenen Angaben die verbliebenen Hamas-Bataillone zu zerschlagen und dort vermutete Geiseln zu befreien. Die Regierung hat aber noch keinen Einsatzbefehl erteilt. In dem Ort haben Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge Schutz gesucht. In früheren Äußerungen hatte Gantz angekündigt, dass die Offensive in Rafah selbst im Ramadan beginnen könne, wenn bis dahin keine Vereinbarung zur Freilassung von mehr als 130 Geiseln in der Gewalt der Hamas erzielt ist. "Wir werden jeden Ort erreichen, wo Hamas-Terroristen sind", sagte der israelische Minister am Freitag in einer Video-Botschaft.
Laut Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums vom Freitag stieg die Zahl der Toten im Gazastreifen seit Beginn des Krieges vor fast fünf Monaten auf bereits 29.514 Tote und 69.616 Verletzte. Die Zahlen, bei denen nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird, können unabhängig nicht überprüft werden.
Auslöser des Krieges war ein Massaker, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Sie ermordeten dabei mehr als 1.200 Menschen und verschleppten 250 weitere in den Gazastreifen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.
Unterdessen verschärft sich auch die Lage an der Nordgrenze Israels zum Libanon. Bei einem israelischen Luftangriff wurden nach Angaben der Hisbollah-Miliz drei Menschen getötet. Wie die schiitische Miliz am Freitag mitteilte, wurden am Vortag ein Gesundheitszentrum und Rettungswagen getroffen. Israels Armee hatte hingegen mitgeteilt, der Angriff habe sich gegen eine militärische Einrichtung der Hisbollah gerichtet. Der israelische Außenminister Israel Katz warnte die vom Iran unterstützte Miliz am Freitag mit deutlichen Worten. "Wir werden nicht mehr lange auf eine diplomatische Lösung im Norden warten", schrieb Katz auf der Plattform X (vormals Twitter). Laut der "Times of Israel" führte die israelische Marine in der vergangenen Woche "umfangreiche" Übungen durch. Das Militär bereite sich auf einen möglichen Krieg vor, schrieb die israelische Zeitung am Freitag.
Zusammenfassung
- In Paris haben indirekte Verhandlungen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg begonnen, geleitet von Mossad-Chef David Barnea und unter Beteiligung von Ägypten, Katar und den USA, eine Einigung ist jedoch nicht in Sicht.
- Die Gespräche behandeln eine mögliche sechswöchige Kampfpause und einen Austausch von 200 bis 300 palästinensischen Häftlingen gegen 35 bis 40 israelische Geiseln.
- Die SPÖ fordert einen Waffenstillstand und humanitäre Hilfe für den Gazastreifen, während Israel sich grundsätzlich offen für eine Feuerpause zeigt, allerdings die Forderungen der Hamas als 'bizarr' ablehnt.