Doskozil: "Mit Träumereien Politik zu machen, kann ich nicht"
Um den Landeshauptmann des Burgenlands Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist es in letzter Zeit stiller geworden. Vor drei Monaten war er beim SPÖ-Parteitag kurzzeitig zum Partei-Chef gewählt worden, bis sich herausstellte, dass eigentlich Andreas Babler mehr Stimmen als er hatte.
Die darauf folgende Niederlage beim Parteitag in Linz bezeichnete er als "keine lustige Situation", so Doskozil im Interview mit der "Krone".
Er sprach auch von feindseliger Stimmung gegen ihn nach dem Mitglieder-Voting im Frühjahr, die aus der Wiener Landespartei sowie aus der Gewerkschaft gekommen sei. Dass er sich in dieser Situation überreden habe lassen, seinen angebotenen Rückzug wieder zurückzunehmen, "das tut mir heute noch leid".
Keine Termine mit Babler?
Über Babler sagt Doskozil, dass er nun erlebe, "wie schwierig das innerhalb der Partei" sei. Man müsse Babler zugestehen, "dass er ambitioniert ist, dass er einen gewissen Drive in die Partei gebracht hat. Aber ihn holt jetzt die parteiinterne Dynamik ein".
Bei Bablers Burgenland-Besuch im Zuge seiner Comeback-Tour sei Doskozil aber nicht anwesend, da er in Deutschland sei. Ob er bei anderen Besuchen dabei sei, könne er noch nicht sagen. Erst Mitte August war eine Debatte über Doskozils Anwesenheit entbrannt.
Kritik an Bundespartei
Doskozil bekräftigte in dem Interview auch seinen Rückzug aus der Bundespolitik. Er wolle nun seinen Weg im Burgenland weitergehen, um wieder Wahlen zu gewinnen.
Kritik an der Bundespartei äußerte er aber dennoch: "Würde ich als Politiker die 32-Stunden-Woche immer wieder öffentlich einfordern, wäre es für mich schwer, den Mitarbeitern, etwa in den Spitälern, gegenüberzutreten und das dann nicht umzusetzen - dort, wo ich zuständig bin. Mit Träumereien Politik zu machen, kann ich nicht."
Doskozil gegen "Mateschitz-Bashing"
Auch beim "Mateschitz-Bashing" aus den Reihen der SPÖ sparte Doskozil nicht mit Kritik. Der verstorbene Red-Bull-Chef habe einen Konzern aufgebaut und die Region Obersteiermark belebt, während René Benko "sicher eine andere Nummer" sei. "Aus meiner Sicht sollte Mateschitz posthum die höchste Auszeichnung der Republik für seine Verdienste verliehen werden", sagte Doskozil.
Er kritisierte auch die "Spitzengewerkschafter im Nationalrat", die durch Lohnerhöhungen in diesem und dem kommenden Jahr ungefähr 2.500 Euro brutto mehr im Monat bekämen: "Ich könnte mich da nicht in den Spiegel schauen, wenn ich sehe, wie die Kleinstverdiener abgespeist werden.
Zusammenfassung
- Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ging am Sonntag auf Distanz zur Bundes-SPÖ.
- Ob er mit SPÖ-Chef Andreas Babler gemeinsame Termine geben werde, sei ungewiss.
- An der Bundespartei hatte Doskozil auf jeden Fall einiges auszusetzen.