Hamas-Führer Ismail Haniyeh im Iran getötet
Die Hamas sprach von einem "tückischen zionistischen Überfall in seiner Residenz in Teheran". Auch ein Leibwächter Haniyehs starb. Haniyeh hatte am Dienstag an der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian teilgenommen.
Auch die Revolutionsgarden sprachen von einem Angriff auf Haniyehs Residenz. "Zeitig in der Früh wurde die Residenz von Ismail Haniyeh in Teheran getroffen, was in seinem und dem Märtyrertod eines seiner Leibwächter resultierte. Der Fall wird untersucht und die Resultate werden bald bekanntgegeben", kündigten die Revolutionsgarden an.
Hamas droht mit Vergeltung
Drohungen der Hamas auf Vergeltung ließen nicht lange auf sich warten: Die Ermordung Haniyehs sei eine "feige Tat, die nicht unbestraft bleiben wird", sagte ein Offizieller der Palästinenser-Organisation. Das bedeute eine gravierende Eskalation des Konflikts, der am 7. Oktober mit dem Anschlag der radikalislamischen Terrororganisation auf Israel begonnen hatte.
Dabei waren nach israelischen Angaben 1.195 Opfer zu beklagen, weitere 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Haniyehs Ermordung werde ihr Ziel nicht erreichen, so die Hamas. Israel betrachtet die gesamte Führung der Hamas als Terroristen und beschuldigt unter anderem Haniyeh, "die Fäden der Terrororganisation Hamas zu ziehen".
Hamas-Führer galt als pragmatisch
Haniyeh, der normalerweise in Katar lebte, war das Gesicht der internationalen Diplomatie der Hamas. Drei seiner Söhne wurden im Gazastreifen bei einem israelischen Luftangriff getötet. Haniyeh wurde 2017 an die Spitze der Hamas berufen und pendelte zwischen der Türkei und Katars Hauptstadt Doha.
Dadurch entging er den Reisebeschränkungen im abgeriegelten Gazastreifen und konnte als Unterhändler bei Waffenstillstandsgesprächen auftreten oder mit dem Hamas-Verbündeten Iran verhandeln.
Trotz seiner harten Rhetorik in der Öffentlichkeit wurde Haniyeh im Vergleich zu den Hardlinern der Hamas im Gazastreifen als gemäßigt angesehen. Bei arabischen Diplomaten und Politikern wurde er als relativ pragmatisch eingeschätzt.
Abbas verurteilt Tötung
Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas, der im Westjordanland das Sagen hat, verurteilte die Tötung Haniyehs in Teheran, wie die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete. Die Fraktionen in dem Palästinensergebiet riefen zum Generalstreik und zu Massendemonstrationen auf. Die von Abbas geführte gemäßigtere Fatah und die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen sind konkurrierende Palästinenser-Organisationen.
Auch die von Israels Erzfeind Iran unterstützte Houthi-Miliz im Jemen, die ebenfalls der Achse des Widerstandes angehört, reagierte empört auf die Tötung Haniyehs. "Ismail Haniyeh ins Visier zu nehmen, ist ein abscheuliches terroristisches Verbrechen und ein eklatanter Verstoß gegen Gesetze und ideale Werte", sagte Houthi-Anführer Mohammed Ali al-Houthi.
Video: Raketenangriff auf israelischen Fußballplatz
Erst am Dienstag hatte Israel nach eigenen Angaben gezielt einen Hisbollah-Kommandanten in Beirut getötet, der für den Beschuss der israelisch besetzten syrischen Golanhöhen mit zwölf Toten am Wochenende verantwortlich sein soll. Die Hamas und die Hisbollah im Libanon gehören der Achse des Widerstandes an, die von Iran geführt wird. Weithin wird eine Eskalation des Nahost-Konfliktes befürchtet.
Zusammenfassung
- Ismail Haniyeh, der Hamas-Führer, wurde in Teheran bei einem israelischen Angriff getötet, was auch den Tod eines seiner Leibwächter zur Folge hatte.
- Die Hamas kündigte Vergeltung an und bezeichnete den Angriff als gravierende Eskalation des Konflikts, der am 7. Oktober mit einem Anschlag der Hamas auf Israel begann.
- Haniyeh, der als moderater Vertreter der Hamas galt und für diplomatische Aktivitäten verantwortlich war, hatte am Tag vor dem Angriff an der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten teilgenommen.