Griechische Behörden setzten bereits gelandete Flüchtlinge wieder im Meer aus
Die griechische Küstenwache soll wiederholt Flüchtlinge illegal zurückgewiesen haben. Auch die EU-Grenzschutzbehörde Frontex soll bereits in mehreren Fällen verwickelt gewesen sein, berichteten mehrere Medien. Nun haben Recherchen des "Spiegel" in Zusammenarbeit mit der NGO "Aegean Boat Report" ergeben, dass offenbar sogar Flüchtlinge, die bereits in Lesbos an Land gegangen waren, von den dortigen Behörden wieder aufs Meer hinaus geschleppt und dort ausgesetzt wurden.
Konkret geht es in dem Bericht um zwei Frauen aus Burundi und dem Kongo, die zusammen mit sechzehn anderen Schutzsuchenden, darunter Minderjährige und Schwangere, offenbar auf offenem Meer ausgesetzt worden sind. Das Nachrichtenmagazin sei sich nach ausgiebiger Faktenprüfung sicher, dass die Geflüchteten von der griechischen Küstenwache in zwei kleinen aufblasbaren Rettungsflößen zurückgelassen wurden. Die Indizien liefern Handyfotos, die ein Asylwerber aus der betroffenen Gruppe von Lesbos und den Behörden machte.
Geflüchtete auf offenem Meer ausgesetzt
Die Geflüchteten seien zuvor auf der Insel Lesbos aufgegriffen und an einen naheliegenden Hafen verschleppt worden, das würden auch Fotos von dort beweisen. "Sie haben uns auf den Boden gedrückt und die Handys weggenommen", zitiert der Bericht einen der Geflüchteten. Die Männer hätten sie gezwungen, sich auszuziehen. Dann sollen sie von den griechischen Behörden teilweise zusammengeschlagen, angespuckt, beschimpft und mit Wasser besprüht worden sein.
Menschenrechtsexperte ortet "Orbanisierung" Griechenlands
PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz ist auf der griechischen Insel Lesbos und hat mit Christoph Riedl, Menschenrechtsexperte von der Diakonie, über die Situation in den Flüchtlingslagern gesprochen.
Anschließend sei die Gruppe auf einem orangefarbenen Rettungsfloß mitten im Meer ausgesetzt worden. "Ihr werdet erfrieren", hätten die griechischen Beamten noch gerufen. Die Gruppe wurde Stunden später von der türkischen Küstenwache aufgelesen und in Izmir an Land gebracht, wo sie sich derzeit aufhalten.
Die griechischen Behörden seien auf einen Fragenkatalog der "Spiegel"-Journalisten zu dem Vorfall nicht im Detail eingegangen, heißt es. Das für die Küstenwache zuständige Ministerium teilte lediglich mit, dass es 30 Ausländer an Land aufgegriffen und in Quarantäne gebracht habe. Außerdem halte man sich stets an die gültigen Gesetze.
Flüchtlingselend in provisorischem Lager
Auf Lesbos spitzt sich derzeit die Lage von rund 7.300 Flüchtlingen zu, die nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria provisorisch in einer zeltstadt untergebracht sind. Die Zustände sind katastrophal, die Zelte nicht winterfest und es mangelt an Toiletten, Warmwasser und Heizung.
Zusammenfassung
- Recherchen von Medien und NGOs zeigen, dass griechische Behörden offenbar Geflüchtete, die bereits auf Lesbos gelandet waren, wieder zurück aufs offene Meer brachten und dort aussetzten.
- Die Indizien liefern Handyfotos, die ein Asylwerber aus der betroffenen Gruppe von Lesbos und den Behörden machte.
- Die Geflüchteten seien zuvor auf der Insel Lesbos aufgegriffen und an einen naheliegenden Hafen verschleppt worden. "Sie haben uns auf den Boden gedrückt und die Handys weggenommen", zitiert der Bericht einen der Geflüchteten.
- Männer hätten sie gezwungen, sich auszuziehen. Dann sollen sie von den griechischen Behörden teilweise zusammengeschlagen, angespuckt, beschimpft und mit Wasser besprüht worden sein.
- Anschließend sei die Gruppe auf einem orangefarbenen Rettungsfloß mitten im Meer ausgesetzt worden.
- Die Gruppe wurde Stunden später von der türkischen Küstenwache aufgelesen und in Izmir an Land gebracht.