Gemeindewahlen könnten Vorarlberger Rathäuser bunter machen
Die Zeit der absoluten ÖVP-Mehrheiten in den Vorarlberger Gemeindestuben ist in den größeren Kommunen vorbei. In vier der fünf Städte hält die Volkspartei zwar die relative, aber nicht die absolute Mehrheit. Und auch in den einwohnerstärksten Marktgemeinden Lustenau, Hard (Bez. Bregenz) und Götzis (Bez. Feldkirch) ist die Volkspartei die stärkste Kraft, kann in den Gemeindevertretungen aber nicht alleine Beschlüsse fassen. In der Landeshauptstadt Bregenz, zuvor Schwarz-Grün regiert, musste die ÖVP 2020 gar den Bürgermeistersessel an die SPÖ abgeben - Bürgermeister können in Vorarlberg seit dem Jahr 2000 direkt gewählt werden. Der ehemalige SPÖ-Landesvorsitzende Michael Ritsch sitzt in Bregenz seither fest im Sattel, ob der ehemalige ÖVP-Landtagsklubobmann Roland Frühstück daran etwas ändern kann, wird sich zeigen.
Aber nicht nur in Bregenz wird es mit größter Wahrscheinlichkeit zu einer Stichwahl um den Bürgermeistersessel kommen, sondern auch - wie bereits vor fünf Jahren - in Bludenz und Feldkirch: In Bludenz glaubte die Volkspartei 2020 nach einem harten Match gegen SPÖ-Mann Mario Leiter mit der erfolgreichen Installation des damaligen Polit-Newcomers Simon Tschann nun jahrelang Ruhe zu haben. Seit einer im Dezember 2024 (nicht rechtskräftig) erfolgten Verurteilung Tschanns wegen Amtsmissbrauchs in einer Bauangelegenheit sind die Karten aber neu gemischt. Der nunmehrige SPÖ-Landesvorsitzende Leiter steigt wieder in den Ring, das Duell Tschann-Leiter erlebt eine Neuauflage. In der Stichwahl 2020 waren die beiden lediglich durch 222 Stimmen getrennt. Zuletzt stellte die SPÖ den Bludenzer Stadtchef von 1970 bis 1995.
Im traditionell tiefschwarzen Feldkirch übergab im Sommer 2024 ÖVP-Stadtchef Wolfgang Matt an Manfred Rädler. Die FPÖ hat gegen ihn Parteiobmann-Stellvertreterin und Vizebürgermeisterin Andrea Kerbleder aufgestellt, ihr werden zumindest gute Chancen eingeräumt. Eine Stichwahl scheint garantiert.
Kaufmann und Fischer treten ab
Weitere Bürgermeister-Stichwahlen werden in Dornbirn und Lustenau erwartet. Dort beenden mit Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann (Dornbirn) und Kurt Fischer (Lustenau) langjährige ÖVP-Bürgermeister ihre politischen Karrieren, was den Herausforderern - im Speziellen Christoph Waibel (Dornbirn) und Martin Fitz (Lustenau) von der FPÖ - das Leben leichter macht. Geht es nach der ÖVP, sollen in Dornbirn der aktuelle Vizebürgermeister Julian Fässler und in Lustenau der Landtagsabgeordnete Patrick Wiedl nachfolgen. Während Fässlers Wahl ungefährdet sein dürfte, haben die Lustenauer ÖVP-Verantwortlichen größere Sorgenfalten auf der Stirn. Bei den jüngsten Wahlgängen hat die FPÖ in Lustenau - wo die Freiheitlichen von 1960 bis 2010 das Gemeindeoberhaupt stellten - die ÖVP wieder überholt. Was das für Wiedl heißt, wird man sehen. Als völlig sicher gilt hingegen die Wiederwahl von FPÖ-Bürgermeister Dieter Egger in der Nachbarstadt Hohenems. Egger ist seit 2015 im Amt. 2020 gab es sechs Bürgermeister-Stichwahlen und damit eine neue Höchstmarke. Sollten es heuer gleich viele oder mehr werden, wäre es keine Überraschung.
In den 96 Vorarlberger Kommunen waren andere als von der ÖVP oder bürgerlichen Listen gestellte Bürgermeister in der Vergangenheit rar gesät. Mittlerweile regieren aber auch fünf FPÖ-Stadt- bzw. Gemeindeoberhäupter, vier von der SPÖ und zwei von den Grünen. Bei den Stichwahlen vor fünf Jahren reüssierten Ritsch und Martin Staudinger in Hard, die Grünen brachten überhaupt erstmals einen Kandidaten an die Rathaus-Spitze - Frank Matt in Lochau (Bez. Bregenz). Während der Periode kam dann auch noch Stefan Übelhör in Höchst (Bez. Bregenz) dazu.
Nur wenige Bürgermeisterinnen
Der FPÖ fielen seit 2020 zwei Bürgermeistersessel praktisch in den Schoß. So erklärten sich in Übersaxen Manfred Vogt und in Satteins Andreas Dobler (beide Bez. Feldkirch) zur Nachfolge der dort zurückgetretenen Gemeindeoberhäupter bereit, obwohl die FPÖ in den beiden Orten klar weniger politisches Gewicht hat als die führenden Namenslisten. Nenzing und Vandans (beide Bez. Bludenz) sind seit längerem in blauer Hand. Hoffnungen machen sich die Freiheitlichen zudem in St. Gallenkirch (Montafon) und im Kleinwalsertal.
Frauen in der Leitung einer Gemeinde bilden in Vorarlberg weiter die Ausnahme: Derzeit sind acht der 96 Gemeinden in weiblicher Hand. Kaufmann (Dornbirn) und Katharina Wöß-Krall (Rankweil, Bez. Feldkirch) gehören der ÖVP an, ebenso Angelika Moosbrugger in Wolfurt (Bez. Bregenz). Den Gemeinden Reuthe, Kennelbach (beide Bez. Bregenz), Ludesch (Bez. Bludenz), Raggal (Großes Walsertal) und Viktorsberg (Bez. Feldkirch) stehen Bianca Moosbrugger-Petter, Irmgard Hagspiel, Alexandra Schalegg, Alexandra Martin und Manuela Marte vor. Von den fünf Letztgenannten traten drei für Namenslisten an, in Raggal wurde Martin direkt gewählt.
Zusammenfassung
- Nach den Vorarlberger Gemeindevertretungswahlen am 16. März könnten die traditionell von der ÖVP dominierten Rathäuser bunter werden.
- Die FPÖ rechnet mit einem Zuwachs an Bürgermeistern zu ihren derzeit fünf, während die SPÖ aktuell vier Ortschefs stellt.
- Stichwahlen um den Bürgermeisterposten werden in Bregenz, Bludenz und Feldkirch erwartet, wobei die ÖVP in Bregenz den Bürgermeisterposten 2020 an die SPÖ verlor.
- In den einwohnerstärksten Marktgemeinden ist die ÖVP zwar stärkste Kraft, kann aber keine Alleinbeschlüsse fassen.
- Frauen sind in der Leitung von Vorarlberger Gemeinden weiter die Ausnahme, mit nur acht von 96 Gemeinden in weiblicher Hand.