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Kommandant des Islamischen Jihad im Westjordanland getötet

Beim jüngsten Militäreinsatz der israelischen Armee im Westjordanland ist nach Angaben der militanten Palästinensergruppe Islamischer Jihad ein örtlicher Befehlshaber der Organisation getötet worden. Muhhamad Jabber, bekannt als Abu Shujaa, Kommandant der Al-Quds-Brigaden im Flüchtlingslager Nur Shams in Tulkarem, sei "zusammen mit mehreren Brüdern seiner Brigade" nach Kämpfen gegen israelische Soldaten "gestorben", erklärte die Gruppe am Donnerstag.

Die Al-Quds-Brigaden sind der bewaffnete Arm des mit der radikalislamischen Hamas verbündeten Islamischen Jihad. Die islamistische Organisation erklärte, dass Abu Shujaa in der Vergangenheit "Mordversuchen und Festnahmen" durch die israelische Armee entgangen sei. Die israelische Armee beschuldigt Abu Shujaa unter anderem, "in mehrere Terroranschläge verwickelt" gewesen zu sein und "im Juni einen Schusswaffenangriff angeordnet zu haben, bei dem ein Zivilist getötet wurde".

Im Zuge des groß angelegten Militäreinsatzes im nördlichen Westjordanland sind palästinensischen und israelischen Angaben zufolge bisher mindestens 16 Menschen getötet worden. Palästinensischen Berichten zufolge soll es sich bei den meisten von ihnen um Militante handeln. Sie seien seit Beginn der Operation in Jenin, Tubas und Tulkarem ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete unter Berufung auf medizinische Kreise 17 Tote. Laut palästinensischen Berichten sind zwei der Getöteten Zivilisten. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israels Armee meldete bisher sieben getötete militante Palästinenser in Jenin, fünf in Tulkarem sowie weitere vier getötete Bewaffnete in Faraa nahe Tubas. Zehn Personen seien festgenommen worden, hieß es weiter. Sicherheitskräfte entschärften den Angaben nach zudem Dutzende Sprengsätze und stellten Waffen sicher. Der Einsatz in dem Flüchtlingsviertel Faraa im Norden des Palästinensergebiets ist Militärangaben zufolge inzwischen beendet worden. Die Armee machte bisher keine Angaben dazu, wie lange sie noch in den anderen Orten gegen militante Palästinenser vorgehen wird. Israelischen Medien zufolge könnte er mehrere Tage andauern.

Auslöser für den groß angelegten Einsatz war nach Angaben der israelischen Armee ein "deutlicher Anstieg terroristischer Aktivitäten im vergangenen Jahr". Dazu gehörten "mehr als 150 Schießereien und Sprengstoffanschläge", die allein von den nun anvisierten Gebieten ausgegangen seien. Es ist der größte Einsatz der israelischen Armee im Westjordanland seit Monaten.

Als Reaktion auf Israels Vorgehen im Westjordanland und die andauernden Angriffe im Gazastreifen hat die Hamas arabischen Medien zufolge zu einer Wiederaufnahme von Selbstmordanschlägen aufgerufen. Hamas-Führer Khaled Meshaal forderte dem arabischen Sender Sky News Arabia zufolge bei einer Konferenz in der türkischen Millionenstadt Istanbul am Mittwochabend, eine "Rückkehr der Selbstmordoperationen". Die aktuelle Situation verlange einen "offenen Konflikt", so Meshaal. Er rief die Anhänger der Hamas dazu auf, "sich an mehreren Fronten am tatsächlichen Widerstand gegen das zionistische Gebilde (Israel) zu beteiligen."

Die Vereinten Nationen kritisieren die Härte des groß angelegten Militäreinsatzes Israels im nördlichen Westjordanland. Die Menschen in der besetzten Region seien "zunehmend tödlichen Kriegstaktiken ausgesetzt, die die internationalen Standards für die Strafverfolgung zu überschreiten scheinen", sagte der Sprecher von UNO-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, in New York unter Verweis auf das UNO-Nothilfebüro OCHA. Tödliche Gewalt und Schusswaffen dürften von Sicherheitskräften nur als letztes Mittel bei unmittelbarer Todesgefahr oder schwerer Verletzung eingesetzt werden.

Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 635 Palästinenser getötet.

Bei Kämpfen im Gazastreifen sind unterdessen erneut Dutzende Menschen getötet worden. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen innerhalb von 24 Stunden 68 Menschen ums Leben. Das israelische Militär teilte mit, im Lauf des vergangenen Tages "Dutzende Terroristen ausgeschaltet" zu haben. Darunter sei ein Kommandant der Geheimdiensteinheit des Islamischen Jihads. Er war laut Armee am Massaker am 7. Oktober in Israel beteiligt. Die Armee sprach zudem von andauernden Gefechten in Rafah und Khan Younis im Süden sowie in den Außenbezirken von Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Vereinten Nationen kritisierten die Härte des israelischen Militäreinsatzes und wiesen auf die zunehmende Anwendung tödlicher Gewalt hin. Seit dem Hamas-Massaker im Oktober 2023 wurden im Westjordanland 635 Palästinenser getötet.