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Überraschend enge Präsidentschaftswahl in Ecuador

Amtsinhaber Daniel Noboa und seine Herausforderin Luisa González ziehen in die zweite Runde der Präsidentenwahl in Ecuador ein. Der liberalkonservative Staatschef kam nach Auszählung von knapp 91 Prozent der Stimmen auf rund 44,3 Prozent, wie das Wahlamt in der Nacht (Ortszeit) mitteilte. Die Linkspolitikerin González aus dem Lager von Ex-Präsident Rafael Correa erhielt 43,8 Prozent. Eine Stichwahl am 13. April gilt als wahrscheinlich.

Der künftige Staatschef oder die künftige Staatschefin stehen vor enormen Herausforderungen: Das einst sichere Land war zuletzt in die Gewalt abgerutscht. Mächtige Drogenbanden machen sich in Ecuador breit, über die Pazifikhäfen werden große Mengen Kokain vor allem nach Europa und Asien geschmuggelt. Noboa erklärte den Ausnahmezustand und schickte die Streitkräfte in den Kampf gegen die Gangs.

Zudem steckt das Land in einer Verfassungskrise. Noboa ließ sich für den Wahlkampf nicht beurlauben, wie es eigentlich von der Verfassung vorgesehen ist. Damit soll vermieden werden, dass Amtsinhaber staatliche Mittel für ihre Kampagne missbrauchen. Rechtsexperten zufolge hätte Noboa die Regierungsgeschäfte vor der Wahl an seine Vizepräsidentin Verónica Abad übergeben müssen, mit der er allerdings über Kreuz liegt.

Der Sohn eines reichen Bananen-Unternehmers war im Oktober 2023 zum Präsidenten gewählt worden, nachdem dessen Vorgänger Guillermo Lasso nach zwei Jahren im Amt das Parlament aufgelöst und vorgezogene Neuwahlen angesetzt hatte. Da Noboa lediglich die reguläre Amtszeit von Lasso zu Ende führte, standen jetzt nach nur eineinhalb Jahren erneut Wahlen an.

Oppositionskandidatin bejubelt "statistischen Gleichstand"

González bewertete die Zwischenergebnisse vor jubelnden Anhängern in der Hauptstadt Quito als "statistischen Gleichstand" in ihrem Rennen mit Noboa. Ihr unerwartet gutes Abschneiden bezeichnete sie als "großen Sieg" für Ecuador. Noboa war aufgrund der Umfragen als Favorit in die Wahl gezogen.

Auch die dann kurz nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Exit-Polls hatten ihm einen deutlichen Vorsprung vorhergesagt. Diese auf Nachwahlbefragungen basierenden Prognosen sahen Noboa bei leicht über 50 Prozent, was für einen Sieg in der ersten Runde gereicht hätte.

Junger Staatschef

Zu der Wahl waren 13,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger im Alter zwischen 18 und 65 Jahren aufgerufen gewesen. Der Millionär und Geschäftsmann Noboa ist mit seinen 37 Jahren einer der jüngsten Präsidenten der Welt. Während seiner kurzen Amtszeit erlebte das Land eine deutliche Zunahme der Gewalt.

Seine Rivalin González wird von dem im Exil lebenden, aber immer noch einflussreichen, linken Ex-Präsidenten Rafael Correa unterstützt. Sie hat Anhänger vor allem in ärmeren Gesellschaftsschichten und in ihrer Heimatregion an der Pazifikküste. Noboa und González waren bereits bei der vorgezogenen Wahl 2023 gegeneinander angetreten. In einer Stichwahl im Oktober 2023 setzte sich Noboa dann knapp durch.

Zusammenfassung
  • Daniel Noboa und Luisa González treten in einer Stichwahl am 13. April gegeneinander an, nachdem Noboa 44,3 % und González 43,8 % der Stimmen erhalten haben.
  • Ecuador steht vor großen Herausforderungen, darunter eine Zunahme der Gewalt durch Drogenbanden und eine Verfassungskrise, da Noboa sich nicht für den Wahlkampf beurlauben ließ.
  • Noboa, einer der jüngsten Präsidenten mit 37 Jahren, und González, unterstützt von Ex-Präsident Correa, hatten bereits bei der Wahl 2023 gegeneinander kandidiert.