Equal Pay Day - Warum Frauen 44 oder 60 Tage gratis arbeiten
Laut dem Netzwerk "Business and Professional Women Austria", das den Frühjahrs-Equal-Pay-Day für Österreich berechnet, liegt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aktuell bei 12,2 Prozent (2024: 12,4 Prozent). Der Termin ist damit einen Tag vorgerückt, demnach arbeiten Frauen ab Jahresanfang 44 Tage lang "gratis". Anders sehen die Zahlen dann gegen Jahresende aus: Frauen arbeiten laut der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich von 2. November bis zum Jahresende "gratis", der Gender Pay Gap beträgt 16,3 Prozent (2024: 16,6 Prozent). Es habe sich kaum etwas verändert, hieß es vonseiten der AK Oberösterreich, in der man das Vorrücken des Equal Pay Days um einen Tag u.a. damit begründete, dass das vorige Jahr ein Schaltjahr war.
Die Gründe dieses Unterschieds sind nicht sofort ersichtlich, werden doch bei beiden Terminen die Lohnsteuerdaten der Statistik Austria aus dem Jahr 2023 - neuere Daten gibt es nicht - und die Bruttojahresbezüge von ganzjährig Vollzeitbeschäftigten herangezogen. Beim Februar-Equal-Pay-Day wird jedoch vom Median ausgegangen, bei jenem im November vom Durchschnittseinkommen.
Eine Bewertung, was davon "richtiger" sei, wollte Fink gegenüber der APA nicht treffen - es handle sich um unterschiedliche Betrachtungsweisen. Mit dem Median werde die "mittlere Frau" mit dem "mittleren Mann" verglichen - jene also, die in der Mitte der Einkommensverteilung stehen. Mit dem Durchschnitt werde versucht, auch andere Einkommen zu berücksichtigen, dieser reagiere allerdings stark auf Ausreißer - sehr niedrige oder hohe Einkommen.
Bei beiden Berechnungsarten blicke man mit den ganzjährig Vollzeitbeschäftigten allerdings nur auf eine Untergruppe der Gesellschaft - die Werte seien dann auch nur für diese repräsentativ. Das Wifo berechnet den Gender Pay Gap deshalb auf Basis des Mikrozensus und der Stundenlöhne, wobei hier wiederum die Datenlage schwierig sei. Für 2022 kam man dabei auf einen geschlechtsspezifische Lohnunterschied von 13,5 Prozent.
Frauen eher in Branchen mit niedrigerer Entlohnung
Zur Entstehung der Lohnlücke trägt Fink zufolge etwa bei, dass Frauen seltener in Führungspositionen und öfter in Branchen tätig sind, in denen es eine tendenziell schlechtere Entlohnung gibt. Auch Erwerbsunterbrechungen - aufgrund von Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen - spielen eine Rolle. Häufiger als Männer sind Frauen auch in Teilzeitjobs tätig, was üblicherweise zu geringeren Aufstiegschancen führt. "Es gibt sehr wenige Manager, die Teilzeit arbeiten", meinte Fink.
Der Ökonom sprach sich für einen Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung und Modelle beim Bezug des Kinderbetreuungsgelds aus, die eine stärkere Teilung vorsehen. Beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf brauche es weiterhin "eine Bandbreite von Maßnahmen - eine Herdprämie gehört nicht dazu", so Fink. Der von der FPÖ gewünschte Bonus für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, könne aber paradoxerweise sogar zu einem Sinken der Lohnlücke führen. Allerdings nur deshalb, weil wohl vor allem Frauen mit niedrigerem Einkommen durch diesen Anreiz aus dem Erwerbsleben ausscheiden würden, nicht aber jene mit höherem Einkommen. Fink warnte davor, dass mit der Maßnahme eine Reduktion der institutionellen Kinderbetreuung einhergehen könnte, wodurch sich die Wahlfreiheit reduzieren würde.
Zusammenfassung
- Am 13. Februar markiert der Equal Pay Day den Beginn von 44 Tagen 'gratis' Arbeit für Frauen, basierend auf einer Lohnlücke von 12,2%, laut Business and Professional Women Austria.
- Die Arbeiterkammer Oberösterreich berechnet eine Lohnlücke von 16,3%, was bedeutet, dass Frauen ab dem 2. November bis Jahresende 'gratis' arbeiten.
- Wifo-Ökonom Marian Fink spricht sich für den Ausbau der Kinderbetreuung aus und warnt vor der Herdprämie, die die Wahlfreiheit der Frauen einschränken könnte.