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Ein Tag ohne die EU als Touristin

Ob Wochenendtrip nach Kopenhagen oder Sommerurlaub in Kroatien – Reisen innerhalb der EU verlangt kaum Papierkram. Wer das nötige Geld und die Zeit hat, kann jederzeit die Grenze überqueren und Urlaub machen. Aber wie würde sich eine Reise nach Italien gestalten, wenn Österreich nicht in der EU wäre?

Wer im Sommer bei Aperol, Strand und Sonne entspannen will, fährt als Österreicher:in am liebsten nach Italien. Das ergab eine Studie des Vorjahres.

Das Land ist nicht nur nahe gelegen, es ist auch noch EU-Mitglied. Reisen zwischen Österreich und Italien könnte also kaum einfacher sein.

Aber was, wenn Österreich nicht Teil der EU wäre? 

Schilling statt Euro

Eine Österreicherin, nennen wir sie der Einfachheit halber Sonja, zieht es im Sommer nach Italien. Die 35-Jährige will den Menschenmassen entgehen und wenig für ihre Flüge zahlen, daher reist sie extra in der Nebensaison.

Gebucht hat sie die Flüge schon vor Wochen, hin und zurück hat sie rund 3.400 Schilling bezahlt.

Keine Entschädigung bei Verspätung?

Diesmal hat Sonja darauf geachtet, bei einer italienischen Fluglinie zu buchen, damit die EU-Fluggastrechte auch gelten. Im Vorjahr ist sie mit einer österreichischen nach Florenz geflogen, deren Maschine stark verspätet gewesen war.

Trotz wochenlanger Beschwerden bekam sie von der Airline nie eine Entschädigung für die stundenlange Verspätung. Einer italienischen Freundin war zuvor Ähnliches passiert, sie bekam ihr Geld aber zumindest teilweise zurück. Sie konnte sich auf die EU-Fluggastrechteverordnung berufen, die fixe Beträge für Verspätungen vorsieht.

Keine schnellere Passkontrolle

Diesmal klappt aber alles, und Sonja steht bereits am späten Morgen bei der Grenzkontrolle. Die Schlange für internationale Ankömmlinge bewegt sich nur langsam, vor ihr entdeckt sie die Pässe einer US-amerikanischen Familie, um die Kurve warten zwei Japaner.

Langsam setzt die Müdigkeit ein, der Flug war früh gestartet und Sonja hatte noch panisch nach ihrem Reisepass suchen müssen. Neben ihr rauschen nun andere Tourist:innen gemeinsam mit Einheimischen durch die Grenzkontrolle für EU-Bürger:innen, viele von ihnen sind nur mit einem Personalausweis ausgerüstet.

Teures Roaming

Sonja nutzt die Zeit, um sich zu versichern, dass sie das Roaming am Handy ausgeschaltet hat. Sie hat keine Lust, für teures Internet zu zahlen.

Als sie schließlich an der Reihe ist, hat sie bereits alles in der Hand. Sie legt dem Beamten ihren Pass sowie ihr bewilligtes Visum vor. Letzteres hatte sie gleichzeitig mit der Flugbuchung beantragt, damit es ja rechtzeitig kam.

Der Grenzpolizist spricht nur mit ihr, um sie auszufragen, was der Grund ihrer Reise ist – "Urlaub am Strand" – dann winkt er sie durch.

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Währungsumtausch

Sonja arbeitet sich gemeinsam mit allen anderen bis zur Gepäckausgabe durch und schaut sich um, während sie darauf wartet, dass das Band anspringt.

Am Ende der Halle werden bereits Büros zum Umtausch von Währungen angepriesen, aber Sonja hat bereits knapp 150 Euro in ihrer Geldbörse. Die fremde Währung fühlt sich immer ein bisschen wie Monopoly-Geld an. Wenn sie nicht genau weiß, wie viel sie für eine Kugel Eis zahlt, ist ihr das aber auch ganz recht. So kommt auf jeden Fall Urlaubsgefühl auf.

Krank im Ausland

Beim Eis muss sie wenigstens nicht darauf aufpassen, dass sie sich Salmonellen einfängt. Ihr graust noch immer beim Gedanken an ihren letzten Frankreich-Urlaub. 

Einerseits, weil das Fleisch in einem Restaurant wohl doch zu roh gewesen war, andererseits weil die darauf folgende Arztrechnung die Reisekosten rasant in die Höhe getrieben hatte. In der Ordination hätten sie eine E-Card akzeptiert, ihre österreichische Versicherung hingegen war nutzlos. 

Sonja musste die Behandlung selbst bezahlen und konnte sie in Österreich nicht einmal von der Krankenkasse absetzen. 

Billiges Duty Free

Bevor sie sich aber in schlechten Erinnerungen verliert, schnappt sie sich stattdessen ihren Koffer und folgt den Schildern nach draußen. Dabei merkt sie sich schon jetzt für den Heimflug, wie groß der Duty-Free-Bereich hier ist.

Sie hat vor, italienischen Wein mitzunehmen, denn ohne die Mehrwertsteuer ist er hier deutlich billiger. Ihre italienische Freundin kann nur seufzen, wenn Sonja ihr das erzählt: Seit 1999 dürfen in der EU keine steuerfreien Waren mehr angeboten werden, seither sind auch die Ersparnisse beim Duty Free stark zurückgegangen.

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Für den Moment ist Duty-Free-Shopping aber noch in weiter Ferne. Sonja hat den Ausgang gefunden sowie einen Bus, der vielversprechend aussieht.

Bevor die ganze Odyssee bei der nächsten Reise erneut beginnt, startet für sie nun erst einmal der Strandurlaub.

ribbon Zusammenfassung
  • Ob Wochenendtrip nach Kopenhagen oder Sommerurlaub in Kroatien – Reisen innerhalb der EU verlangt kaum Papierkram.
  • Wer das nötige Geld und die Zeit hat, kann jederzeit die Grenze überqueren und Urlaub machen.
  • Aber wie würde sich eine Reise nach Italien gestalten, wenn Österreich nicht in der EU wäre?