APA/Daniel Bockwoldt

Berlin: Versuchter Brandanschlag auf jüdische Einrichtungen

Auf ein Haus mit jüdischen Einrichtungen in Berlin hat es nach Angaben der betroffenen Gemeinde in der Nacht auf Mittwoch einen versuchten Brandanschlag gegeben. Verletzt wurde offenbar niemand.

Die Gemeinde Kahal Adass Jisroel schrieb auf Twitter (inwzischen X), Unbekannte hätten zwei Molotow-Cocktails von der Straße aus in Richtung ihres Gemeindezentrums in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte geworfen. Die Polizei bestätigte auf Anfrage einen Vorfall in der Brunnenstraße, nannte aber keine Details.

Laut "Tagesspiegel" gab es keine Verletzten.

Angreifer verfehlten Gebäude

Die Brandflaschen seien funktionsfähig gewesen und hätten gebrannt. Das Gebäude sei jedoch nicht in Brand geraten, da die Angreifer es verfehlt hätten. Die Brandsätze seien nur bis auf den Gehsteig geflogen und dort erloschen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf die Polizei. Objektschützer der Polizei waren demnach am Ort, konnten den Anschlag jedoch nicht verhindern und die Täter auch nicht festhalten.

In dem Gebäude befinden sich dem Bericht zufolge mehrere jüdische Institutionen, darunter eine Talmud-Thora-Schule und eine Synagoge.

Scholz verurteilte Anschläge

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte die Anschläge auf jüdische Einrichtungen und gewalttätige Ausschreitungen als "menschenverachtend, abscheulich und nicht zu dulden." Antisemitismus habe in Deutschland keinen Platz, schrieb er auf der Plattform X (Twitter). Vor Journalisten in Kairo kündigte Scholz verstärkte Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen an.

Auch der Zentralrat der Juden verurteilte den versuchten Brandanschlag scharf. "Dieser Brandanschlag ist die konsequente Fortsetzung der Verherrlichung des Hamas-Terrors auf deutschen Straßen. Der 'Tag des Zorns' ist nicht nur eine Phrase. Es ist psychischer Terror, der in konkrete Anschläge mündet."

Ausschreitungen in Berlin

Zuvor hatte es in Berlin und anderen deutschen Städte nach einer verheerenden Explosion in einem Krankenhaus im Gazastreifen mit mutmaßlichen Hunderten Toten auch spontane Proteste und teils Ausschreitungen gegeben.

In Berlin wurden dabei am Dienstagabend nach einer Pro-Palästina-Mahnwache am Brandenburger Tor nach Polizeiangaben Einsatzkräfte angegriffen. Die Polizei sprach von mehr als 300 Menschen, die sich dort versammelt hätten, ein dpa-Fotograf schätzte die Zahl auf rund 1.000. Nach mehreren Lautsprecheraufforderungen, den Ort zu verlassen, wurde die unerlaubte Ansammlung aufgelöst.

Das nahe gelegene Holocaustmahnmal musste von Polizisten geschützt werden. Nach Medienberichten hatten Demonstranten versucht, dorthin zu gelangen, wurden aber daran gehindert. Die Polizei bestätigte das am Mittwochmorgen zunächst nicht.

Polizei mit Pyrotechnick beschossen

Im Berliner Bezirk Neukölln gab es nach einem Aufruf zu einer nicht angemeldeten Pro-Palästina-Demonstration Ausschreitungen. Es hätten Barrikaden, E-Scooter und ein Kinderspielplatz gebrannt, teilte die Feuerwehr auf X, ehemals "Twitter", mit. Ihre Einsatzkräfte seien mit Pyrotechnik beschossen worden. Die Polizei wurden mit Steinen angegriffen. Zwei Polizisten mussten vom Rettungsdienst versorgt werden.

Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wurden über 20 Einsatzkräfte bei den Ausschreitungen in Berlin verletzt. Auf sie seien an der Sonnenallee, am Hermannplatz und am Pariser Platz Steine und Pyrotechnik geworfen worden, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch auf der Plattform X, früher Twitter, mit.

Auch in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens gab es pro-palästinensische Kundgebungen mit insgesamt mehr als 500 Beteiligten. Die meisten kamen in Aachen mit 200 zusammen, wie die Polizei in der Nacht mitteilte. Jeweils rund 100 Menschen gingen in Dortmund, Düsseldorf und Essen auf die Straße, Köln meldete 30 Menschen. Die Kundgebungen verliefen friedlich, wie die Polizeileitstellen mitteilten. Einige Demonstranten hatten demnach palästinensische Flaggen und Kerzen dabei.

ribbon Zusammenfassung
  • Auf ein Haus mit jüdischen Einrichtungen in Berlin hat es nach Angaben der betroffenen Gemeinde in der Nacht auf Mittwoch einen versuchten Brandanschlag gegeben.
  • Unbekannte hätten zwei Molotow-Cocktails von der Straße aus in Richtung ihres Gemeindezentrums geworfen.
  • Das Gebäude sei jedoch nicht in Brand geraten, da die Angreifer es verfehlt hätten.
  • Verletzt wurde offenbar niemand.