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Auch Tirol ist nun bei Pflegelehre dabei

Der Pilotversuch für die beim Ministerrat am Mittwoch beschlossene Pflegelehre wird neben Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg in einem weiteren Bundesland umgesetzt, nämlich in Tirol. Wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtete, hatte das Bundesland noch kurzfristig bei Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) "interveniert" bzw. darauf gepocht, auch dabei zu sein. Anders die Darstellung des Ministeriums: Eine Intervention habe es nicht gegeben und brauche es auch nicht.

Genauso wenig wie eine Intervention benötige es überdies eine Genehmigung. Jedes Bundesland könne schließlich eigenständig entscheiden, ob es Pilotklassen zur Pflegelehre einrichten möchte. Der Bund schaffe lediglich die gesetzliche Grundlage, hieß es aus dem Ministerium gegenüber der APA. Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg hätten dies im Vorfeld bekanntgegeben, Tirol hingegen nicht. Zudem habe es "vor, während und nach der Begutachtung der gesetzlichen Grundlage laufend Informationen an alle Bundesländer bzw. die zuständigen Landesräte gegeben", betonte das Arbeitsministerium und schob nach, dass man die Schaffung weiterer Ausbildungsplätze "selbstverständlich ausdrücklich begrüßt". Hagele hatte gegenüber der "TT" von einem "möglichen Missverständnis" gesprochen: "Dass dieser Bedarf extra angemeldet werden musste, war uns so nicht klar."

Verwirrung und diametral entgegengesetzte Aussagen zwischen Land und Ministerium gab es kurzfristig in einem weiteren Punkt. In einer Aussendung am Freitag wurde zunächst seitens des Landes erklärt, dass mit Donnerstag die "Weichen für den Start der Pflegelehre" auch in Tirol gestellt worden seien. Denn Landesrätin Hagele habe sich im Rahmen eines "Arbeitsbesuches" bei Kocher mit diesem auf einen weiteren Pilotversuch am Standort Tirol geeinigt. Man sei "schon verwundert" über diese Aussage, entgegnete daraufhin die Sprecherin des Ministers gegenüber der APA. Schließlich kam es zur Auflösung: Das Land versendete auf APA-Anfrage eine "Klarstellung" bzw. "Korrektur", in der man sich entschuldigte. Es handelte sich offenbar um einen internen Irrtum. Die Abstimmung zur Pflegelehre habe nicht bei einem Arbeitsbesuch, sondern im Rahmen einer "telefonischen Abstimmung" zwischen dem Kabinett von Kocher und Hageles Büro stattgefunden. Das Resultat bleibe aber dasselbe - nämlich dass die Lehre in Tirol starten könne.

Zuvor hatte die schwarz-rote Landesregierung am Freitag jedenfalls betont, dass die Pflegelehre in Tirol nunmehr "auf Schiene" sei. Hagele bedankte sich bei Minister und Parteifreund Kocher "für die gute Zusammenarbeit und die schnelle und unkomplizierte Umsetzung meines Anliegens, auch in Tirol die Pflegelehre zu forcieren." Zunächst seien Pilotversuche in Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg geplant gewesen, nun habe die Landesrätin "auch mit dem Standort Tirol überzeugen" können.

Darüber hinaus konkretisierte man die geplanten weiteren Schritte im Bundesland: Von April bis Juli 2024 werde eine erste Klasse für den Lehrberuf "Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz" an der Tiroler Fachberufsschule für Ernährung, Schönheit, Chemie und Medien in Innsbruck angeboten. Die Ausbildung richte sich an Interessierte ab 15 Jahren und dauere drei bzw. vier Jahre. Bei Bedarf soll zudem im September 2024 eine weitere Klasse angeboten werden. Der Unterricht in den allgemeinbildenden Pflichtgegenständen wird in der Berufsschule integriert. Für die fachtheoretischen und fachpraktischen Unterrichtsgegenstände werde derzeit eine Kooperation mit dem Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe (AZW) in Innsbruck ausgearbeitet, informierte das Land Tirol.

Mit der von Türkis-Grün im Bund beschlossenen Pflegelehre wird man ab Herbst eine Ausbildung zur Pflegeassistenz bzw. Pflegefachassistenz machen können. Erstere dauert drei Jahre, zweitere vier Jahre. Im Vollausbau soll es bis zu 1.000 Lehrlinge geben. Formal handelt es sich um einen Ausbildungsversuch, der nach spätestens sieben Jahren extern evaluiert wird. Die Jugendlichen werden insofern geschützt, als sie erst mit 17 direkte Pflegetätigkeiten am Patienten machen dürfe, hatten Kpcher und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) am Mittwoch wissen lassen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Pilotversuch für die beim Ministerrat am Mittwoch beschlossene Pflegelehre wird neben Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg in einem weiteren Bundesland umgesetzt, nämlich in Tirol.
  • Wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtete, hatte das Bundesland noch kurzfristig bei Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) "interveniert" bzw. darauf gepocht, auch dabei zu sein.
  • Im Vollausbau soll es bis zu 1.000 Lehrlinge geben.