Antisemitismus: "Katastrophale" Zustände an Schulen

Rund um den Nahost-Konflikt radikalisieren sich immer mehr Jugendliche auf TikTok, dagegen müsse verstärkt vorgegangen werden, sind sich die Gäste bei "Milborn" einig. Doch nicht nur auf Social Media: Autorin Danielle Spera konfrontiert den Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) mit einem Schulbuch, in dem die terroristische Hamas nur als "eine islamische Widerstandsbewegung" bezeichnet wird.

Seit die israelische Armee nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober mit ihrer Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen hat, findet man auf Social Media immer mehr furchtbare Bilder.

Insbesondere auf TikTok häufen sich die Aufnahmen von toten Kindern und Zivilisten, "die quasi in Gaza weggebombt wurden", sagt der Imam Ramazan Demir bei "Milborn". Die Jugendliche seien teils "traumatisiert" von den Bildern, so Demir, der als Religionsbeauftragter an Schulen tätig ist. 

Jene Social-Media-Videos würden zu einer "Radikalisierung der Gesellschaft", besonders von jungen Menschen beitragen, fügt Rabbi Schlomo Hofmeister hinzu. Auch er tritt an Schulen für einen Dialog mit Jugendlichen ein. Dort müsse man die Gefühle der Jugendliche gemeinsam analysieren und besprechen.

Protestieren ohne richtiges Verständnis

Die jungen Menschen würden nämlich oft "im Namen einer Sache demonstrieren, die sie vielleicht gar nicht im Detail verstehen". Bei Pro-Palästina-Demonstrationen sehe man etwa zwar immer wieder Hamas-Flaggen, aber auch Regenbogenfahnen oder Klimaaktivist:innen - "Allianzen, die keinen Sinn machen".

Hofmeister ist sich sicher, dass "99,9 Prozent der Menschen für Palästina auf die Straße gehen". Meinungsverschiedenheiten gäbe es hauptsächlich darüber, wie man zu einem Frieden im Nahost-Konflikt kommen würde, nicht aber, ob Terrorismus gut oder schlecht sei.

"Gefühl des Unbehagens" für Wiener Jüd:innen

Klar ist aber, dass seit dem brutalen Überfall der Hamas, die antisemitische Vorfälle in Österreich stark gestiegen sind, wie auch der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) bei "Milborn" betont. Danielle Spera, ehemalige Direktorin des jüdischen Museums, hakt ein, dass man als "Jüdin heute mit einem Gefühl des Unbehagens" durch Wien gehe.

Deswegen seien Dialoge mit Schüler:innen, wie Demir und Hofmeister sie abhalten, besonders wichtig, um den Jugendlichen zu vermitteln, wie man in einer Demokratie lebe, so Wiederkehr. Er fordert dafür auch ein eigenes Fach, das könne aber nur bundesweit eingeführt werden.

"Katastrophale" Zustände in Österreichs Schulen

Kritik am Unterricht in Österreich kommt dann prompt von Spera. Die Zustände seien teils "katastrophal".

In einem aktuellen Geografie-Schulbuch einer HTL werde die Hamas als "eine islamische Widerstandsbewegung", statt als eine Terrororganisation bezeichnet, konfrontiert sie Wiederkehr mit der entsprechenden Buchseite.

Hamas SchulbuchPULS 24

Der Stadtschulrat weiß bereits von der Sache, auch das Bildungsministerium wurde aktiv. Wiederkehr versichert aber: "Dem muss man unmittelbar nachgehen."

Nahost-Konflikt nicht "hierher tragen"

Gegen Antisemitismus in Schulen müsse konsequent vorgegangen werden, betont der Vizebürgermeister zudem. Eltern, deren Kinder vom Unterricht suspendiert wurden, müssten etwa an sozialarbeiterischen Gesprächen teilnehmen, sonst würde eine Meldung an die Kinder- und Jugendhilfe erfolgen. 

Den Jugendlichen sei zu vermitteln, dass sie natürlich Muslima und/oder Araber:innen seien, aber eben auch Österreicher:innen, streicht Demir schließlich noch einmal hervor. Sie dürften "mehrere Identitäten haben"

Schlomo und Spera sind sich zuletzt einig: "Man sollte den Nahost-Konflikt dort lassen, wo er ist, und ihn nicht hierher tragen."

ribbon Zusammenfassung
  • Rund um den Nahost-Konflikt radikalisieren sich immer mehr Jugendliche auf TikTok, dagegen müsse verstärkt vorgegangen werden, sind sich die Gäste bei "Milborn" einig.
  • Doch nicht nur auf Social Media: Autorin Danielle Spera konfrontiert den Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) mit einem Schulbuch, in dem die terroristische Hamas nur als "eine islamische Widerstandsbewegung" bezeichnet wird.
  • Die jungen Menschen würden aber oft "im Namen einer Sache demonstrieren, die sie vielleicht gar nicht im Detail verstehen".
  • Gegen Antisemitismus in Schulen müsse konsequent vorgegangen werden, betont der Vizebürgermeister.
  • Den Jugendlichen sei zu vermitteln, dass sie natürlich Muslima und/oder Araber:innen seien, aber eben auch Österreicher:innen.