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China will "freundliche Beziehungen" zu Taliban

Nicht einmal 24 Stunden nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat China Gesprächsbereitschaft mit den Islamisten signalisiert.

Außenamtssprecherin Hua Chunying erklärte am Montag: "China respektiert das Recht des afghanischen Volkes, unabhängig sein eigenes Schicksal zu entscheiden, und ist bereit, … freundliche und kooperative Beziehungen mit Afghanistan" aufzunehmen. 

Ein Ende des Krieges und die Schaffung von Frieden seien sowohl der einhellige Wunsch der mehr als 30 Millionen Afghanen als auch die gemeinsame Erwartung der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region, sagte die Sprecherin.

China fürchtet Radikalisierung

Erst vor wenigen Wochen zeigte sich Chinas Außenminister Wang Yi in der nordchinesischen Stadt Tianjin mit Taliban-Vertretern. Auch in chinesischen Staatsmedien wurden Fotos veröffentlicht, wie er Schulter an Schulter mit Vertretern der radikal-islamischen Bewegung steht. Denn Chinas Propagandamaschinerie hatte damit begonnen, die Bevölkerung auf das immer wahrscheinlicher werdende Szenario vorzubereiten, dass Peking die Taliban als legitimes Regime anerkennen muss.

Damit wählt China einen pragmatischen Ansatz, hat aber ganz eigene Probleme mit dem Sieg der Taliban im Nachbarland. Denn China hat eine direkte Grenze zu Afghanistan und fürchtet eine Radikalisierung der eigenen muslimischen Bevölkerung in der nordwestlichen Region Xinjiang.

"Standard"-Journalistin Gudrun Harrer im PULS 24 Interview über die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan.

Der Umgang mit den Taliban wird in China auch in sozialen Medien breit diskutiert. "Selbst wenn sie nicht das ganze Land kontrollieren können, wären sie eine bedeutende Kraft, mit der man rechnen muss", hatte ein einflussreicher Kommentator in den sozialen Medien erst am Donnerstag auf seinem WeChat-Kanal geschrieben. "Chinas oberste Priorität ist es, dass die Kämpfe aufhören, da Chaos religiösen Extremismus und Terrorismus begünstigt", sagt Zhang Li, Professor für Südasienwissenschaften an der Universität Sichuan.

Kritik an US-Truppenabzug

Peking hatte den Rückzug der USA aus Afghanistan wiederholt als überhastet kritisiert. Denn das Erstarken der Taliban im Zuge des Abzugs ist für China durchaus unangenehm. Denn Peking sieht den religiösen Extremismus als destabilisierende Kraft in Xinjiang und fürchtet seit langem, dass Separatisten von den Taliban kontrollierte Gebiete als Unterschlupf nutzen könnten. Auch dies erklärt die direkten Kontakte der Führung in Peking mit den Taliban - die es übrigens auch bereits 2019 gab. Außenminister Wang sagte nach dem Treffen, er hoffe, dass Afghanistan eine "gemäßigte islamistische Politik" verfolgen könne.

Die Risiken der regionalen Instabilität für China wurden im vergangenen Monat deutlich: Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Bus in Pakistan wurden 13 Menschen getötet, darunter neun chinesische Arbeiter.

Politik der Nichteinmischung

Bei der Frage der möglichen Anerkennung einer Taliban-Regierung, die international kritisch gesehen wird, verfolgt China eine Politik der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder. Die staatlichen Medien veröffentlichten in der vergangenen Woche jedenfalls mindestens zwei analytische Berichte, in denen hervorgehoben wurde, dass Afghanistan der "Friedhof der Imperien" gewesen sei. China wurde davor gewarnt, sich einzumischen. Dies unterstreicht die Botschaft, dass China weder die Absicht hat, Truppen nach Afghanistan zu schicken, noch sich der Illusion hingibt, das von den USA hinterlassene Machtvakuum füllen zu können.

Aktuelle Entwicklungen in Afghanistan im Liveblog

"Wir sind da ganz pragmatisch. Wie sie ihr Land regieren wollen, ist weitgehend ihre Sache", argumentiert etwa Lin Minwang, ein Südasienexperte der Fudan-Universität in Shanghai. "Wenn eine asiatische Großmacht wie China zeigt, dass sie die politische Legitimität der Taliban anerkennt, indem sie sich so offen mit ihnen trifft, ist das ein großer diplomatischer Erfolg für die Taliban." Die immer mächtiger werdende Supermacht kann möglicherweise zudem die Tatsache nutzen, dass es im Gegensatz zu Russland oder den Vereinigten Staaten nie gegen die Taliban gekämpft hat.

Sorge um Milliardeninvestitionen

Ein Grund für die Annäherung dürfte auch sein, dass China seine milliardenschweren Investitionen in Rohstoffe in dem Nachbarland absichern will. Nicht ohne Grund sagten die Taliban-Vertreter nach ihrem Treffen mit Außenminister Wang, sie hofften, dass China eine größere wirtschaftliche Rolle spielen könne.

Aber der Kurs der Annäherung ist auch in China nicht unumstritten. "Sind das nicht dieselben Taliban, die die Buddhas von Bamiyan vor den Augen der Weltmedien in die Luft gesprengt haben? Sollten wir nicht einen Schlussstrich ziehen?", kommentierte ein chinesischer Internetnutzer auf dem Twitter-ähnlichen Weibo unter einem Nachrichtenclip, der Wang neben einem Taliban-Vertreter zeigt. Immerhin hatte China seine Beziehungen zu Afghanistan bereits einmal ausgesetzt und seine Diplomaten 1993 nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs abgezogen - also noch bevor die Taliban 1996 die Macht in dem Land übernahmen.

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  • Nicht einmal 24 Stunden nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat China Gesprächsbereitschaft mit den Islamisten signalisiert.