APA/APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

Ärzte weiter gegen Impfen in Apotheken

Die Ärztekammer stemmt sich gegen die breit unterstützte Forderung, das Impfen auch in den Apotheken zu ermöglichen. "Impfen ist wirklich mehr als ein Stich", sagte Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart am Donnerstag bei einer Pressekonferenz und warnte davor, die Sicherheitskriterien aufzuweichen. Um die Impflücken zu schließen, fordert die Kammer neben Kampagnen die Erweiterung des kostenlosen Impfprogramms und bessere Rahmenbedingungen für die Ärzte beim Impfen.

Die Apothekerkammer fordert seit längerem die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage, um das Impfen auch in den Apotheken zu ermöglichen. Vergangene Woche erhielt die Standesvertretung Rückendeckung von Seniorenrat und Patientenanwaltschaft. Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) signalisierte Unterstützung. Die Apothekerkammer argumentiert, dass dadurch die Durchimpfungsrate erhöht werden könnte. Mehr als 2.000 Apotheker hätten eine dementsprechende Ausbildung nach internationalem Vorbild absolviert.

Impfen sei aus guten Gründen eine ärztliche Leistung, argumentiert dagegen die Standesvertretung der Ärztinnen und Ärzte. Nötig sei vor der Impfung die Information und Aufklärung sowie eine Anamnese, ob der Patient impftauglich ist. Nach der Impfung sei die Nachbeobachtung wichtig, um im Fall von Komplikationen rasch zu handeln. Die ärztliche Impfung sei der "Goldstandard", wo die Patientensicherheit gewahrt bleibe, betonte Steinhart. Die Forderung der Apothekerkammer nach der Ausweitung der Impfmöglichkeiten in ihren Bereich bezeichnete er als "leicht durchschaubares Manöver". Der Ärztekammer gehe es dabei nicht ums Geld, sondern um die Verantwortung, betonte er.

Um die bestehenden Impflücken zu schließen, fordert die Ärztekammer dagegen andere Maßnahmen. So sollten alle im Impfplan vorgesehenen Impfungen kostenlos angeboten werden. Der Impfpass soll im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung kontrolliert werden, auch Goodies als Anreiz sind für die Kammer denkbar. Die Vizepräsidentin der Wiener Ärztekammer, Naghme Kamaleyan-Schmied, kann sich etwa vorstellen, dass 100 Euro oder Fitness-Gutscheine vergeben werden. Im Rahmen des elektronischen Impfpasses wünscht sich die Ärztekammer automatische Reminder, die an fällige Impfungen erinnern.

Die Schließung der Impflücken sei dringend nötig, sagte der Leiter des ÖÄK-Impfreferats Rudolf Schmitzberger. Aktuell gebe es in Österreich 409 Masernerkrankungen - eine Erkrankung, die man eigentlich ausrotten könnte. Auch bei Keuchhusten gebe es derzeit österreichweit eine Epidemie. Einen Schulterschluss forderte er auch in Bezug auf Pneumokokken und das RSV-Virus, um alle Altersgruppen einzubeziehen. Eine Impfpflicht hält die Ärztekammer nach der Erfahrung mit der Corona-Impfpflicht aber nicht für sinnvoll. Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten sei so wichtig, betonte Kamaleyan-Schmied. Ihre Erfahrungen aus der Pandemie, als sie Morddrohungen erhalten hatte, möchte sie nie mehr erleben, betonte sie.

ribbon Zusammenfassung
  • Die österreichische Ärztekammer lehnt das Impfen in Apotheken strikt ab und warnt vor einer Gefährdung der Patientensicherheit, da Impfen 'mehr als ein Stich' sei.
  • Über 2.000 Apotheker haben bereits eine Ausbildung absolviert, die sie zum Impfen befähigt, unterstützt von Gesundheitsminister Johannes Rauch und anderen wichtigen Organisationen.
  • Angesichts von 409 aktuellen Masernerkrankungen und einer landesweiten Keuchhustenepidemie in Österreich wird die Notwendigkeit betont, Impflücken schnell zu schließen.