25 Jahre später: Wiederbelebung der Donnerstagsdemos
Die Donnerstagsdemos kehren immer wieder zurück, wenn eine freiheitliche Regierung an die Macht kommt. Ins Leben gerufen wurden sie im Februar 2000 nach der Angelobung der ersten schwarz-blauen Koalition. Zu der hatten sich tausende Menschen am Wiener Heldenplatz versammelt, um gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung zu protestieren.
Die damalige Regierung musste unterirdisch in die Hofburg zu Bundespräsident Thomas Klestil geschleust werden. Zu Höchstzeiten versammelten sich 150.000 Menschen am Wiener Heldenplatz, in den folgenden zwei Jahren wurden diese Zahlen nicht mehr erreicht. Wöchentlich trafen weiter tausende Demonstrierende zu Kundgebungen zusammen, immer donnerstags.
Einmal drangen die Protestierenden dabei in das Hotel Marriott ein, in dem der damalige FPÖ-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und ÖVP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auftreten sollten. Außerdem gab es "Widerstandslesungen", an denen unter anderem Elfriede Jelinek teilnahm.
Die vorerst letzte Donnerstagsdemo fand am 9. Februar 2006 anlässlich des sechsjährigen Bestehens stand, zuvor war sie bereits nur mehr an den Jahrestagen der Angelobung abgehalten worden.
Erstes Comeback 2018
Es war jedoch nur eine vorübergehende Pause: 2018 kehrten die Demos zurück, ein Jahr nach der Bildung der zweiten ÖVP-FPÖ-Koalition. Die Proteste erstarkten ab Oktober wieder, unter dem Motto "Es ist wieder Donnerstag" wurde gegen ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz und FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache protestiert.
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Erneut wurde wöchentlich in Wien - aber wiederholt auch in Innsbruck oder Linz - demonstriert. Ihnen wurde ein natürliches Ende gesetzt: Mit der Ibiza-Affäre war die türkis-blaue Regierung im Mai 2019 Geschichte. Die Veranstalter:innen verabschiedeten sich mit den Worten: "Irgendwann kommt der nächste Donnerstag bestimmt."
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Nächstes Comeback 2024
Tatsächlich: Am 3. Oktober 2024 war es so weit. Rund 25.000 Menschen demonstrierten laut Veranstalter:innen gegen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ. Auf den Schildern der Demonstrierenden war unter anderem zu lesen "Zwickl statt Kickl" oder "Volkskanzler ist so 1933".
Dann aber erteilte Bundespräsident Alexander Van der Bellen der ÖVP den Auftrag zur Regierungsbildung. Für die Demos war es allerdings nur eine kurze Winterpause, wie sich herausstellte.
Nach dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS ist nun die FPÖ am Zug und will Gespräche mit der Volkspartei starten. Grund genug, um die Kundgebungen erneut wiederzubeleben.
Am 9. Jänner ist es so weit: Unter dem Motto "Alarm für die Republik" will man sich um 18.00 Uhr am Wiener Ballhausplatz versammeln. Unterstützt wird die Initiative von der Volkshilfe, SOS Mitmensch und Greenpeace. Wie lange die Demos diesmal aufrechterhalten werden, bleibt abzuwarten.
Zusammenfassung
- Mit der Aussicht auf eine FPÖ-ÖVP-Koalition sind auch die Donnerstagsdemos zurück.
- Am 9. Jänner wird unter dem Motto "Alarm für die Republik" wieder für die Demokratie protestiert.
- Vor 25 Jahren gab es die erste dieser Demos - seitdem sind sie ein Fixpunkt der österreichischen Protestkultur.