"Yamato"-Show in Wien will Energien fließen lassen
"Unsere Darbietung dient in erster Linie dem Entertainment und nicht dem Erhalt eines kulturellen Erbes, auch wenn wir ausschließlich auf traditionelle Instrumente zurückgreifen", betont Ogawa im APA-Interview anlässlich eines Gastspiels in Prag. "Es ist eine moderne Form des Taiko." Elf Akteure bearbeiten mit Präzision und viel Taktgefühl, aber auch Kraft (Spitzenfrequenz: 500 Schläge pro Minute), die Trommeln, manchmal solo, dann im Einklang mehrerer Instrumente. Die Inszenierung ist nicht nur musikalisch, sondern auch theatralisch: "Mimik und Körperhaltung sind wichtig beim Trommeln", so Ogawa. Zur Choreografie gehören Sprünge und Drehungen mit Trommeln (und dabei den Takt haltend) ebenso wie an Kampfsport erinnernde Bewegungen. An Humor fehlt es auch nicht. Und das Publikum wird mitunter einbezogen und bildet klatschend einen eigenen Klangkörper.
"Zwei Kilo sind wir nach jeder Show leichter", erzählen Kenta Ono und Jun Kato, beide seit mehr als zwölf Jahren bei Yamato. Aber nicht das Trommeln per se, sondern der Transport der Instrumente sei besonders anstrengend: Das größte Exemplar, die Odaiko, wiegt 500 Kilo, und die Akteure sind zugleich die Roadies - sie bauen also selbst auf, treten auf, bauen ab. "Normalerweise stehen wir um sechs Uhr früh auf, laufen zehn Kilometer. Das schärft den Geist", so die Musiker. Auf Tourneen müsse man zwar ein paar Kompromisse eingehen, der Verzicht auf japanischen Reis komme allerdings nicht infrage. Wurde der früher in Trommeln von zu Hause mitgenommen, gibt es den mittlerweile auch in Europa zu kaufen. Die Ernährung sei wichtig, aber es darf schon einmal auch ein Wiener Schnitzel sein, schmunzelte Ono.
"Taiko-Trommeln werden aus einem Stück Holz gefertigt", erläutert Ogawa. "Für Japaner ist ein Baum etwas Besonderes und hat spirituelle Bedeutung. Wir glauben, der Gott der Natur lebt im Holz. Darum ist der Sound einer Taiko-Trommel auch die Stimme eines Gottes." An freien Tagen schnitzen die Yamato-Trommler übrigens selbst Trommelstöcke als Ersatz für zerbrochene. Auf die Frage, ob sie da nachts heimlich mit der Axt losziehen, muss der 57-jährige Yamato-Chef herzhaft lachen: "Nein, wir haben von einer Fabrik Holzblöcke gekauft. Wir könnten auch Stöcke kaufen, aber durch das Schnitzen werden die Trommler eins mit ihrem Stock."
Zur Gruppe gehören Männer und Frauen. Zu Hause leben alle in einem Dorf, Gemeinschaft wird intensiv gepflegt, im Schnitt zehn(!) Stunden am Tag getrommelt. Neben den mit Leder bespannten Trommeln, insgesamt 40 unterschiedliche kommen in der Show zum Einsatz, erklingen exotische Instrumente wie die dreisaitigen, gitarrenähnlichen Shamisen. "Die Flügel des Phönix" erzählt von neuem Mut und Aufbruch in schwierigen Zeiten. Aufbauendes kann man wohl derzeit gut gebrauchen. Ogawa nickt: "Taiko gibt Kraft! Mit der puren Energie der Taiko-Trommeln berühren wir die Seelen des Publikums. Es ist ein ganz spezielles Gefühl", schwärmt er. Die Reaktion der Besucherinnen und Besucher in Prag gibt ihm Recht, es hielt am Ende niemanden auf den Sitzen.
Die Rückkehr von Yamato nach zehn Jahren ins Museumsquartier Wien kommende Woche ist auch der Mutter Ogawas zu verdanken. "Sie hatte in unserem Schrein eine Taiko-Trommel gefunden und sie mir in die Hand gedrückt. Sie sagte: 'Du musst etwas zum Schrein-Festival beitragen!' Ich scharte drei Leute um mich, wir übten und gaben eine kleine Vorstellung. Das war 1993. Dann kamen Angebote, was wir nie erwartet hätten. Wir machten weiter, die Sache wurde immer größer." Inzwischen tourt die angewachsene Gruppe seit 31 Jahren um die Welt und verzeichnete bis dato mehr als zehn Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer.
(S E R V I C E - "Yamato: Hinotori - Die Flügel des Phönix" im Museumsquartier, Halle E, von 17. bis 22. Dezember. www.yamato-show.de)
Zusammenfassung
- Die Taiko-Gruppe 'Yamato' präsentiert die Show 'Hinotori - Flügel des Phönix' in Wien, die traditionelle Trommeln mit modernen, unterhaltsamen Elementen kombiniert.
- Die Mitglieder der Gruppe trommeln im Durchschnitt zehn Stunden täglich und bearbeiten die Trommeln mit bis zu 500 Schlägen pro Minute, während die größte Trommel, die Odaiko, 500 Kilo wiegt.
- Seit ihrer Gründung 1993 hat Yamato über zehn Millionen Zuschauer weltweit erreicht und kehrt nach zehn Jahren ins Wiener Museumsquartier zurück.