Wiener MAK startet Ausstellungsreigen aus Licht und Zeichen
Der Dunklen und der Hellen Seite, wenn schon nicht der Macht, so doch Österreichs widmet sich bei "Sky Glow" der Fotokünstler Andreas Duscha. Bis 28. März ist in der vor Corona wichtigstem Thema der Gesellschaft gewidmeten "Creative Climate Care Galerie" sein Projekt zu sehen, bei dem er Aufnahmen des Nachthimmels über Johnsbach im Gesäuse als dunkelstem Ort Österreich jenen von Wien gegenüber steht.
Die alte Frage "Weißt Du, wie viel Sternlein stehen?" ist im Falle der Bundeshauptstadt angesichts nur weniger Lichtpunkte, die es durch die Lichtglocke ins menschliche Auge respektive die Lochkamera von Andreas Duscha schaffen, schnell zu beantworten. In dieselbe Kerbe schlägt der gebürtige Deutsche auch mit vier Spiegelskulpturen, in die jene chemischen Elemente eingeätzt sind, die der menschliche Organismus zum Schlaf benötigt.
Dass er sich für das aktuelle Projekt auf das analoge Utensil einer modernen Hightech-Lochkamera besann, sei kein Zufall. "Das hat auch mit dem Lockdown zu tun", unterstreicht Duscha im APA-Gespräch. Er habe sich letztlich entschlossen, gänzlich autark zu werden und zeichnete mithin von der Lochkamera bis zur Entwicklung für alles verantwortlich.
Nicht um die Zeichen der Zeit, sondern jene als ureigenstes Wesensmerkmal von Kunst geht es indes in der zweiten Ausstellung "Zeichensprache" nebenan, die Werke vereint, die von der Ludwig Stiftung angekauft wurden und im MAK bis 25. April zu sehen sind. Die eindrucksvollste Arbeit stammt dabei mit dem 1975 entstandenen "Land of Lads" von der erst im Stadium der Wiederentdeckung befindlichen und 2015 verstorbenen New Yorker Minimalismuskünstlerin Rosemarie Castoro. Ihre Mauer aus Leitern stellt ein Widerspruch in sich dar, lässt die Monumente der Überwindung zu den Barrieren selbst werden, die dabei scheinbar tanzen.
Von Geta Bratescu ist die mächtige Wandarbeit "Didona" zu sehen, deren Dimension zwischen fünf und sieben Metern variieren kann - was ganz in der Verantwortung von Kuratorin Bärbel Vischer lag. Dieser weicheren, wandlungsfähigen Stoffkonzeption stehen Walter Pichlers kantige Modellzeichnungen und eine Kleinskulptur gegenüber, in denen er die Liegefläche als skulpturales Element definiert. "Er hat sich 40 Jahre hindurch mit dem Thema 'Bett' beschäftigt", so Vischer. Eine Doppelarbeit der Portugiesin Leonor Antunes und ein demgegenüber fluideres Objekt von Thomas Bayrle runden dieses Geflecht an verklausulierten Zeichen ab. Und ab morgen können Besucher sich wieder an die lustvolle Dechiffrierung machen.
(S E R V I C E - www.mak.at)
Zusammenfassung
- Auch das Wiener MAK startet am Dienstag wieder in den Besucherbetrieb und wartet dabei mit einem ganzen Strauß an brandneuen oder zumindest immer noch heißen Ausstellungen auf.
- Vier Schauen zu Adolf Loos, Sheila Hicks, den 100 Beste Plakaten des Jahres 2019 und zu verborgenen Objekten wurden kurz vor dem neuerlichen Museumslockdown präsentiert und können erst jetzt ihre ganze Wirkung entfalten.