Verluste im Theater in der Josefstadt geringer als erwartet
Laut dem am morgigen Freitag erscheinenden "News"-Bericht handle es sich bei den Abgängen nicht um die kolportierten 10 Mio. Euro, sondern um 2,3 Mio. Euro. Die Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO bezeichne den Verzicht auf Kurzarbeit darin als "nachvollziehbar", weil sonst 53 Prozent der Belegschaft vom Prekariat bedroht gewesen wären und bei weniger Produktionen durch Kurzarbeit das Abo nicht mehr bedienbar gewesen wäre. Der ursprünglich geäußerte Vorwurf hatte gelautet, dass mutwillig auf Coronahilfen verzichtet wurde, woraufhin das Haus finanziell in Schieflage gebracht worden sei.
Das Theater in der Josefstadt verwies auf APA-Anfrage darauf, dass der interne Prüfbericht "nicht komplett abgeschlossen" und auch nicht zur Veröffentlichung bestimmt sei. Seine Inhalte seien noch Gegenstand einiger Gremiensitzungen. Das Haus werde daher erst zu einem späteren Zeitpunkt dazu Stellung nehmen. Auch seitens des Bundes wollte man die Inhalte nicht kommentieren: "Der Bericht der Sonderwirtschaftsprüfung wird derzeit finalisiert und geht anschließend durch die Gremien der Josefstadt. Dort werden dann die nötigen Konsequenzen und der Umgang mit der aktuellen finanziellen Situation diskutiert", heißt es auf APA-Anfrage. Man sei mit der Stadt Wien und dem Theater im engen Austausch, "wollen diesen Diskussionen aber nicht vorgreifen".
"Der vertrauliche, vorläufige Bericht der Wirtschaftsprüfung, den das Theater der Josefstadt im Sommer in Auftrag gegeben hatte, liegt jetzt vor und wird den Gremien vorgestellt. Die Gremien diskutieren die Auswirkungen der COVID-19 Krise und die grundsätzlichen Strukturprobleme des Theaters. Ich bin dazu im Austausch mit der Staatssekretärin Andrea Mayer und dem Theater, um Handlungsoptionen zu erörtern", hieß es gegenüber der APA aus dem Büro der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).
Laut "News" handelt es sich bei den 2,3 Mio. Euro in etwa um jene Summe, die das Theater aus der Kurzarbeit hätte lukrieren können. Somit verschiebe sich die Deckung des Betrags allerdings ins Kulturbudget. Auf die Kurzarbeit zu verzichten, habe laut dem von "News" zitierten 100-seitigen Bericht der hauseigene Steuerberater geraten, die Firma Deloitte; Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Stiftungsrat beschlossen das Vorgehen einstimmig. Für BDO seien die künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Gründe dafür "nachvollziehbar". Schließlich hatte es im Herbst und Winter immer wieder Signale gegeben, dass die Theater bald wieder öffnen dürfen - schlussendlich währten die Theaterschließungen vom November bis in den Mai hinein. Die Prüfer verweisen in diesem Zusammenhang auf "eine ständige Spielbereitschaft", die das Theater "sichergestellt" habe. Ebendiese wäre "aus operativen Gründen mit einer reduzierten Personalkapazität nicht darstellbar gewesen".
Zusammenfassung
- Anders als manche andere Häuser hat das Theater in der Josefstadt während der Lockdowns im Winter 2020/21 in Erwartung baldiger Öffnungen durchgehend weiterproduziert und keine Kurzarbeit in Anspruch genommen.
- Dieses Vorgehen - so hatte es im Sommer geheißen - habe zu einem beträchtlichen Verlust geführt.
- Die Gremien diskutieren die Auswirkungen der COVID-19 Krise und die grundsätzlichen Strukturprobleme des Theaters.