Tod in Stinatz: Stipsits deckt das "Eierkratz-Komplott" auf
Kurz vor Ostern wird in Stinatz gekratzt, was das Zeug hält. Den wenigen Frauen, die das Eierkratzen beherrschen, drohen die Hände abzufallen - so viele Bestellungen für die mit einer ganz besonderen Technik verzierten Eier sind eingegangen. Da wird Fredi Horvatits, der Sohn einer Eierkratzerin, in seinem Solarium erstochen aufgefunden. Im Hals steckt eines der Eierkratzmesser von Baba Sifkovits, der Mutter des Gruppeninspektors, den Stipsits als "burgenländischen Columbo" positioniert hat: von allem unterschätzt, immer naiv wirkend und dennoch mit außergewöhnlicher Beobachtungs- und Kombinationsgabe ausgestattet. Und mit einem geheimdienstgleichen Informationsnetzwerk, das sich über das ganze Südburgenland erstreckt, der "Kopftuchmafia". Die ist freilich vorerst kopflos, da Baba Sifkovits zunächst zumindest pro forma als Hauptverdächtige zu gelten hat.
Wie schon in den Vorgänger-Büchern "Kopftuchmafia" und "Uhudler-Verschwörung" liegt das Hauptgewicht des Buches auf zwei Dingen: der liebevollen Zeichnung des Inspektors (von seiner Mutter liebevoll "Spatzl", von den anderen "Schiffi" genannt), dessen Frau Carina mit "Ärzte ohne Grenzen" in Kenia weilt und der daher seine Freizeit vorwiegend am Esstisch seiner Mutter zubringt, sowie am detailreichen Ausmalen des Stinatzer Lokalkolorits. Beinahe könnte man bedauern, dass es dafür krimineller Umtriebe bedarf. Doch Käsepappeltee (Schiffis Leibgetränk) und gekratzte Ostereier sind nicht buchfüllend. Deswegen hält in der Idylle das Verbrechen Einzug. Und Stipsits hat ganz schön zu tun, dass man ihm das auch abnimmt.
Der Schiffi überrascht die Leser und seine junge, deutlich technikaffinere Kollegin immer wieder mit unkonventionellen Ermittlungsmethoden, doch die Kopftuchmafia - neben Baba Sifkovits sind das die alte Resetarits Hilda, die dicke Grandits Resl und der Greißler Franz Maikits - kann über den Toten vorerst nur so viel beisteuern: Überall hatte er Schulden. "Das ganze Südburgenland hätte einen Grund gehabt, ihn umzubringen."
Bis es gelingt, den Fall aufzuklären, wird viel Käsepappeltee getrunken. Und viel Eierspeis gegessen. Denn irgendwer muss ja das Eigelb und Eiweiß der vielen ausgeblasenen Eier verputzen. Man könnte damit freilich auch einen Makarul machen. Mehrere. Denn für diesen Stinatzer Nuss- oder Mohnstrudel braucht man, neben etlichen anderen Zutaten (das Rezept ist abgedruckt), bloß zwei Eier und drei Dotter. Den besten Makarul macht natürlich Schiffis Mutter. Für den Makarul von Baba Sifkovits würden manche töten, heißt es. Aber das wäre schon wieder eine andere Geschichte.
INFO: Thomas Stipsits: "Eierkratz-Komplott. Ein Stinatzkrimi", Ueberreuter Verlag, 176 Seiten, 18 Euro
Zusammenfassung
- Jetzt ist schon wieder was passiert.