"Teatro Barocco" mit "Antonio e Cleopatra" im Stift Göttweig
Bei der Uraufführung sang die Altistin Vittoria Tesi den Antonius als Hosenrolle, der legendäre Kastrat Farinelli gab die ägyptische Königin Kleopatra. Diese historische Konstellation hat Bienert insofern aufgegriffen, als er Antonius mit der rumänischen Mezzosopranistin Alina Dragnea besetzt. Katharina Adamcyk (Sopran) singt die anspruchsvolle Rolle der Kleopatra. Ein wackeres Originalklangensemble wird von Davide Mariano geleitet.
Ein Zweipersonenstück also, peripher ergänzt durch eine Tänzerin (Maria Mühlbauer), im Grunde eine Abfolge von virtuosen Arien und einem finalen Duett. Die Bezeichnung "Oper" darf diesbezüglich hinterfragt werden, denn Hasse selbst bezeichnete sein Opus bescheiden als "Serenata in due parti".
Wie auch immer, bei Bienert liegt der Schwerpunkt ohnehin in einer retrospektiven Ästhetik, von deren Authentizität er überzeugt ist. Das beginnt beim Bühnenbild des 18. Jahrhunderts, das er in Tirol entdeckt hat, und reicht bis zum Kostüm der Cleopatra, das nach Originalskizzen aus der Zeit Marie Antoinettes und in monatelanger Handarbeit nach alten Vorlagen angefertigt wurde. Viel an Recherche und Wissen steckt in Bienerts Produktionen, das steht außer Zweifel.
Der Rest ist Glaubenssache. Denn die Inszenierung erschöpft sich in Posen einer körpersprachlichen Rhetorik, die Gefühlsausdruck durch manieristisch anmutende Gebärdengestik ersetzt. Das findet durchaus auch Gefallen. Im 178-seitigen Hochglanz-Programmheft, das um 20 Euro erhältlich ist, wird sogar Christa Ludwig mit Lobesworten zitiert. Die Frage, ob diese Aufführungspraxis zeitgemäßem Theaterverständnis entspricht, mag dennoch offen bleiben.
(S E R V I C E - Stift Göttweig: Teatro Barocco, Johann Adolph Hasse, "Antonio e Cleopatra". Regie, Bühnenbild und Kostüme: Bernd Bienert. Musikalische Leitung: Davide Mariano. Mit Katharina Adamcyk, Alina Dragnea, Maria Mühlbauer. Vorstellungen bis 7. Oktober, Tickets und Information: www.teatrobarocco.at)
Zusammenfassung
- Die Bezeichnung "Oper" darf diesbezüglich hinterfragt werden, denn Hasse selbst bezeichnete sein Opus bescheiden als "Serenata in due parti".
- Musikalische Leitung: Davide Mariano.