APA/APA/Stadttheater Klagenfurt/Karlheinz Fessl

Starke Stimmen retten schwache "Tosca" in Klagenfurt

Regisseur Immo Karaman, der in Klagenfurt schon für herausragende Produktionen wie "Koma" von Georg Friedrich Haas oder Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" verantwortlich war, enttäuschte mit einer nur teilweise originellen Inszenierung von "Tosca". Die US-Sopranistin Shelley Jackson und Alexandros Tsilogiannis als Cavaradossi wurden bei der Premiere am Donnerstag hingegen begeistert gefeiert.

Nur eine lebensgroße Madonnenfigur erinnert in der vollgeräumten Kulisse aus Holzwänden und Türen daran, dass der erste Akt in einer Kirche spielt. Hier arbeitet der Maler Mario Cavaradossi an einem Bild, hier macht ihm seine Geliebte, die Sängerin Floria Tosca, eine Eifersuchtsszene, hierher flüchtet der Häftling Angelotti, dem Cavaradossi weiterhilft. Ständig präsent ist am Bühnenrand Toscas Künstlergarderobe, in der bedeutungsschwanger ein rotes Kleid hin- und hergeräumt wird.

Karaman und sein Team lassen Giacomo Puccinis "Melodramma" daraufhin im Reich des macht- und sexbesessenen Scarpia spielen, das mit einem Heer von Mitarbeitern in braunen Pullovern Assoziationen mit technokratisch-totalitären Überwachungssystemen weckt. Scarpia giert nach Tosca und quält sie mit der Folterung ihres Geliebten, den er schließlich scheinbar begnadigt. Am Ende gibt es drei Tote: Cavaradossi, der trotzdem hingerichtet wird, den zudringlichen Scarpia, den Tosca ersticht, und Tosca selbst, die nach dem Erkennen der Täuschung Selbstmord begeht. Neben einzelnen stimmigen Bildern, wie etwa der Videoprojektion von Tosca vor ihrem Garderobenspiegel, stehen weniger subtile Ideen wie das Unheil versprechende blutrote Kleid, das Tosca nach madonnengleichen hellblauen Mänteln trägt.

Wettgemacht werden die Schwächen von Inszenierung und Ausstattung allerdings von der musikalischen Qualität der Produktion (Nicholas Milton). Das Kärntner Sinfonieorchester meisterte am Premierenabend die herausfordernde Dynamik von Puccinis Opernthriller bravourös. Chor, Extrachor und die Kinder der Singakademie brachten Farbe ins Geschehen, in dessen Mittelpunkt Shelley Jackson mit ihrem warmen, kräftigen Sopran und ihrem ausdrucksstarken Spiel stand. Alexandros Tsilogiannis als unerschrockener Cavaradossi brillierte in innigen Szenen, etwa mit der Arie "O dolci mani", während Ivan Krutikov als wenig furchteinflößender Scarpia mit dünner Stimme nicht überzeugte.

(Von Karin Waldner-Petutschnig/APA)

(S E R V I C E - "Tosca" von Giacomo Puccini, Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Drama "La Tosca" (1887) von Victorien Sardou, in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Mit: Nicholas Milton (musikalische Leitung), Immo Karaman (Regie), Rifail Ajdarpasic (Bühne), Fabian Posca (Kostüme und Choreographie), Günter Wallner (Choreinstudierung), Markus Hänsel (Dramaturgie). Shelley Jackson (Floria Tosca), Alexandros Tsilogiannis (Mario Cavaradossi), Ivan Krurikov (Baron Scarpia), Rupert Grössinger (Cesare Angelotti), u.a.; Kärntner Sinfonieorchester, Chor und Extrachor des Stadttheaters Klagenfurt, Singakademie Carinthia; weitere Vorstellungen: 21., 25., 27. September, 1., 3., 6., 11., 16. Oktober, 2., 7., 13., 16., 23. November 2024; www.stadttheater-klagenfurt.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Regisseur Immo Karaman enttäuschte mit einer nur teilweise originellen Inszenierung von 'Tosca', während die US-Sopranistin Shelley Jackson und Alexandros Tsilogiannis als Cavaradossi bei der Premiere begeistert gefeiert wurden.
  • Das Kärntner Sinfonieorchester meisterte die herausfordernde Dynamik von Puccinis Opernthriller bravourös, unterstützt von Chor, Extrachor und den Kindern der Singakademie.
  • Weitere Vorstellungen finden am 21., 25., 27. September, 1., 3., 6., 11., 16. Oktober sowie am 2., 7., 13., 16., 23. November 2024 statt.