"Sagt der Walfisch zum Thunfisch": Schaumiger Start im Nest

Basierend auf dem Kinderstück von Carsten Brandau, erzählen Tidrow respektive Regisseurin Sara Ostertag die Geschichte von Du und Ich. Zwei Wesen in einer bunten Welt, die sich mögen und alsbald feststellen, dass sie beide in den Augen des anderen das Du und in der eigenen Sicht das Ich sind. Und mit der Lautsprache des Bumms nähert man sich einander an. Läuft also.

Bis mit einem Male der Regen losbricht. Platsch. Das ist für zwei des Schwimmens Unkundige gar nicht so vorteilhaft. Dass dann Kapitän Noe mit seinem Raumschiff inmitten des strömenden Regens landet, scheint nur vermeintlich die Lösung. Denn der wie die gesamte Besatzung mit extrovertierten André-Rieu-Frisurvariationen ausgestattete Kapitän lässt nur MuMuMusiker an Bord. Und Du und Ich können kein Instrument spielen.

Aber die Sintflut kommt, weil Gott beschlossen hat, die Kakophonie der schlecht spielenden Menschen auf Erden zu beenden. Ich und Du steht also bald das Wasser bis zum Hals, die Elite der Künstler überlebt hingegen. Eine eigenartige Wunschvorstellung. Aber schön anzusehen dank eines gewaltigen Schaumbades, das sich aus den Höhen der Bühne ergießt.

Am Ende stellen Ich und Du sogar die Theodizeefrage: Wie kann Gott dieses Leiden zulassen? Aber auch hier gilt: Die teils durchaus komplexen Gedanken werden durch für Erwachsene bisweilen aufdringliche Repetition für Kinderohren verständlich gestaltet.

Und, so viel sei verraten, am Ende hat der strafende Gott ein Einsehen, und die kleinen Opernfreunde gehen am Ende mit der Erkenntnis nach Hause, dass doch alle Herzen bumm schlagen, und jeder immer ein bisschen Ich und ein bisschen Du ist.

(Von Martin Fichter-Wöß/APA)

(S E R V I C E - "Sagt der Walfisch zum Thunfisch" von Thierry Tidrow nach Carsten Brandau im Nest, Karlsplatz 5, 1010 Wien. Weitere Aufführungen am 8., 10., 11., 13., 14., 16., 17., 19., 21., 22., 27., 29. und 30. Dezember sowie am 2., 4. und 5. Jänner. www.nest.at/kalender/detail/sagt-der-walfisch-zum-thunfisch/)