Rauriser Literaturpreis 2025 geht an Lilli Polansky
Der Debütroman von Polansky sei eine intensive Konfrontation mit Krankheit und Tod. Dem erzählerischen Sog dieser Coming-of-Age-Geschichte könne man sich kaum entziehen, weil sie in ihrer existenziellen Dimension jeden und jede betreffe, zitierte der für Kultur ressortzuständige LHStv. Stefan Schnöll (ÖVP) bei einem Pressegespräch die Begründung der Jury. Polansky wurde 2001 in Wien geboren, sie studierte Rechtswissenschaften und seit 2022 Germanistik. "Gratulieren müsst ihr mir nicht" wurde 2024 veröffentlicht.
Lob von der Jury gab es auch für die 1987 in Oberndorf bei Salzburg geborene Anna Neata mit ihrem eingereichten Text "Eine Sprache für traumatische Erfahrungen in der Kindheit": "Die dafür kreierte Sprache bedient sich eines siebenbürgischen Kauderwelsch ebenso wie hochsprachlicher und englischsprachiger Begriffe." Der Text illustriere die Kraft der Sprache, sei gleichzeitig Sprachkunststück und geglückte Literatur. Übergeben werden die Auszeichnungen anlässlich der Eröffnung der Rauriser Literaturtage am 19. März. Die Veranstaltung steht dieses Jahr bis 23. März unter dem Thema "Konfliktfelder".
Unsere Zeit sei voll von kriegerischen Auseinandersetzungen und gesellschaftlichen Spaltungen, Verlockungen einfacher Antworten auf komplexe Probleme würden wachsenden Zuspruch bekommen, begründete Manfred Mittermayer, gemeinsam mit Ines Schütz Intendant der Literaturtage, die Themenwahl. Literatur habe wenig Anlass, harmonische Idyllen zu entwerfen, sondern beschäftige sich stark mit diesen Konfliktfeldern. "Wir haben ein vielstimmiges und mehrsprachiges Programm", kündigte Schütz an. So wird Ronya Othmann aus ihrem Roman "Vierundsiebzig" lesen, in dem sie sich mit dem Völkermord der Eziden im Irak beschäftigt. Bei den Lesungen von Kurt Palm oder Behzad Karim Khani geht es um Fluchterfahrungen, bei jener der aus Belgrad stammenden Autorin Milica Vuckovic um eine toxische private Beziehung.
Die mit dem internationalen Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnete Sofia Andruchowytsch zeichne in ihrem dreiteiligen Roman "Amadoka" 100 Jahre ukrainischer Geschichte nach, erklärte Schütz. Um kriegerische Konflikte, Vertreibung und Angst geht es auch in den Lesungen von Tijan Sila und Radka Denemarkova. In der Reihe Spoken Word werden die Poetry-Slam-Meisterinnen Elena Sarto und Tara C. Meister nach Rauris kommen. Lyrik ist mit Eva Maria Leuenberger, Erwin Einzinger und Klaus Merz vertreten.
Gedacht wird bei den Literaturtagen auch dem seit dem Sommer im Dachsteingebiet vermissten Autor Bodo Hell, der 1972 den ersten Rauriser Literaturpreis erhielt und insgesamt 13 Mal zu Gast war. Musiker, die mit ihm durch gemeinsame Projekte eng verbunden waren, werden das Programm begleiten und am Freitagnachmittag ein Konzert geben. Außerdem gebe es einen Bodo Hell gewidmeten Schwerpunkt in der Dauerausstellung in Rauris, sagte Mittermayer.
(S E R V I C E: 54. Rauriser Literaturtage "Konfliktfelder", 19. bis 23. März 2025, www.rauriser-literaturtage.at)
Zusammenfassung
- Lilli Polansky wird mit dem Rauriser Literaturpreis 2025 für ihren Debütroman 'Gratulieren müsst ihr mir nicht' ausgezeichnet, der sich mit Krankheit und Tod auseinandersetzt. Sie erhält dafür 10.000 Euro.
- Anna Neata gewinnt den Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro für ihren Text 'Es Maedchen fasst sich en Mut und zwä Herzen', der durch seine innovative Sprachmischung hervorsticht.
- Die Rauriser Literaturtage 2025, die vom 19. bis 23. März stattfinden, stehen unter dem Thema 'Konfliktfelder' und bieten ein vielfältiges Programm, das gesellschaftliche und historische Themen beleuchtet.