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Paris würdigt Hans Hollein mit zwei Ausstellungen

Heute, 04:27 · Lesedauer 4 min

Dem 2014 verstorbenen Stararchitekten und Designer Hans Hollein sind ab der kommenden Woche zwei Ausstellungen in Paris gewidmet. "Hans Hollein. transFORMS" heißt eine große Schau, die im Centre Pompidou vor der Renovierung des berühmten Museumsbaus den Österreicher mit den "emblematischsten Werken aus einem Œuvre, das sich über mehr als fünfzig Jahre erstreckt", würdigen will. In der Galerie Thaddaeus Ropac im Marais präsentiert man schon ab Samstag "Works from the 1960s".

Die Hollein-Schau im Centre Pompidou wird am Dienstag (4. März) mit einer Diskussion eröffnet. Am Podium ist auch Architekten-Sohn Max Hollein. "Es ist wohl das erste Mal, dass ein Architekt zwei Retrospektiven im Pompidou bekommen hat (die erste war noch zu Lebzeiten in 1987), und er ist sicher der einzige österreichische Architekt, der überhaupt eine solche Einzelausstellung im Pompidou bekommt. Noch dazu als eine der allerletzten Ausstellungen vor der fünfjährigen Schließzeit des Pompidou", freut sich der Direktor des Metropolitan Museum New York gegenüber der APA.

"Das Pompidou hatte für meinen Vater eine besondere Bedeutung - als Ikone der architektonischen Innovation, als paradigmatischer neuer Museumstypus und als Sammlung, welche Architektur immer als integralen Bestandteil der Kunst des 20. und 21. Jahrhundert gefeiert und insbesondere das Werk von Hans Hollein in seiner gesamten Multidisziplinarität von Anfang an gesammelt und betreut hat", betont Max Hollein - und hebt noch einen ganz persönlichen Aspekt hervor: "Ich war damals beim Aufbau der Ausstellung 1987 mit dabei! Mein erster Minijob in einem Museum!"

Mit Max Hollein diskutieren Museumsdirektor Laurent Le Bon, der Kunsthistoriker Julian Rose sowie die Architekten Frida Escobedo, Hiroko Kusunoki und Nicolas Moreau. Sie sind für den im Herbst startenden und bis 2030 dauernden Umbau des Centre Pompidou verantwortlich.

Große Erwerbung im Jahr 2016

2016 hatte das Museum eine bedeutende Werkgruppe Holleins mit Installationen, Modellen, Zeichnungen sowie Dokumentationsmaterial, das alle Aspekte und Perioden der Tätigkeit des Pritzker-Preisträgers abdeckt, erworben. Die 173 Hollein-Werke aus der Sammlung des Hauses fließen nun in die 13 Stationen der umfassenden Retrospektive ein.

Mit ausgewählten Exponaten soll, ausgehend von seinen radikalen ersten Entwürfen, Holleins über ein halbes Jahrhundert andauernde Beschäftigung mit grundlegenden Fragen der Architektur vor den Hintergrund von Strömungen wie Postmoderne und Post-Avantgarde neu untersucht werden. Neben seinen berühmten Shop-Gestaltungen und Museumsbauten ist auch sein 2002 eröffnetes Vulkanmuseum in der Auvergne Teil der von Frédéric Migayrou kuratierten Ausstellung. 1987 habe sich die Ausstellung auf die Architektur Holleins konzentriert, sagt der Kurator. "Seitdem sind neue Publikationen über sein Werk erschienen, und ein direkterer Zugang zu den Archiven hat es ermöglicht, seinen gesamten Werdegang nachzuvollziehen, in einem kohärenten Dialog mit den wichtigsten Bewegungen und Schöpfern des 20. Jahrhunderts."

Konzentration auf die 1960er bei Ropac

Bei Thaddaeus Ropac Paris Marais hat Kuratorin Dorothea Apovnik dagegen eine Auswahl visionärer Architekturzeichnungen und konzeptioneller Arbeiten zusammengestellt, die Holleins Aufbruch in den 1960er-Jahren dokumentiert. "Alles ist Architektur" proklamierte der Künstler, der sich gleichermaßen als Architekt, Designer und Theoretiker hervortat. Versprochen wird ein "intimer Einblick in die entscheidende frühe Karriere" von Hans Hollein, der den Begriff der Architektur in alle Richtungen erweiterte - inklusive der "Architektur aus der Pille" (1967).

Im Zentrum der Ausstellung bei Ropac steht aber das skulpturale Modell "Hängende Stadtstruktur mit Verkehrsknotenpunkt (1962/1963), das einst erstmals in Holleins Schau in der Galerie nächst St. Stephan zu sehen war. "Über einem Betonsockel scheint eine futuristische Stadt aus Metall zu schweben, die in einem Vokabular sich kreuzender geradliniger Formen gestaltet ist und deren auskragende Flügel übermächtig wirken", so Apovnik über Holleins Versuch, "urbane Energie" zu bündeln und zu lenken: "Die Kreuzung wird als die Essenz des Urbanen definiert."

(S E R V I C E - "Hans Hollein. transFORMS", Ausstellung im Centre Pompidou, Paris, 5. März bis 2. Juni, www.centrepompidou.fr. "Hans Hollein. Works from the 1960s", Ausstellung in der Galerie Thaddaeus Ropac Paris Marais, 1. März bis 31. Mai, https://ropac.net/exhibitions/740-hans-hollein-works-from-the-1960s/)

Zusammenfassung
  • Hans Hollein wird in Paris mit zwei Ausstellungen geehrt, darunter 'Hans Hollein. transFORMS' im Centre Pompidou, das vor seiner fünfjährigen Schließung eine umfassende Retrospektive mit 173 Werken zeigt.
  • Max Hollein, Sohn des berühmten Architekten, nimmt an einer Diskussionsrunde im Centre Pompidou teil, die am 4. März die Ausstellung eröffnet.
  • Die Galerie Thaddaeus Ropac präsentiert 'Works from the 1960s', mit einem Fokus auf Holleins visionäre Architekturzeichnungen und das skulpturale Modell 'Hängende Stadtstruktur'.