APA/APA/Osterfestspiele Salzburg/Bernd Uhlig

Osterfestspiele Salzburg: Johannes-Passion als Bilderkosmos

Die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach gehört zu den großen Werken der Osterzeit, die Musik erzählt die Leidensgeschichte Jesu in bedrückender Eindringlichkeit. Die Choreographin Sasha Waltz hat dem Werk für die Osterfestspiele Salzburg eine neue Erzählebene hinzugefügt: Mit den Tänzern von Sasha Waltz html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Guests schafft sie einen Bilderkosmos zur Verletzlichkeit von Menschen und Welt. Das Publikum reagierte Freitagabend bei der Uraufführung begeistert.

Elf nackte Menschen, die vor der steinernen Kulisse der Felsenreitschule auf die Bühne gehen, sich an einen langen Tisch mit Nähmaschinen setzen und an weißen Gewändern nähen. Sind es Festkleider oder Totenhemden? Verletzlich, schutzlos ausgeliefert, eine Vorahnung von dem, was das Leben an Schicksal bereithält. Dieses Vorspiel ist vom Rattern der Nähmaschinen begleitet, ehe die Cappella Mediterranea unter Leonardo Garcia Alarcon einsetzt. Einige Chorsänger – bei der Produktion wirken der Choeur de Chambre de Namur und der Choeur de l'Opera de Dijon mit - sind im Zuschauerraum platziert. Ein Klangeffekt, der dafür sorgt, dass diese Leidensgeschichte nicht irgendwann vor 2000 Jahren, sondern mitten in unserer heutigen Welt spielt.

Die Choreographie arbeitet stark mit der Dynamik der Gruppe, einzelne Tänzer lösen sich heraus, sie wechseln die Rollen, formieren sich zu ästhetischen Tableaux vivants und scheinen ineinander zu Verschmelzen. Das von David Finn verantwortete, oft mystisch anmutende Licht und die in Grau- und Beigetönen gehaltenen Kostüme von Bernd Skodzig verstärken die Ästhetik dieser Inszenierung. Die Chorsänger sind auch körperlich gefordert und manchmal in ihrer Bewegung von den eigentlichen Tänzern kaum zu unterscheiden. Unter den Solisten beeindrucken besonders Valerio Contaldo als Evangelist und Georg Nigl als Pilatus.

Es gibt viel zum Schauen in dieser Produktion. Es sind schnell wechselnde und eindringliche Bilder vom Leiden, von Gewalt, von Angst und doch auch von Liebe und Hoffnung, von der menschlichen Suche nach Aufgehobenheit in einer bedrohlichen Welt. Und trotzdem bleiben am Ende jene Momente am intensivsten, wo – wie bei der Arie "Es ist vollbracht" - vor einer dunklen Bühne nur die Musik Bachs wirken darf.

Am Ende gab es minutenlangen Applaus und Standing Ovations für die Inszenierung, die nach der Uraufführung bei den Osterfestspielen Salzburg am 30. März an der Opera de Dijon Frankreich-Premiere haben wird.

(Von Claudia Lagler/APA)

(S E R V I C E: "Johannes-Passion" von Johannn Sebastian Bach bei den Osterfestspielen Salzburg in einer Choreographie von Sasha Waltz. Capella Mediterranea, Choeur de Chambre de Namur, Choeur de l'Opera de Dijon, Sasha Waltz & Guests, musikalische Leitung: Leonardo Garcia Alarcon. Bernd Skodzig (Kostüme), Heike Schuppelius (Bühne), David Finn (Licht); Solisten: Valerio Contaldo (Evangelist), Georg Nigl (Pilatus), Christian Immler (Jesus), Benno Schachtner (Altus), Sophie Junker (Sopran), Mark Milhofer (Tenor). www.osterfestspiele.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Bei den Osterfestspielen Salzburg feierte die 'Johannes-Passion' von Bach in der Choreographie von Sasha Waltz ihre Uraufführung mit nackten Darstellern und modernen Klangeffekten.
  • Die Inszenierung beeindruckte mit eindringlichen Bildern von Leiden und Hoffnung und erhielt minutenlangen Applaus sowie Standing Ovations vom Publikum.
  • Nach dem erfolgreichen Start in Salzburg ist die nächste Aufführung der 'Johannes-Passion' für den 30. März an der Opera de Dijon in Frankreich geplant.