"Nightbitch" bei Disney+: Ein Hundeelend
US-Regisseurin Marielle Heller ("Can you ever forgive me?") adaptiert für "Nightbitch" den gleichnamigen Roman von Rachel Yoder. Da wie dort tauscht eine Künstlerin ihre Karriere für ein Leben als Vollzeitmutter ein. Der Vater (Scott McNairy) glänzt primär durch Abwesenheit. Nur am Wochenende ist er zugegen und beschäftigt sich etwas unambitioniert und hilflos mit dem Sohn. Der ist ein aufgewecktes Kind, das tut, was Kinder eben so tun: Schreien, hellwach im Bett liegen, nur ausgewählte Nahrung zu sich nehmen.
Das zehrt an der trotz allem weiterhin liebevollen Mutter, sie stößt an ihre Belastungsgrenze. Parallel entwickelt sie neue, bisher ungekannte Identitätszüge. Ihr Geruchssinn verfeinert sich, ihr Appetit auf (rohes) Fleisch ist ungezügelt, und der Hauskatze begegnet sie neuerdings mit Feindseligkeit. In einer Szene voller Eiter und Schmerz entdeckt sie Haare an bisher haarlosen Körperstellen. Auch die neuen Zitzen auf ihrem Bauch zeigt sie ihrem Mann lieber nicht. Früher oder später muss aber ein klärendes Gespräch her, so viel steht fest.
Hellers Film changiert zwischen Körperhorror, Witz und Drama - eine interessante Mischung, die mit einer ordentlichen Portion Female Empowerment garniert wird. Sätze wie "Mütter sind wie Gottheiten" fallen, während der Vater der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Das Plädoyer für geteilte Erziehungsarbeit und klare Kommunikation von Bedürfnissen wird dem Publikum förmlich ins Gesicht geklatscht. So wichtig das auch ist: Eine etwas feinere Klinge hätte nicht geschadet.
Gut, dass Amy Adams ("Arrival", "American Hustle") mit ihrer überzeugenden Leistung auch über den sehr konventionellen Spannungsaufbau hinwegsehen lässt. Wenn Wut, Neugierde, Angst und Erschöpfung in ihren Augen flackern, gerät der Fluchtinstinkt zur Nebensache.
(Von Lukas Wodicka/APA)
(S E R V I C E - www.disneyplus.com/de-at/movies/nightbitch/1bJ7ZEWN86LX)
Zusammenfassung
- Der Film 'Nightbitch', ab 24. Januar auf Disney+ verfügbar, zeigt eine Mutter, die mit der Erziehungsarbeit überfordert ist und animalische Instinkte entwickelt.
- Amy Adams brilliert in der Hauptrolle, während der Film die Themen Female Empowerment und die Notwendigkeit geteilter Erziehungsarbeit behandelt.
- Unter der Regie von Marielle Heller basiert der Film auf Rachel Yoders Roman und kombiniert Körperhorror, Witz und Drama.