"Lied von der Erde" in St. Pölten doch nur als Konzertabend
Als Auftragsproduktion des Festspielhauses und Gemeinschaftsprojekt des Tonkünstler-Orchesters mit dem in Neuseeland lebenden samoanischen Regisseur Lemi Ponifasio und seiner MAU Company, hätte "Das Lied von der Erde/Song of Le Moana" als Saisonhöhepunkt über die Bühne gehen sollen, eine Brücke schlagend zwischen abendländischen Abschiedsgedanken und pazifischen Feiern des Lebens. Aufgrund der neuseeländischen Reise- und Quarantänebestimmungen "musste der performative Teil mit großem Bedauern aus dem Programm genommen werden", so Brigitte Fürle, künstlerische Leiterin des Festspielhauses.
Doch immerhin Ponifasio war anwesend und hielt vor dem Konzert eine Rede, um, laut Ankündigung, "Mahler in der ozeanischen Gedankenwelt zu verorten." Das aktuelle Tagesgeschehen war dabei nicht ausgeblendet: Ponifasio gedachte der Menschen in der Ukraine, die unter dem Krieg zu leiden haben, und betonte anschließend die Rolle der Musik, "spirituelle Momente" zu schaffen, zur Schönheit der Welt beizutragen und die Verbindung zwischen Mensch und Natur zu festigen.
All dies hätte in der Choreografie erlebbar werden sollen. Es sollte nicht sein. Also blieb Mahler konzertant, mit vielversprechender solistischer Besetzung: der Salzburger Klytämnestra Tanja Ariana Baumgartner und dem samoanischen Tenor Pene Pati, der gerade in Wien sein Staatsoperndebüt in "Anna Bolena" begeht. Pati stellte sein robustes Stimmmaterial und positive Ausstrahlung unter Beweis, Baumgartner bot solide Qualität bei geringer Textdeutlichkeit. Insgesamt nicht die intendierte Sternstunde, aber eine respektable Wiedergabe unter der souveränen Leitung von Hans Graf.
(S E R V I C E - www.festspielhaus.at)
Zusammenfassung
- Mit Gustav Mahlers sinfonischem Liederzyklus "Das Lied von der Erde" brachte das Tonkünstler-Orchester am Samstagabend im Festspielhaus St. Pölten einen veritablen Meilenstein im Repertoire des frühen 20. Jahrhunderts zur Aufführung.
- Aufgrund der neuseeländischen Reise- und Quarantänebestimmungen "musste der performative Teil mit großem Bedauern aus dem Programm genommen werden", so Brigitte Fürle, künstlerische Leiterin des Festspielhauses.