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Jergitschs launiger Ritt durch die "Tagespresse"-Geschichte

Fritz Jergitsch lässt sich am Ende nicht mehr vor den Vorhang locken - und das, obwohl ihm das Publikum gerne noch mehr Applaus gespendet hätte. Hundertprozentig wohl dürfte sich der "Tagespresse"-Chef auf der Bühne noch nicht fühlen. Sein erstes Soloprogramm namens "Tagespresse Live" liefert dazu aber keinen Anlass. So gelang ihm am Mittwoch bei der ersten abendfüllenden Wien-Vorstellung im Stadtsaal ein launiger Ritt durch die über zehnjährige Geschichte der "Tagespresse".

Den Beginn markiert aus aktuellem Anlass eine Stellenausschreibung: Die Volkspartei suche einen Vizekanzler für eine "mehrwöchige Herausforderung". Gefragt sei ein "Steigbügelhalter in einem austrofaschistischen Regime unter Volkskanzler Kickl". Sicherzustellen sei, dass der FPÖ-Chef nur den Sozialstaat, das Gesundheitssystem und die Demokratie zerstöre. Die Wirtschaft müsse dagegen geschützt werden. Das sitzt und erntet die ersten Lacher.

Extra für die Vorstellung angefertigt wurden die Pointen nicht. Jergitsch stützt sich für einen beträchtlichen Teil der rund 90 Minuten auf ein Best-of aus "Tagespresse"-Beiträgen. Eifrigen Leserinnen und Lesern sind daher auch schon die spiralförmig angelegte U5, die durch Steine ersetzten Beamten oder die an Adolf Hitler weit zu spät zugestellte Aufnahmebestätigung für eine Kunstuni ein Begriff. So manche kommen durch die Vorleseübung aber wohl erstmals mit den Sätzen unterhalb der Headline in Kontakt.

Glücklicherweise beschränkt sich der Mittdreißiger jedoch nicht darauf, Texte vorzulesen, sondern führt auch hinter die Kulissen des Satiremediums. Jergitsch erzählt von den Promo-Anfängen im "Standard"-Forum und der Angst vor Fackeln und Heugabeln schwingenden Menschenmengen wie auch von aufwendig gestalteten Aktionen, die nicht nur die FPÖ Niederösterreich zu einer Klage bewegten (Stichwort Fake-Wirtshausbriefe), sondern auch große Medien wie den britischen "Guardian", die APA oder die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hinters Licht führten.

Der Satiriker teilt aber nicht nur aus, sondern übt sich sympathischerweise auch in Selbstreflexion. Manchen Beitrag würde die "Tagespresse" heute so nicht mehr bringen. Man tritt nicht nach unten, stellt er klar.

Mit "Tagespresse Live" ist Jergitsch zwar kein Geniestreich, aber jedenfalls eine mehr als solide, kurzweilige Mischung aus Rückschau auf vergangene Erfolge und Einblick hinter die Kulissen der Satireplattform gelungen. Heitere Anekdoten lassen über so manche längere Vorlesepassage hinwegsehen. Einzig das witzlose - nämlich abrupte - Ende, verwundert dann doch etwas. Vielleicht hebt er sich die Schlusspointe aber auch für den nächsten "Tagespresse"-Artikel auf.

(Von Lukas Wodicka/APA)

(S E R V I C E - "Die Tagespresse Live" von und mit "Tagespresse"-Chefredakteur Fritz Jergitsch. Weitere (ausverkaufte) Termine: 11. Jänner (Schwechat), 29. Jänner (Wien), 26. Februar (Wien), 7. März (Steyr), 13. März (Wien), 19. März (Linz), 20. März (Dornbirn), https://dietagespresse.com/live/)

ribbon Zusammenfassung
  • Fritz Jergitsch präsentierte sein erstes Soloprogramm 'Tagespresse Live' im Stadtsaal Wien, das eine humorvolle Rückschau auf die über zehnjährige Geschichte der 'Tagespresse' bot.
  • Die Show, die rund 90 Minuten dauerte, beinhaltete eine satirische Stellenausschreibung der Volkspartei und bekannte 'Tagespresse'-Beiträge, ergänzt durch Einblicke hinter die Kulissen des Satiremediums.
  • Weitere ausverkaufte Vorstellungen sind am 11. Januar in Schwechat, am 29. Januar in Wien und an mehreren Terminen bis März in verschiedenen Städten geplant.