Climate Cultures Festival verbindet Kunst mit Aktivismus
"Die Idee resultiert aus meiner Arbeit als Literaturkritiker, der sich vor allem mit internationaler Literatur beschäftigt. Mein Ansatz ist, internationale Literatur immer auch im gesellschaftlich-politischen und historischen Kontext der jeweiligen Länder zu betrachten. Und dabei fiel mir auf, dass lokal immer mehr über das Klima geschrieben wird", so Zähringer zur APA.
"Der Name für diese Art von Literatur ist Climate Fiction. Wir haben dann in Berlin ein Literaturfestival nur zu diesem Thema durchgeführt, das Climate Fiction Festival 2020 im Literaturhaus Berlin. Das kam gut an. Im Folgejahr haben wir dann den Film dazugenommen und die Fotokunst, und wir sind ins Theater umgezogen, in die Volksbühne. Wir werden jedes Jahr andere Genres dazunehmen, 2022 sind wir bei der Neuen Musik."
Der Beitrag, den Kultur zum allgemeinen Umdenken in Sachen Klima und Nachhaltigkeit leisten könne, sei sehr groß, ist sich Zähringer sicher: "Klima und Kultur waren immer schon eng verbunden. Einer unserer Stichwortgeber, der britische Kulturgeograph Mike Hulme, meint, ohne Klima gibt es gar keine Kultur. Kultur ist in materieller Hinsicht die Adaption an das Klima, die entsprechenden symbolischen Ausdrucksweisen sind unser Thema." Kultur sei immer der Gesellschaft verpflichtet, der Klimawandel eine "globale Frage, die alle betrifft", auf die gemeinsame Antworten gesucht werden.
Dazu gehört auch eine Ausweitung der geografischen Perspektiven: "Wenn die klimakulturellen Stimmen des Südens uns darauf aufmerksam machen, dass etwa Afrika nur für 4 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist, aber wesentlich stärker unter den Folgen leidet, dann müssen wir uns das anhören, ob es gefällt oder nicht." Programmatisch ist daher das Eröffnungspanel am Freitag, bei dem die politische Ökonomin Ann Pettifor, eine der wichtigsten Proponentinnen eines Green New Deal, mit Awande Buthelezi, Koordinator des Climate Justice Charter Movement in Südafrika, spricht.
Das danach folgende Programm in der Alten Münze, einer als Kulturzentrum genutzten ehemaligen Münzprägeanstalt am Ufer der Spree in Berlin-Mitte, ist äußert bunt. Zähringer nennt seine Highlights: "Esther Figueroa und Imani Tafari-Ama aus Jamaika mit Film und Gesprächen über die Rasta-Klimakultur. Am Samstag Neue Musik und junge Climate Fiction aus Nigeria, und natürlich das Panel Klimakunst und Krieg mit ganz aktuellen russischen Kurzfilmen. Am Sonntag haben wir ein exklusives Taiwan-Programm mit drei neuen Büchern und danach unseren Berliner Autogipfel. Das Auto ist ja im Prinzip leider das klimatische Subjekt made in Germany." Das bereits 1973 vom kürzlich verstorbenen Wolfgang Petersen gedrehte Dokudrama "Smog" und Johan von Mirbachs neuer Dokumentarfilm "#dieselgate" fungieren dabei als Impulsgeber.
Auch Beiträge aus Österreich gibt es. Florian Schlederer, einer der Organisatoren des Klimavolksbegehrens, spricht auf einem Panel über Postwachstumsökonomie. Die Wienerin Elisabeth Piskernik betreibt seit 2005 den Kunstraum Le Cube in Rabat und zeigt in Berlin eine Ausstellung, in der sich fünf Künstlerinnen und Künstler aus Marokko, Nigeria und Tunesien mit Umweltproblemen auseinandersetzen.
Die Planungen für 2024 laufen bereits. Im kommenden Jahr wird das Climate Cultures Festival Berlin den Fokus auf Japan und Osteuropa und die Themen Kohle und Kernkraft richten.
(S E R V I C E - "gegen!blicke", 26. bis 28. August, Alte Münze, Haus 3, Molkenmarkt 2, Berlin-Mitte. Alle Veranstaltungen finden in englischer und deutscher Sprache mit Simultanübersetzung statt. Der Eintritt ist frei. www.climate-cultures-festival.de.)
Zusammenfassung
- In Berlin gibt es sogar ein eigenes Festival, das "die Klimakrise aus kultureller Sicht" beleuchtet.
- Am Freitag eröffnet "gegen!blicke", das dritte Climate Cultures Festival.
- Wir haben dann in Berlin ein Literaturfestival nur zu diesem Thema durchgeführt, das Climate Fiction Festival 2020 im Literaturhaus Berlin.
- Im kommenden Jahr wird das Climate Cultures Festival Berlin den Fokus auf Japan und Osteuropa und die Themen Kohle und Kernkraft richten.