Perfektionismus auf Social MediaPULS 24

"Warum ist mein Leben so scheiße?": Social Media richtig nutzen

Das perfekte Gesicht, die perfekte Beziehung, das perfekte Leben. Scrollt man durch soziale Medien, kann schnell der Eindruck entstehen, dass das Leben anderer perfekt ist. Was löst das in uns aus? Und was können wir dagegen tun?

Folgt man seinen Lieblingsinfluencern auf Instagram, Facebook, TikTok und Co. wirkt oftmals alles vermeintlich perfekt. Welchen Einfluss hat das auf uns? PULS 24 hat mit Psycholog:innen darüber gesprochen.

"Grundsätzlich funktioniert Social Media so, wie wir Menschen funktionieren", erklärt die Klinische Psychologin Johanna Constantini im PULS 24 Interview. "Wir wollen Anerkennung, wir wollen angenommen sein."

Sich selbst zu optimieren und sich von seiner besten Seite zu zeigen, sei etwas "sehr Menschliches", betont auch Kinder- und Jugendpsychiater Helmut Krönke im Gespräch mit PULS 24. Social Media treibe das Ganze aber "in einen völlig unrealistischen Bereich".

"Warum ist mein Leben so scheiße?"

Je gefestigter man in seinem Leben, seiner Persönlichkeit und seinen Erfahrungen sei, desto weniger Einfluss habe Social Media auf einen. "Ich glaub', mit 42 kann ich das besser einschätzen als ein 12-Jähriger", meint Krönke. Trotzdem könne die vermeintliche Perfektion auf sozialen Netzwerken "einen deutlichen Einfluss auf Menschen haben, auch auf einen Erwachsenen".

So auch auf das eigene Selbstwertgefühl. Je höher die eigene Unzufriedenheit ist, "umso mehr wird's mein Leben beeinflussen und mich in eine Richtung bewegen, wo ich sage: 'Warum ist eigentlich mein Leben so scheiße?'", erklärt Krönke.

"Dass ich diesem Ideal ein Stück weit hinterherjage oder mir denk, das wär doch eigentlich viel netter, wenn mein Urlaub so aussehen würde oder ich auch auf irgendeiner Weise so aussehen würde, wie es mir suggeriert wird", erläutert der Wiener Psychiater.

Video: Ist Social Media gefährlich für Jugendliche?

Das reale Leben ist nicht perfekt

Dabei sei es vor allem wichtig, nicht zu vergessen: "Es ist in irgendeiner Weise völlig unerreichbar, sich das vorzunehmen."

"Ich jage einem Ziel hinterher, dass ich eigentlich mit meinen Maßnahmen nicht erreichen kann", betont der Psychiater. Das sei ungefähr so als würde man die Fußball-EM schauen und sich denken: "Warum spiele ich nicht so gut wie die spanische Nationalmannschaft?", so Krönke.

Die Social Media Welt suggeriere uns sehr stark, dass "sich immer alles sehr gut anfühlen muss und dass immer alles möglichst perfekt ist", erklärt auch Constantini. "Das reale Leben, wir wissen alle, hält dem nicht stand und ist einfach nicht perfekt. Es gibt Höhen und Tiefen". Das beinhalte auch, mit diesen Tiefpunkten umgehen zu können. 

Die Social Media Welt suggeriert uns natürlich sehr stark, dass sich immer alles sehr gut anfühlen muss und dass immer alles möglichst perfekt ist. Das reale Leben, wir wissen alle, hält dem nicht stand und ist einfach nicht perfekt. Es gibt Höhen und Tiefen.

 

Johanna Constantini, Klinische , Sport- und Arbeitspsychologin

Tipps für einen gesunden Social-Media-Umgang

Für einen gesünderen Umgang mit sozialen Netzwerken, raten die beiden Expert:innen zu folgenden Tipps:

  • Selbstwert steigern: Psychologin Constantini rät dazu, seinen eigenen Selbstwert zu steigern, indem man sich an seinen eigenen Stärken orientiert und an seinen Ressourcen arbeitet, sodass sich das "nicht nur ins Netz verlagern muss".
  • Auf Positives fokussieren: Empfehlenswert sei es , sich aufzuschreiben, was an dem jeweiligen Tag gut gelaufen ist, um das Positive hervorzuheben.
  • Professionelle Unterstützung sei natürlich immer angeraten, und sollte mehr präventiv genutzt werden, betont Constantini.
  • Beschränkungen setzen: Kinderpsychiater Krönke rät dazu, sich Orte festzulegen, wo man sein Handy nicht mitnimmt bzw. ausschaltet. Auch könne man sich Zeiten pro Tag festlegen, an denen man sein Handy benutzt.
  • Ratsam sei auch ein Social Media Detox, also dass man seine sozialen Netzwerke auch mal ein paar Tage nicht verwendet.
  • Am allerwichtigsten sei es, "einen sehr viel stärkeren Stand im Reallife zu haben als im digitalen", betont Krönke.
  • Reflexion bzw. Konten entfolgen: Beide Expert:innen raten zudem dazu, zu reflektieren, welche Menschen einem guttun und welche einem mehr Energie rauben, als dass sie spenden. Constantini rät: "Menschen entfolgen, bei deren Posts man sich jedes Mal denkt, das ist einfach nicht real. Das rührt mich mehr, als es mich inspiriert".

Video: Schönheitsideale auf Social Media

Tipps für Eltern

Außerdem rät die Initiative SaferInternet Österreich Eltern zu folgenden Tipps:

  • Vorbildfunktion: Eltern wird dazu geraten, zuhause einen achtsamen Umgang mit dem Aussehen vorzuleben. So sollte man darauf achten, wie man Kritik äußert und Abwertungen vermeiden. Auch Komplimente seien wichtig, dabei sollte man aber vor allem auf die inneren Werte des Kindes hervorheben.
  • Eigenen Medienkonsum reflektieren: Eltern sollten sich mit den Inhalten auseinandersetzen, die sie selbst online konsumieren. Wie geht man selbst mit negativen Inhalten um? Und welche Tipps kann man darauf für sein Kind ableiten?
  • Druck nehmen: Es sei hilfreich, wenn Eltern zusammen mit ihren Kindern die Inhalte auf Social Media kritisch hinterfragen, und so dem Kind helfen, den Unterschied zwischen bearbeiteten Bildern und der Realität zu erkennen.
  • Einstellungen vornehmen: Dem Kind zeigen, wie es Einstellungen in Sozialen Medien nutzen kann, um zum Beispiel weniger Zeit auf Sozialen Netzwerken zu verbringen oder Inhalte zu beschränken, die nicht gut tun.
  • Medienkompetenz stärkenEs ist angeraten, das Kind dabei zu unterstützen, die Mechanismen von Sozialen Medien und Influencer:innen zu verstehen und kritisch zu hinterfragen.
ribbon Zusammenfassung
  • Das perfekte Gesicht, die perfekte Beziehung, das perfekte Leben. Scrollt man durch soziale Medien, kann schnell der Eindruck entstehen, dass das Leben Anderer perfekt ist.
  • Was löst das in uns aus? Und was können wir dagegen tun?
  • PULS 24 hat mit Psycholog:innen darüber gesprochen und sich Tipps für einen gesunden Umgang mit den Schönheitsidealen auf Social Media geholt.