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EU-Medienfreiheitsgesetz öffnet Tor für Überwachung von Journalisten

Der Rat der EU-Staaten hat sich am Mittwoch auf eine Position zum geplanten Medienfreiheitsgesetz festgelegt. Darin enthalten: Ein Hintertürchen, dass die Überwachung von Journalisten ermöglichen könnte.

Eigentlich war im Entwurf des geplanten Europäischen Medienfreiheitsgesetzes vorgesehen, dass die Überwachung von Journalist:innen explizit verboten wird. 

Das Gesetz ist eine Reaktion auf die Enthüllungen rund um die Pegasus-Spionagesoftware, dabei wurden Journalist:innen und Politiker:innen in mehreren EU-Staaten ausspioniert. Im Mai warnte die EU noch vor Verbindungen des Ex-Kanzlers Sebastian Kurz zum Pegasus-Mitgründer Shalev Hulio.

Ausnahme für Journalisten-Überwachung

Ein grundsätzliches Verbot gibt es jetzt aber nicht, wie "Netzpolitik.org" berichtete. Stattdessen gibt es eine Blanko-Ausnahme für Überwachungsmaßnahmen, die mit "nationaler Sicherheit" begründet wird.

Mehrere EU-Länder setzten sich für eine Ausnahme ein. Österreich äußerte zuletzt Bedenken, das Gesetz könnte in die Kompetenzen der EU-Staaten eingreifen. 

"Einsatz von Staatstrojanern gegen Journalist:innen legalisieren"

Der Europäische Journalistenverband warnt nun vor dieser Ausnahme. Die Änderungen im Gesetz machen daraus nur noch eine "leere Hülle".

In einem offenen Brief von 65 Pressefreiheits- und Grundrechtsorganisationen wird gewarnt, der Gesetzesvorschlag werde "den Einsatz von Staatstrojanern gegen Journalist:innen legalisieren".

Jetzt müssen sich noch EU-Rat, das EU-Parlament und die EU-Kommission auf eine endgültige Version des Gesetzes einigen. Das EU-Parlament hat dazu noch keine Position festgelegt.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Rat der EU-Staaten hat sich am Mittwoch auf eine Position zum geplanten Medienfreiheitsgesetz festgelegt.
  • Darin enthalten: Ein Hintertürchen, dass die Überwachung von Journalisten ermöglichen könnte.
  • Eigentlich war im Entwurf des geplanten Europäischen Medienfreiheitsgesetzes vorgesehen, dass die Überwachung von Journalist:innen explizit verboten wird. 
  • Stattdessen gibt es eine Blanko-Ausnahme für Überwachungsmaßnahmen, die mit "nationaler Sicherheit" begründet wird.
  • In einem offenen Brief von 65 Pressefreiheits- und Grundrechtsorganisationen wird gewarnt, der Gesetzesvorschlag werde "den Einsatz von Staatstrojanern gegen Journalist:innen legalisieren".