Zwei Regionalzüge in der Schweiz entgleist: 15 Verletzte
Laut einem Polizeisprecher passierten die Unfälle am Nachmittag bei Lüscherz und bei Büren zum Hof. Mögliche Ursachen sind starke Windböen. Zum Zeitpunkt der Entgleisungen tobte ein Sturm.
Das Sturmtief "Mathis" fegte am Freitag über Teile der Schweiz. Wie der staatliche Wetterdienst MeteoSchweiz am Samstag mitteilte, wurden stellenweise Windspitzen von über 130 km/h gemessen.
Gegen 16:30 kippte ein Triebwagen des Verkehrsunternehmens Aare Seeland Mobil in der Nähe des Bahnofs Lüscherz bei starkem Wind auf die Seite und rutschte einige Meter über eine kleine Böschung. Drei Personen erlitten Verletzungen, darunter der Lokführer. Die Bahnbetreiberin Aare Seeland Mobil sprach auf ihrer Internetseite von einer Entgleisung wegen eines Naturereignisses.
Kurz danach entgleiste in 40 Kilometer Entfernung ein Zug des Regionalverkehrs Bern-Solothurn. Dabei wurden laut Kantonspolizei zwölf Personen verletzt, eine davon schwer. Zum Zeitpunkt dieses Unfalls verzeichnete eine nahe gelegene Messstation laut dem privaten Wetterdienst Meteonews eine Böe mit 136 km/h. Das ist Orkanstärke. Das Verkehrsunternehmen Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) sprach von starken Windböen als möglicher Ursache. Beide Züge entgleisten auf Schmalspurstrecken.
Streckenunterbrechungen in anderen Regionen
Das Sturmtief "Mathis" fegte am Freitag über Teile der Schweiz. Auch in anderen Regionen sorgten die starken Winde für Streckenunterbrechungen. Bergbahnen und die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt stellten ihren Betrieb ein. In Liestal bei Basel wurde die Dachkonstruktion einer Baustelle gegen eine Hausfassade geschleudert. Dabei wurde eine Person leicht verletzt, wie die Polizei berichtete. Im Kanton Aargau wurden durch die Sturmböen Bäume umgerissen und Gebäude beschädigt. Meteorologen registrierten bis zu 5.000 Blitze bei den durchziehenden Gewittern.
Stürme haben in der Schweiz schonmehrfach Züge aus den Schienen geweht. Dreimal passierte dies seit 1996. Wie Christoph Kupper von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust am Samstag dem Online-Portal "20 Minuten" sagte, blies starker Wind am 19. Jänner 2007 eine Garnitur der Appenzeller Bahnen bei Wasserauen AI um. "Dort hat man dann eine Windmessanlage installiert", sagt Kupper, dessen Team in den letzten Jahren immer wieder Zugunfälle untersucht hat, im Interview. "Wenn es zu stark windet, verkehren die Züge nicht mehr."
Entgleisungen 1996 und 2018
Entgleisungen wegen starker Winde gab es laut Kupper 1996 auch bei der Wengernalpbahn im Berner Oberland und 2018 bei der Montreux-Oberland-Bahn (MOB) im Berner Simmental. Beim Unfall von 2007 in Wasserauen erlitt der Lokomotivführer einen Schock und Prellungen. Passagiere befanden sich nicht im Zug. Bei der Entgleisung der Wengernalpbahn wurden vier Touristinnen verletzt. Der Zug fuhr während eines Föhnsturms. Acht Personen wurden mehrheitlich leicht verletzt, als bei Lenk BE 2018 ein MOB-Wagen kippte.
Auf die Frage, ob Schmalspurbahnen anfälliger sind für solche windbedingten Entgleisungen, sagt Kupper: "Der Unterschied zwischen 1.435 Millimeter und 1.000 Millimeter Spurbreite kann durchaus einen Einfluss haben." 1,4 Meter Spurbreite ist die Normalspur. Die beiden entgleisten Züge der Aare Seeland Mobil (asm) im Berner Seeland und des Regionalverkehrs Bern-Solothurn bei Büren zum Hof haben eine Spurweite von einem Meter.
Züge seien zwar tonnenschwer, sagt Kupper weiter, doch sie böten dem Wind auch eine große Angriffsfläche. "Entscheidend ist, wie der Wind genau auf den Zug trifft." Starke Windböen seien auch schwer vorauszusagen, weil sie örtlich ganz unterschiedlich sein könnten.
Zusammenfassung
- Im Schweizer Kanton Bern sind am Freitag bei stürmischem Wetter zwei Regionalzüge entgleist.
- Laut einem Polizeisprecher passierten die Unfälle am Nachmittag bei Lüscherz und bei Büren zum Hof. Mögliche Ursachen sind starke Windböen.
- Zum Zeitpunkt der Entgleisungen tobte ein Sturm.