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"Ziel ist Sturz Assads": Islamisten in Syrien schon vor Homs

Nach der Einnahme der Großstädte Aleppo und Hama im Nordwesten Syriens befinden sich die islamistischen Kämpfer am Freitag auf dem Vormarsch in Richtung Homs. Russland und der Iran unterstützen den Diktator Bashar al-Assad. Die Türkei rüstet die Rebellen auf. Das Ziel der Islamisten sei der Sturz Assads.

Die von der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) angeführten Rebellen sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte nur noch fünf Kilometer von den Vororten der Stadt entfernt. 

Die Kämpfer seien bereits in die Städte Rastan und Talbisseh auf der Strecke zwischen Hama und Homs eingedrungen, berichtete die in London ansässige Beobachtungsstelle.

Assads Truppen "völlig abwesend" 

Die Organisation schrieb zudem über eine "völlige Abwesenheit" von Truppen der Regierung des Machthabers Bashar al-Assad in den beiden Städten.

Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien, die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Zuvor hatten die Aktivisten Luftangriffe auf eine Brücke auf der Strecke zwischen Homs und Hama gemeldet. Mit den Luftangriffen sei versucht worden, "die Straße zwischen Hama und Homs abzuschneiden und die Stadt Homs zu sichern".

Ziel ist Sturz von Assad 

Das Ziel der syrischen Rebellenallianz ist nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Jolani der Sturz von Machthaber Assad. Das Scheitern sei schon immer im Regime selbst gekeimt, sagte Jolani dem US-Sender CNN.

Die Iraner und Russen hätten versucht, es wiederzubeleben. "Aber die Wahrheit bleibt: Dieses Regime ist tot", so der Rebellenanführer.

Jolani plane, in Syrien ein auf Institutionen basierendes Regierungssystem zu errichten. Nicht eines, in dem ein einzelner Herrscher willkürlich Entscheidungen treffe, sagte er. "Wir sprechen nicht über die Herrschaft von Einzelpersonen oder persönliche Launen", sagte der HTS-Anführer.

Video: Wer ist die Jihadistengruppe HTS?

Tausende Menschen flohen

Tausende Menschen sind angesichts des rasanten Vormarsches der islamistischen Rebellen nach Angaben von Augenzeugen aus Homs geflohen. Auch die Beobachtungsstelle in London teilte am Freitag mit, dass zahlreiche Menschen über Nacht und am frühen Morgen die drittgrößte Stadt des Landes verlassen hätten.

Ihr Ziel sei die Küstenregion, die als Assad-Hochburg gilt. Dort bestätigte ein Anrainer, dass Tausende aus Homs angekommen seien.

Jordanien schloss wegen der Gefechte einen wichtigen Grenzübergang. Das Innenministerium habe aufgrund der Sicherheitslage die Schließung der Jaber-Grenzstelle im Norden des Landes angeordnet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Petra. Es ist einer von nur zwei Grenzübergängen der Nachbarländer.

Russland fordert Staatsbürger zur Ausreise aus 

Angesichts des raschen Vormarsches der Rebellen in Syrien fordert Russland seine Staatsbürger in dem Bürgerkriegsland zur Ausreise auf. Die Botschaft in Damaskus habe die Landsleute aufgefordert, das Land mit Linienflügen zu verlassen, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS am Freitag.

Russland ist ein enger Verbündeter des syrischen Präsidenten Assad und unterstützt die Armee im Kampf gegen die Rebellen seit Jahren militärisch.

Im Kampf gegen die vorrückenden Rebellen sagte der Iran dem syrischen Regime ebenso weitere Raketen und Drohnen zu. Auch die Zahl der militärischen Berater werde erhöht, um Assad zu unterstützen, sagt ein hochrangiger Vertreter des Iran. 

Die Türkei wiederrum rüstet die Gegner Assads hoch. Israel fliegt derzeit Luftangriffe gegen die Hisbollah-Miliz, Verbündete von Assad. 

Homs gilt als Assad-Hochburg 

Nach Jahren verhältnismäßiger Ruhe im Bürgerkrieg in Syrien hatten vor einer Woche die HTS und mit ihr verbündete Gruppierungen eine Großoffensive im Nordwesten Syriens gestartet. Den Rebellen gelang es, binnen einer Woche unter anderem die zweitgrößte syrische Stadt Aleppo sowie am Donnerstag die viertgrößte Stadt Hama einzunehmen.

Nächstes Ziel ist das rund 40 Kilometer südlich gelegene Homs, etwa eine halbe Autostunde von der Grenze zum Libanon entfernt und wichtiger Knotenpunkt auf dem Weg nach Damaskus, zur Mittelmeerküste und in den Libanon.

Die Kontrolle der Regierung über Homs ist dem US-amerikanischen Institut für Kriegsstudien (ISW) zufolge entscheidend, um weiterhin Lieferungen des Irans an die Hisbollah-Miliz im Libanon zu ermöglichen.

Es sind die intensivsten Kämpfe in Syrien seit vier Jahren in dem 2011 durch Proteste gegen die Regierung von Assad ausgelösten Bürgerkrieg.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der Einnahme der Großstädte Aleppo und Hama im Nordwesten Syriens befinden sich die islamistischen Kämpfer am Freitag auf dem Vormarsch in Richtung Homs. 
  • Russland und der Iran unterstützen den Diktator Bashar al-Assad.
  • Die Türkei rüstet die Rebellen auf.
  • Das Ziel der islamistischen Rebellen sei der Sturz Assads.