"Mogelpackung"
Karfreitag als "persönlicher Feiertag": Was gilt und wo es kriselt
Der freie Karfreitag für gewisse Konfessionen fiel nach einem Entscheid des Europäischen Gerichtshofs. Dieser urteilte 2019, dass ein Feiertag, der nur für bestimmte Minderheiten gilt, im Sinne der Gleichheit nicht zulässig ist.
Nach dem Urteil hätten zwei Möglichkeiten bestanden, meint Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche: "Entweder, dass man diesen Feiertag für alle öffnet oder ihn für eine Minderheit abschafft. Man hat den zweiten Weg gewählt."
Was beim "persönlichen Feiertag" gilt
Als vermeintliche Lösung nach der Abschaffung wurde der "persönliche Feiertag" präsentiert. Es handelt sich um einen Urlaubstag, der Arbeitnehmer:innen genehmigt werden muss, sofern sie ihn drei Monate im Voraus ankündigen.
Teilt einen der Arbeitgeber dennoch ein, muss Feiertagszuschlag ausbezahlt werden.
Chalupka spricht von einer "Mogelpackung". Dass man auf diese Weise quasi gegen den Willen des Arbeitgebers einen Urlaubstag nehmen könne, sei "ganz unösterreichisch".
In der Regel würde ohnehin einen Urlaubstag genehmigen. "Das Recht ist nur, es gegen den Willen des Arbeitgebers zu machen. Und das ist praxisfremd."
Anderen Feiertag streichen?
Neben einem zusätzlichen Feiertag für alle hätte der Karfreitag auch gegen einen anderen Feiertag getauscht werden können, meint Chalupka. Streichen könne man zum Beispiel den achten Dezember, "wo sowieso schon alle Geschäfte offen sind". Die beste Lösung sei allerdings ein zusätzlicher Feiertag für alle.
Es brauche einen Runden Tisch mit Gewerkschaftsvertreter:innen, Vertreter:innen der Wirtschaft und Religionsvertreter:innen. So sei man "über eine Minderheit drübergefahren".
"Wunde, die nicht geschlossen ist"
Der Verlust des Karfreitag sei für die Evangelischen, die Altkatholiken und die Methodisten in Österreich noch immer "eine Wunde, die nicht geschlossen ist". Er werde in evangelischen Pfarrgemeinden noch immer laufend darauf angesprochen.
Der Karfreitag sei für sie nicht nur ein kirchlicher Feiertag mit vollen Gottesdiensten. "Das war ein staatlicher Gedenktag für das, was den Evangelischen in Österreich in der Habsburger-Monarchie in der Gegenreformation angetan worden ist."
"Dass diese Republik sozusagen gar nicht mehr gedenkt, wie mit Minderheiten umgegangen worden ist, das tut der Republik nicht gut", so Bischof Chalupka. "Uns ist nicht weggenommen worden, sondern Österreich hat sich um einen Teil seiner Geschichte gebracht."
Zusammenfassung
- Seit 2019 haben evangelische, methodistische und altkatholische Christen am Karfreitag kein Feiertag mehr.
- Als vermeintliche Lösung nach der Abschaffung wurde der "persönliche Feiertag" präsentiert.
- Es handelt sich um einen Urlaubstag, der Arbeitnehmer:innen genehmigt werden muss, sofern sie ihn drei Monate im Voraus ankündigen.
- Bischof Michael Chalupka nennt den persönlichen Feiertag eine "Mogelpackung".