APA/BFK KREMS/MANFRED WIMMER

Unwetter: Niederösterreich hart getroffen

Die Feuerwehren standen Freitag und Samstag im Dauereinsatz. Starkregen, Schnee und Sturm sorgten in Niederösterreich etwa für erste Evakuierungen, in der Steiermark zu Stromausfällen und in Wien zu über 100 Einsätzen. Erste Orte wurden bereits zu Katastrophengebieten erklärt. Ein Überblick zur aktuellen Unwetter-Lage in ganz Österreich.

Starkregen, Schneefälle und Sturm haben Österreich auch am Samstag fest im Griff. In der Nacht auf Samstag und Samstagvormittag standen die Helfer:innen in weiten Teilen Österreichs im Dauereinsatz.

In Niederösterreich kam es am Freitag bereits zu ersten Evakuierungen. 

Niederösterreich: Erste Orte zu Katastrophengebiete erklärt 

In Niederösterreich sind die Feuerwehren seit Freitagabend zu hunderten Einsätzen ausgerückt. Dabei habe es sich vor allem um Alarmierungen wegen Sturmschäden gehandelt, sagte Klaus Stebal, Sprecher des Landeskommandos, Samstagfrüh auf PULS 24-Anfrage. Die Lage habe sich "intensiviert", berichtete er.

In einer Pressemitteilung der niederösterreichischen Landesregierung wurden auch erste Ort zu Katastrophengebieten erklärt. "Einsatzorganisationen bereiten sich gemeinsam mit den Bezirkshauptleuten und Gemeinden - dort wo sie notwendig werden könnten - auf Evakuierungen vor und informieren die Bürgerinnen und Bürger dementsprechend. Die betroffenen Gemeinden in den Bezirken Zwettl, Horn, Krems und Tulln werden entsprechend zum Katastrophengebiet erklärt werden", hieß es. 

Zum Katastrophengebiet erklärt wurden wegen Überflutungsgefahr mehrere Gemeinden: im Bezirk Zwettl die Katastralgemeinde Wegscheid am Kamp in Pölla sowie im Bezirk Horn St. Bernhard-Frauenhofen, die Katastralgemeinden Steinegg und Altenburg/Rauschermühle in Altenburg, die Katastralgemeinden Rosenburg und Stallegg in Rosenburg-Mold sowie die Katastralgemeinden Gars am Kamp und Kamegg, Thunau am Kamp, Zitternberg und Buchberg in Gars am Kamp. Im Bezirk Krems betroffen sind Gedersdorf, Grafenegg, Hadersdorf-Kammern, Krumau, die Katastralgemeinden Gobelsburg, Haindorf, Langenlois und Zöbing in Langenlois, die Katastralgemeinde Mottingeramt in Rastenfeld, die Katastralgemeinden Plank am Kamp, Schönberg und Stiefern in Schönberg. Im Bezirk Tulln wurde Grafenwörth zum Katastrophengebiet erklärt.

In mehreren Gemeinden, etwa in der Wachau, wurde der mobile Hochwasserschutz aufgebaut. Der "Peak" der Pegel werde großteils für die Nacht auf Montag erwartet, so Stebal.

Die anhaltenden Niederschläge bereiteten Probleme. "Erste Überflutungen werden aus fast allen Gemeinden gemeldet", berichtete das Bezirkskommando Waidhofen an der Thaya. Mehrere Straßen mussten gesperrt werden.

Video: Die aktuelle Hochwasserlage im Kamptal

Die ersten Helfer rückten kurz nach 5.00 Uhr aus. "Danach folgten die Einsatzmeldungen im Minutentakt", hieß es. Über 200 Feuerwehrleute waren mit Auspump- und Sicherungsarbeiten sowie Hochwasserschutzmaßnahmen im gesamten Bezirk Waidhofen an der Thaya beschäftigt.

Am Freitagabend kam es bereits in einigen Gemeinden zu ersten Evakuierungen, etwa in Zöbing, einem Teil von Langenlois (Bezirk Krems-Land). Betroffen waren Gartensiedlungen bzw. Zweitwohnsitze. Am Samstag folgten weitere Evakuierungen in Langenlois. 

Unwetter-Einsätze in NÖ aktuell "fordernd und gefährlich"

Kamp

Vor allem entlang des Kamps "wird es sich zuspitzen", sagte Stebal. Dort gab es bereits am Freitag erste Evakuierungen.  Zwei Katastrophenhilfsdienst-Züge wurden einberufen: Ein Zug aus dem Bezirk Hollabrunn soll das Umspannwerk Langenlois schützen. Ein weiterer aus dem Bezirk Krems unterstützt die Feuerwehren entlang des Kamps.

Für Sonntag wird erwartet, dass der Stausee über die Ufer tritt.

Die Vorbereitungen auf ein Hochwasser sind im Bundesland bereits seit mehreren Tagen im Laufen, neben dem Aufbau mobiler Schutzanlagen wurden Sandsäcke gefüllt und Retentionsräume geschaffen.

Die prognostizierten Pegelstände haben sich zuletzt erhöht. Am Freitagabend berief Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) den Landesführungsstab ein, in dem alle Einsatzorganisationen mit ihren Verbindungsoffizieren vertreten sind.

Seit Donnerstag sind den Angaben zufolge bereits rund 50 bis 150 Millimeter - laut Geosphere Austria punktuell auch noch mehr - an Niederschlägen verzeichnet worden. Für die nächsten 48 Stunden wurden weitere Summen von bis zu 230 Millimeter vorhergesagt.

Aufbau eines Hochwasserschutzes

Burgenland: Bisher 71 Einsätze 

Auch im Burgenland kam es zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. Seit Donnerstagnachmittag mussten die Wehren insgesamt 213 Mal ausrücken, berichtete das Landesmedienservice am Samstagnachmittag auf APA-Anfrage. Verletzt wurde dabei niemand.

Hauptsächlich galt es, Fahrwege von umgestürzten Bäumen freizuräumen.

Der Schlosspark in Eisenstadt mit seinem alten Baumbestand etwa blieb aus Sicherheitsgründen das ganze Wochenende gesperrt.

Auch etliche Wahlplakatständer und Bauzäune wurden von starken Windböen beschädigt oder umgeworfen. Hochwasser wurde keines vermeldet.

Wien: "Durchwegs viel zu tun"

In der Bundeshauptstadt hat die Berufsfeuerwehr Wien in den vergangenen 24 Stunden zusätzlich 150 wetterbedingte Einsätze absolviert.

Die Hälfte davon betrafen Folgen von stürmischen Windböen - abgebrochene Äste oder umgestürzte Baugitter mussten weggeräumt werden -, die andere Hälfte Wasser, das in Keller eingetreten war und abgepumpt werden musste oder über undichte Dächer in Gebäude eingedrungen war und Wasserschäden verursacht hatte.

In der Bundeshauptstadt hat die Berufsfeuerwehr Wien deshalb "durchwegs viel zu tun, aber bisher keine größeren Einsätze", wie ihr Sprecher Gerald Schimpf der APA sagte. Unter anderem ging es um Folgen von stürmischen Windböen - abgebrochene Äste oder umgestürzte Baugitter mussten weggeräumt werden - sowie um Wasser, das in Keller eingetreten war und abgepumpt werden musste oder über undichte Dächer in Gebäude eingedrungen war und Wasserschäden verursacht hatte.

Im Verlauf des Samstags waren für Wien starke Regenfälle vorhergesagt. Auch mit Sturmböen war weiter zu rechnen. Im Schlosspark Schönbrunn wurde daher bereits der Bereich um die Gloriette gesperrt - der Eingang Tirolerhof bleibt bis auf Weiteres aus Sicherheitsgründen geschlossen. Bei der Berufsrettung Wien gab es laut deren Sprecher Daniel Melcher bisher keine wetterbedingt Verletzten zu behandeln.

Anrainer über Unwetter-Evakuierung in Niederösterreich

Salzburg: Etliche kleinere Einsätze

Die Landesfeuerwehrkommandos in Salzburg und Oberösterreich haben bis Samstagvormittag etliche kleinere Einsätze zu bewältigen gehabt, bisher sei man glimpflich davongekommen, so die einhellige Meinung aus beiden Bundesländern.

Bäume von den Straßen entfernen, überflutete Keller auspumpen, Hochwasserschutz aufbauen und in Salzburg auch Fahrzeuge aus dem Schnee befreien lauteten die Aufgaben.

Von Donnerstag bis Samstagvormittag gab es im Bundesland Salzburg 72 Einsätze, die 613 Kräfte von 43 Feuerwehren bewältigten. Samstag war vor allem der Flachgau betroffen. In Oberösterreich waren in der Nacht von Freitag auf Samstag 14 Einsätze abzuarbeiten, quer über das Land verteilt.

Oberösterreich: Sirenen heulten in der Nacht

Der hydrografische Dienst meldete steigende Wasserstände an Inn und Donau sowie Enns. Vorwarngrenzen in Mauthausen und Schärding sollten Samstagnachmittag, in Linz Sonntagfrüh überschritten werden. Hochwasserschutzvorrichtungen wurden aufgebaut.

Im oberösterreichischem Steyr heulten in der Nacht die Sirenen, wie der ORF zunächst berichtete. Laut Prognose sollte in Steyr am späteren Nachmittag oder am Abend die erste Hochwasserstufe erreicht werden.

Die Stadt rief dazu auf, Uferbereiche zu meiden, Autos aus den potenziellen Überflutungsgebieten zu entfernen, Kellerfenster zu schließen und Ablaufrinnen zu säubern. Sandsäcke für den Notfall liegen bei den Kommunalbetrieben der Stadt bereit.

Galerie: Aktuelle Hochwasser-Lage in Bildern 

Steiermark: 4.000 Haushalte ohne Strom 

In der Steiermark haben Sturmböen in der Nacht auf Samstag die Stromversorgung in Teilen der Ost- und Obersteiermark und des östlichen Grazer Umlands beeinträchtigt.

Tirol: Winterliche Verhältnisse 

In Tirol sind die Pegel der Flüsse und Bäche von Freitag auf Samstag durchschnittlich nur geringfügig gestiegen. Grund ist, dass die teils heftigen Niederschläge bereits in höheren Lagen als Schnee "zwischengespeichert" sind und die Tallagen entlasten. 

Dennoch kann es laut Geosphere Austria auch im Tiroler Unterland am Samstag wegen lokaler Niederschläge zu kleinräumigen Überflutungen von Grün- und Ackerflächen kommen.

Für die Berglagen sind weiterhin Muren- oder Hangrutschungen als Auswirkungen der Wetterlage möglich, so die Experten

Vorarlberg: Von schweren Unwettern verschont

Das westlichste Bundesland ist von den schweren Unwettern auch am Samstag nach wie vor verschont geblieben. Zwar hat es stellenweise in der Nacht auf Samstag heftige Schnee- und Regenfälle gegeben, es kam bisher jedoch zu keinen Bedrohungen oder Einschränkungen.

Einzig die Straßenverbindungen zwischen Lech und Warth sowie von Warth ins Tiroler Lechtal wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Straßensperren und Verkehrsbehinderungen 

Ein Wintereinbruch in den Bergen sowie Sturm hatte bereits am Freitag für einzelne Straßensperren und Verkehrsbehinderungen gesorgt. Auch Bahn- und Flugverkehr sind betroffen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Feuerwehren standen Freitag und Samstag im Dauereinsatz.
  • Starkregen, Schnee und Sturm sorgten in Niederösterreich etwa für erste Evakuierungen, in der Steiermark zu Stromausfällen und in Wien zu über 100 Einsätzen.
  • Ein Überblick zur aktuellen Unwetter-Lage in ganz Österreich.