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Witwer nach Tod von Ehefrau bei Brand in Wien vor Gericht

Bei einem Zimmerbrand in Wien-Favoriten ist in den frühen Morgenstunden des 2. April 2023 eine 69-jährige Frau ums Leben gekommen. Am Donnerstag musste sich der Witwer wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst am Landesgericht für Strafsachen verantworten. Die Anklage legte dem 73-Jährigen zur Last, eine Zigarette in seinem Arbeitszimmer nicht ordentlich ausgedämpft zu haben, ehe er zu Bett ging. In der Verhandlung taten sich jedoch Zweifel an der Brandursache auf.

"Er hat nichts Falsches gemacht", sagte Verteidiger Otto Stadler gleich zu Beginn der Verhandlung. Der Angeklagte - bisher unbescholten - bekannte sich folglich "nicht schuldig". Die Zigarette komme nicht als Auslöser des Feuers in Frage, er habe den Stummel nämlich an einer speziellen Vorrichtung am Aschenbecher - einem so genannten Schwamm - angebracht, womit gewährleistet gewesen sei, dass die Reste der Zigarette sich nicht entzünden konnten.

Er habe allerdings vor dem Zu-Bett-Gehen den Original-Ersatz-Akku seiner Bohrmaschine auf die Ladestation gesetzt, um diesen vollständig aufzuladen, schilderte der Witwer. "Dieser Akku ist explodiert", zeigte sich Verteidiger Stadler überzeugt. Bei der Bohrmaschine sowie dem Akku habe es sich nicht um Billigprodukte aus Fernost, sondern europäische Markenware gehandelt.

Der Anwalt legte dem Gericht jedoch Unterlagen vor, wonach Nickel-Kadmium-Akkus aufgrund einer EU-Richtlinie seit 1. Jänner 2017 eigentlich nicht mehr verkauft hätten werden dürfen. Sein Mandant habe die Bohrmaschine im Jänner 2023 erworben, belegte Stadler mit einer Rechnung. Bei diesem Modell sei es schon zu Problemen mit den Akkus gekommen - der Verteidiger verwies auf einen Fall, bei dem einem Bericht zufolge ein Carport abbrannte, nachdem sich der Akku entzündet hatte. "Wahrscheinlich ist das der Grund, dass die Firma bisher zu unserem Fall keine Informationen gegeben hat", vermutete Stadler.

Die Richterin wollte darauf hin vom Angeklagten wissen, warum er die Bohrmaschine und den Akku nicht gleich nach dem Unglück erwähnt habe. "I war viel zu aufgeregt", sagte der pensionierte Installateur, "i bin da unten g'sess'n auf der Straß'n in am Leiberl, aner Hos'n und Schlapf'n. I hab' net g'wusst, was ich mach'n sollt'." Im Rettungswagen - der 73-Jährige wurde vorsorglich aufgrund einer möglichen Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht - habe er vom Ableben seiner Frau erfahren. "Wie geht's Ihnen mit dem Verlust der Frau?", fragte die Richterin. "Miserabel", erwiderte der 73-Jährige, "i glaub net, dass man da so schnell drüber kommt." Dann begann er zu weinen.

Das im ersten Stock eines Wohnhauses ausgebrochene Feuer hatte zu einem Großeinsatz der Berufsfeuerwehr Wien geführt, die mit 72 Männer und Frauen zur Brandbekämpfung ausrückte. Beim Eintreffen der Feuerwehr standen die betroffene Wohnung und der Balkon bereits in Vollbrand. 22 Hausbewohnerinnen und Hausbewohner - darunter auch der Angeklagte - wurden evakuiert, für die 69 Jahre alte Frau, auf deren Namen die Wohnung angemietet war, kam jede Hilfe zu spät. Auch die drei Katzen der Frau verendeten.

Die Feuerwehr konnte in Übergreifen der Flammen auf andere Wohnungen bzw. Nachbargebäude verhindern. Der Brand richtete dessen ungeachtet einen enormen Sachschaden an. Die Versicherung bezifferte ihn in der Verhandlung gegen den 73-Jährigen auf knapp 1,6 Millionen Euro.

Der Prozess wurde zur Ladung weiterer Zeugen sowie ergänzender Beweisaufnahmen auf unbestimmte Zeit vertagt. Zum nächsten Termin wird auch der Brandsachverständige geladen, der aus Sicht der Verteidigung vorschnell eine brennende Zigarette als einzig plausible Erklärung für das Unglück herangezogen hatte.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einem Zimmerbrand in Wien-Favoriten ist in den frühen Morgenstunden des 2. April 2023 eine 69-jährige Frau ums Leben gekommen.
  • Am Donnerstag musste sich der Witwer wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst am Landesgericht für Strafsachen verantworten.
  • Die Anklage legte dem 73-Jährigen zur Last, eine Zigarette in seinem Arbeitszimmer nicht ordentlich ausgedämpft zu haben, ehe er zu Bett ging.