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Weltrekord: Alle Achttausender in nur drei Monaten bezwungen

So schnell wie niemand zuvor haben die Norwegerin Kristin Harila und ihr Bergführer Tenjin Sherpa alle 14 Achttausender bestiegen. Damit reihen sie sich in eine Riege von nur wenigen Menschen ein.

Drei Monate und einen Tag - so lange haben die norwegische Extrembergsteigerin Kristin Harila und ihr nepalesische Bergführer Tenjin Sherpa für die Besteigung der 14 höchsten Berge der Welt gebracht. Das Duo stellte damit einen neuen Weltrekord auf und lösen damit Nirmal Purja als Rekordhalter ab.

Der in Nepal geborene britische Staatsbürger bestieg 2019 alle 14 Gipfel in sechs Monaten und sechs Tagen. Harila und ihr Sherpa unterboten ihn damit um mehr als die Hälfte.

Doppelrekord auf der Spitze des K2

Ihren letzten Gipfel, den K2, erklommen die beiden am Donnerstag. Nach dem Mount Everest (8.849 m) ist er mit 8.611 Metern der zweithöchste Berg der Welt. Der Berg liegt im Gebiet Karakorum an der Grenze zwischen Pakistan und China. Er gilt als weit anspruchsvoller als der Mount Everest, wenn nicht sogar als der schwierigste der Achttausender. Im Mai erreichte sie den Gipfel des Mount Everest.

In einer Erklärung heißt es, der Rekorde stehe für "unbeugsame Entschlossenheit, den Teamgeist und die Hartnäckigkeit" von Harila und Tenjen Sherpa. Karrar Haidri, Sekretär des pakistanischen Alpinklubs, beglückwünschte das Kletter-Duo: "Großen Glückwunsch an Kristin Harila und Tenjen Sherpa zu dieser außergewöhnlichen Leistung. Sie haben erfolgreich alle 14 höchsten Gipfel innerhalb der kürzesten Zeit bestiegen. Sie haben es in 92 Tagen geschafft".

Neben dem Meilenstein von Harila und Tenjen Sherpa wurde am Donnerstag ein weiterer Rekord aufgestellt. Insgesamt schafften es 20 Leuten den Gipfel des K2. Unter ihnen der Nepalese Nima Rinji Sherpa. Mit 17 Jahren ist er der jüngsten Menschen auf der Spitze des K2.

Neuanfang dieses Jahres

Ihren Rekordversuch startete Harila bereits im vergangenen Jahr. Zwölf der 14 Achttausender-Gipfel hatte sie bereits bezwungen, bevor ihr die chinesischen Behörden einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Aufgrund der restriktiven Corona-Politik der Volksrepublik erhielt sie keine Besteigungserlaubnis, um einen Gipfel, der nur von chinesischer Seite aus bestiegen werden kann, zu erreichen.

Erst im heurigen Frühjahr konnte sie schließlich nach Tibet einreisen. Zu spät für ihr Anliegen, denn die alte Rekordzeit war damit längst verstrichen. Sie begann von Neuem: Am 26. April stand sie auf dem Gipfel der Shisha Pangma (8.027).

Größten Herausforderungen: Zeit und Geld

Um Zeit zu sparen, ließ sich Harila mit Hubschraubern ins Basislager fliegen. Doch nicht nur das: Am Manaslu (8.163 m, Nepal) ließ sie sogar Seile, Sauerstoffflaschen und Teammitglieder, die Fix-Seile verlegen sollten, damit in die Hochlager bringen.

Neben der körperlichen Leistung, was das schwierigste Unterfangen die Finanzierung ihrer 26 Expeditionen. "Es kostet viel Mühe, das zu finanzieren", sagte Harila zur "FAZ". Im Mai berichtete sie, wie schwierig es ist, Sponsoren zu finden: "Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn ich ein Mann wäre".

Kritik an Rekord

Auch Kritik musste sie einstecken. Der Norwegerin wurde vorgeworfen, bewusst die Agentur gewechselt zu haben, um die Sherpas, die sie zunächst ­begleiteten, nicht am Erfolg teilhaben zu lassen und den Rekord für sich allein zu verbuchen. Diese Behauptung strafte sie Lügen. Ihr Rekord gilt auch für Tenjin Sherpa, der bei jedem Gipfelaufstieg stets an ihrer Seite war.

Die Besteigung von allen Achttausendern gelang bisher nur 37 Männern und fünf Frauen. Reinhold Messner und Gerlinde Kaltenbrunner sind die ersten ihres Geschlechts, die alle Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Dafür brauchten sie mehrere Jahre. Mit Harils Rekord ist das nicht zu vergleichen. Dazu sagt sie: "Eine andere Zeit, ein anderer Stil. Ich selbst vergleiche mich nicht mit anderen. Heute ist das an den Achttausendern eben ganz anders".

ribbon Zusammenfassung
  • So schnell wie niemand zuvor haben die Norwegerin Kristin Harila und ihr Bergführer Tenjin Sherpa alle 14 Achttausender bestiegen.
  • Drei Monate und einen Tag - so lange haben die Harila und Tenjin Sherpa für die Besteigung der 14 höchsten Berge der Welt gebracht.
  • Das Duo stellt damit einen neuen Weltrekord auf und lösen damit Nirmal Purja als Rekordhalter ab. Der in Nepal geborene britische Staatsbürger bestieg 2019 alle 14 Gipfel in sechs Monaten und sechs Tagen.
  • Ihren letzten Gipfel, den K2, erklommen die beiden am Donnerstag.
  • Damit reihen sie sich in eine Riege von nur wenigen Menschen ein.
  • Die Besteigung von allen Achttausendern gelang bisher nur 37 Männern und fünf Frauen