Weiter Ausbreitung der Vogelgrippe bei Milchkühen in den USA
"Und ich kann leider im Moment auch nicht erkennen, dass Maßnahmen ergriffen werden, die das Geschehen jetzt schnell stoppen würden", so Beer. Es fehle etwa an einer flächendeckenden Überwachung. "In den USA gibt es etwa 25.000 Milchviehbetriebe, und ich weiß nicht, wie viele bisher überhaupt untersucht wurden. Aber wahrscheinlich nur ein Bruchteil." Im US-Bundesstaat Colorado, wo flächendeckend untersucht werde, seien von weniger als 300 Betrieben etwa 60 betroffen.
Die Freitestung von Transporten zwischen Betrieben müsse viel engmaschiger sein, sagte Beer. Und in betroffenen Betrieben müssten Maßnahmen ergriffen werden, etwa die Absonderung oder gar Tötung von Tieren. "Rein aus der Bekämpfungssicht wird noch zu wenig getan."
Dass der aus dem Tierreich stammende Erreger H5N1, der auch Menschen infizieren kann, sich weiter ausbreitet, macht dem Experten Sorge. Bis Freitag wurden in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC 34 Fälle bei Menschen registriert - fast ausschließlich bei Mitarbeitern von Milchvieh- und Geflügelbetrieben und mit milden Verläufen. Glücklicherweise gebe es bisher keine Anzeichen dafür, dass sich das Virus schnell an Rinder oder an Menschen anpasse, sagte Beer.
Erst jüngst hat eine unter anderem von Beer im Fachjournal "Nature" veröffentlichte Studie ergeben, dass sich das Virus vor allem über die Milch überträgt und wahrscheinlich primär über das Melkgeschirr. Die Tiere stecken sich demnach über das Euter an. Das Risiko eines Eintrags der in den USA kursierenden Virusvariante in deutsche Milchviehbetriebe schätzt das FLI als sehr gering ein.
Die Vogelgrippe hat sich in den zurückliegenden Jahren in bisher unbekanntem Ausmaß weltweit verbreitet. Als einziger Kontinent blieb bisher Australien verschont. Vergangenes Jahr hatte das H5N1-Virus auch die Antarktis erreicht, wo unter anderem unzählige Pinguine, aber auch potenziell gefährdete Meeressäuger leben.
Zusammenfassung
- Die Vogelgrippe breitet sich in den USA bei Milchkühen aus, mit 339 betroffenen Betrieben in 14 Bundesstaaten seit März, wie das USDA berichtet.
- Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut kritisiert die fehlende flächendeckende Überwachung und Maßnahmen zur Eindämmung, während im Bundesstaat Colorado 60 von weniger als 300 Betrieben betroffen sind.
- Der Erreger H5N1, der auch Menschen infizieren kann, wurde in 34 Fällen bei US-Mitarbeitern von Milchvieh- und Geflügelbetrieben festgestellt, wobei die Übertragung primär über Milch und Melkgeschirr erfolgt.