Waldschule für Orang-Utans auf Borneo zieht um
Denn das oberste Ziel der Rehabilitation sei, dass die Menschenaffen lernten, ohne ständige menschliche Kontakte in freier Wildbahn zu überleben. "Das wäre am alten Standort nicht mehr möglich gewesen", betonte BOS. "Mit der neuen und besseren Einrichtung hoffen wir, den Rehabilitationsprozess zu beschleunigen und die Orang-Utans bald wieder in ihren natürlichen Lebensraum zurückzubringen, wo sie ihre Rolle in der Natur erfüllen können", sagte der Vorsitzende der Stiftung, Jamartin Sihite.
Besonders aufregend war der Umzug für mehr als 20 Waldschüler: Verwaiste Orang-Utan-Kinder lernen täglich im Unterricht, wie sie später im Dschungel überleben können. Dazu gehört es, sicher zu klettern, Nahrung zu finden und Schlafnester herzustellen. Denn wilde Orang-Utans bauen sich jede Nacht in den Baumwipfeln mit flinken Fingern einen gemütlichen Schlafplatz.
Die jüngeren Waldschüler durften zusammen mit ihren Pflegern im Bus zum neuen Standort reisen. "Natürlich waren die Orang-Utan-Kinder sehr aufgeregt. Während der Fahrt vom alten auf das neue Gelände haben sie sich an uns festgehalten", erzählt die Affen-Babysitterin Kumie. "Aber sie waren auch neugierig und haben die neue Waldschule gleich erkundet."
Das neue Rettungszentrum, das nicht weit entfernt von der alten Station in Zentral-Kalimantan liegt, ist mit 132 Hektar fast doppelt so groß. Kalimantan ist der indonesische Teil der riesigen Insel Borneo. Finanziert wurde der Umzug durch Spenden.
Für die Waldschüler gibt es jede Menge stabile Seile, Reifenschaukeln und künstliche Nester sowie einen Spielplatz mit vielen Klettermöglichkeiten. Neben der Waldschule betreibt BOS einen Kindergarten mit Babyhaus sowie eine "Walduni", also Vorauswilderungsinseln, wo die Tiere beweisen müssen, dass sie in freier Wildbahn überleben können. Einige gerettete Orang-Utans werden aber nie allein im Regenwald zurechtkommen und bleiben permanent im BOS-Zentrum.
Warum sind Orang-Utans so bedroht?
Orang-Utans, die nur noch in den Dschungeln von Borneo und Sumatra leben, sind vor allem wegen der massiven Abholzung der Regenwälder für Palmölplantagen und Kohleminen sowie durch den illegalen Wildtierhandel bedroht. Die größten Baumbewohner der Welt werden gejagt, getötet oder illegal als Haustiere gehalten. Auf der Roten Liste der IUCN werden die Tiere, deren Genmaterial zu 97 Prozent mit dem von Menschen identisch ist, als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.
Zusammenfassung
- Fast 250 gerettete Orang-Utans wurden von einem Schutzzentrum auf Borneo in eine neue Station umgesiedelt, da das alte Zentrum in ein Naherholungsgebiet umgewandelt wird.
- Das neue Rettungszentrum in Zentral-Kalimantan ist mit 132 Hektar fast doppelt so groß und soll den Rehabilitationsprozess der Orang-Utans beschleunigen.
- Orang-Utans sind durch Abholzung, illegalen Wildtierhandel und Jagd bedroht und werden auf der Roten Liste der IUCN als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.