APA/Christian Köberl

Vesuv, Totes Meer und NHM-Sammlung sind nun Geologie-Erbe

Die Internationale Union der Geologischen Wissenschaften (IUGS) hat bei einem Kongress in Busan (Südkorea) 100 neue "Stätten des geologischen Erbes" (Geological Heritage Sites) anerkannt. Dazu zählen u.a. der Vulkan Vesuv (Italien), das Tote Meer (Israel/Jordanien), der Gletscher Vatnajökull (Island) oder das Yosemite Valley (USA). Zudem wurde die Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien als "IUGS-Geo-Collection" anerkannt.

Die IUGS hat im Jahr 2022 anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens die ersten 100 Stätten des geologischen Erbes bekannt gegeben, nun wurden die zweiten 100 "Geological Heritage Sites" veröffentlicht. Es handelt sich dabei laut IUGS-Homepage um Plätze "mit außergewöhnlichen geologischen Elementen oder Prozessen von höchster wissenschaftlicher Relevanz, die als globale Referenz dienen und/oder einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der geologischen Wissenschaften im Laufe der Geschichte leisten".

Unter den neuen "Geological Heritage Sites" befindet sich auch der Bosumtwi-Krater in Ghana, einer der jüngsten Meteoritenkrater der Erde. In einem internationalen Tiefbohrprojekt unter Leitung des Impaktforschers Christian Köberl von der Universität Wien wurde der Einschlagskrater detailliert wissenschaftlich untersucht. "Der Bosumtwi-Impaktkrater ist mit einem Alter von nur etwa einer Million Jahren und einem Durchmesser von rund elf Kilometern der jüngste und größte bekannte 'komplexe' Einschlagskrater auf der Erde", sagte Köberl gegenüber der APA. Zudem sei er der Ursprung der Elfenbeinküsten-Tektite, eines von nur vier großen Streufeldern auf der Erde, wo man diese beim Meteoriteneinschlag entstandenen Gläser (Tektite) findet.

Köberl war Autor bzw. Koordinator des nun erfolgreichen Antrags auf Aufnahme des Bosumtwi-Kraters als "Stätte des geologischen Erbes". Er war auch Ko-Antragsteller für einen weiteren, neu in die Liste aufgenommenen Meteoritenkrater, dem Barringer-Krater im US-Bundesstaat Arizona. In Österreich gibt es noch keine "Stätte des geologischen Erbes".

Neben den "Geological Heritage Sites" will die Internationale Kommission für das Geoerbe der IUGS zudem erdwissenschaftliche Sammlungen mit dem höchsten wissenschaftlichen Wert identifizieren und anerkennen. Zu "IUGS-Geo-Collections" gekürte Sammlungen würden Proben und Daten enthalten, "die für das Verständnis der Erde und außerirdischer Körper von entscheidender Bedeutung sind", heißt es auf der IUGS-Homepage. Solche Kollektionen würden die Öffentlichkeit bilden und inspirieren, die planetarischen Aufzeichnungen für zukünftige Generationen bewahren und gleichzeitig Forschung ermöglichen.

Unter den ersten elf "IUGS-Geo-Collections" findet sich auch die Meteoritensammlung des NHM Wien, die weltweit älteste derartige Kollektion. Sie umfasst mehr als 7.000 inventarisierte Objekte von rund 2.400 Lokalitäten, im Schauraum zu sehen sind davon rund 1.100 Objekte.

"Wir wollen mit der Initiative auch weniger gut dotierte Sammlungen unterstützen, insbesondere in Ländern des Globalen Südens, wo es oft sehr relevante Sammlungen gibt, die aber kaum Außenwirkung haben", erklärte der Leiter der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am NHM Wien, Mathias Harzhauser, gegenüber der APA. Er leitete die für die "Geo-Collection" zuständige Unterkommission, hat aber an der Abstimmung nicht teilgenommen. Ziel sei, auch für erdwissenschaftliche Sammlungen eine Zusammenschau der "ersten 100" zu erstellen, die dann in einem Buch dargestellt werden.

(S E R V I C E - Internet: www.iugs-geoheritage.org; Auf dieser Homepage können auch zwei Bildbände bestellt werden, die die ersten und zweiten 100 Stätten des geologischen Erbes dokumentieren.)

ribbon Zusammenfassung
  • Die IUGS hat 100 neue 'Stätten des geologischen Erbes' anerkannt, darunter der Vesuv, das Tote Meer und der Vatnajökull-Gletscher.
  • Die Meteoritensammlung des NHM Wien, die weltweit älteste ihrer Art mit mehr als 7.000 Objekten, wurde als 'IUGS-Geo-Collection' anerkannt.
  • Der Bosumtwi-Krater in Ghana, etwa eine Million Jahre alt und elf Kilometer im Durchmesser, wurde ebenfalls als 'Stätte des geologischen Erbes' anerkannt.