APA/ERWIN SCHERIAU

Verstärkte gesundheitsbehördliche Kontrollen an Grenzen

Angesichts steigender Coronavirus-Infektionszahlen bei Reiserückkehrern hat das Gesundheitsministerium bereits am Freitag verstärkte und verbesserte gesundheitsbehördliche Kontrollen an den Grenzen zu Italien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn angeordnet. Das geht aus einem Erlass hervor. Als Grund wird die Durchbrechung von Infektionsketten und die Eindämmung von SARS-CoV-2 genannt.

Angesichts steigender Coronavirus-Infektionszahlen bei Reiserückkehrern hat das Gesundheitsministerium bereits am Freitag verstärkte und verbesserte gesundheitsbehördliche Kontrollen an den Grenzen zu Italien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn angeordnet. Das geht aus einem Erlass hervor. Als Grund wird die Durchbrechung von Infektionsketten und die Eindämmung von SARS-CoV-2 genannt.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sieht weltweit, aber auch in Österreich den Trend nach oben gehen. Verstärkt durch offene Grenzen und ein Comeback des Tourismus in ganz Europa und den damit verstärkten Begegnungen und Kontakten komme es zu regionalen Clusterbildungen und einer Erhöhung der Infektionszahlen. So liege die Zahl der Neuinfektionen mit 191 (bei 54 Neu-Genesenen) von Samstag auf Sonntag vergleichsweise hoch. Wieder sei der Anteil junger Menschen sowie der Anteil von Reiserückkehrenden relativ hoch. Anschober: "Seit einigen Tagen ist die Zahl der Reiserückkehrenden aus Kroatien die größte einzelne Gruppe bei den Neuinfektionen."

Man habe ab Montag 0.00 Uhr parallel zur Reisewarnung des Außenministeriums die strengen Einreisebestimmungen, die schon bisher für Länder wie Serbien, Bosnien oder dem Kosovo gegolten haben, auch auf Kroatien ausgedehnt. Damit brauche es bei der Einreise entweder ein aktuelles negatives Testergebnis. Wenn ein solches nicht vorgelegt werden könne, müsse innerhalb von 48 Stunden nach der Einreise ein Test nachgeliefert werden, bis dahin gilt Heimquarantäne, erläuterte der Gesundheitsminister.

"Wir möchten aber auch Personen, die in den letzten zehn Tagen aus Kroatien zurückgekehrt sind, die Möglichkeit anbieten, sich testen zu lassen. Daher gibt es für diese Gruppe, die noch ohne verschärfte Einreisebestimmungen zwischen 7. August und Sonntag, 16. August, 0.00 Uhr, aus Kroatien eingereist sind, ab Montag früh die Möglichkeit eines Gratis-Covid-Tests via 1450 - auch wenn keine Symptome vorliegen", kündigte Anschober an. Er appellierte an Kroatien-Rückkehrer, das Angebot auch tatsächlich anzunehmen, und an die Bevölkerung allgemein, vorsichtig zu bleiben und Hygienemaßnahmen sowie den Mindestabstand einzuhalten.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz appellierte, die gratis Testmöglichkeit zu nutzen. "Eine Grenzkontrolle durch die Polizei allein ist nett, aber für alle, die in den vergangenen Tagen in Kroatien auf Urlaub und zurückgekehrt sind oder auch heute zurückkehren", gebe es die Möglichkeit, sich gratis zu testen, betonte Kurz.

Die Stadt Wien etwa hat über Nacht ein Drive-In- und Walk-In-Testcenter am Vorplatz des Ernst-Happel-Stadions aus dem Boden gestampft, wo sich zurückgekehrte Kroatien-Urlauber ab sofort kostenlos auf eine Coronavirus-Infektion testen lassen können. Das Angebot gilt für alle Heimkehrer zwischen 7. und 16. August. Erstmals kommt dabei der Gurgeltest zum Einsatz.

Kurz sagte, er wisse, dass Grenzkontrollen für die Gesundheitsbehörden ressourcenintensiv seien, "aber das Bundesheer steht zur Verfügung". Er bat, im Rahmen des Assistenzeinsatzes das Bundesheer anzufordern, damit die Kontrollen im vollem Umfang durchgeführt werden können.

"Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich", stellte der Kanzler am Sonntag fest und warnte vor den Entwicklungen in den Ländern des Westbalkans. Die Situation in Österreich sei eine sehr gute, stabile in den vergangenen Wochen, in den vergangenen Tagen aber "besorgniserregend". Kurz appellierte: "Ich habe eine große Bitte an die Bevölkerung: Bitte, seien Sie vorsichtig. Die Zahlen steigen wieder, die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden, und wir müssen alles tun, um die Gesundheit in Österreich zu schützen, vor allem aber auch, um einen zweiten Lockdown zu verhindern, damit nicht Arbeitsplätze und die Wirtschaft gefährdet sind."

Der Bundeskanzler wies Spekulationen zurück, dass er die Arbeit des Gesundheitsministers kritisiere: "Wir arbeiten sehr gut zusammen in der Bundesregierung, wir arbeiten auch sehr gut zusammen mit dem Ländern."

Demgegenüber zeigten sich die NEOS verwundert, dass Kurz strengere Kontrollen an den Grenzen fordere und die Gesundheitsbehörden kritisiere. "Kleine Erinnerung: Kurz ist Chef dieser Regierung. Er soll also bitte aufhören, dem Koalitionspartner und der Öffentlichkeit Dinge über die Medien auszurichten und zu 'fordern' er soll endlich tun.", sagte NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Er forderte, "dass Kurz rasch einen Runden Tisch mit allen Parlamentsparteien einberuft und die Wadlbeißereien einstellt".

"Planlosigkeit und Chaos" warf SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner am Sonntag der Bundesregierung beim Corona-Management vor. Sie forderte gegenüber der APA kostenlose Tests auf SARS-CoV-2 für alle heimkehrenden Urlauber aus Risikogebieten und nicht - wie vorgesehen - diese auf Rückkehrer aus Kroatien zu beschränken.

Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Tagen gab es von Samstag auf Sonntag bundesweit einen deutlichen Rückgang bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Wurden am Samstag über 300 Neuinfizierte verzeichnet, waren es am Sonntag 191, die in den vergangenen 24 Stunden als mit SARS-CoV-2 angesteckt gemeldet wurden. Das gab das Innenministerium bekannt.

Davon entfielen 86 auf Wien, 39 auf Niederösterreich, 24 auf Oberösterreich und 14 auf die Steiermark. Insgesamt hat es in Österreich bisher 23.370 positive Testergebnisse gegeben. 728 Personen sind bisher an den Folgen des Coronavirus verstorben, 20.681 wieder genesen (Stand Sonntag, 9.30 Uhr). Am Sonntag befanden sich 84 Personen aufgrund des Corona-Virus in krankenhäuslicher Behandlung, davon 19 auf Intensivstationen.

ribbon Zusammenfassung
  • Kurz sagte, er wisse, dass Grenzkontrollen für die Gesundheitsbehörden ressourcenintensiv seien, "aber das Bundesheer steht zur Verfügung".
  • "Kleine Erinnerung: Kurz ist Chef dieser Regierung.