Verdächtiger gestand Tat
Anschlag in München wohl "islamistisch motiviert"
Tags nach dem Anschlag in München, wo ein Auto in einen Demozug der Gewerkschaft Verdi fuhr, sind noch viele Fragen offen. Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft sowie der Polizei München und die Befragung des Tatverdächtigen hatten indes erste Erkenntnisse gebracht.
So hieß es bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag, dass man eine "religiöse Tatmotivation" des 24-jährigen Verdächtigen vermutet. Genaueres dürfe man aus der Beschuldigtenbefragung nicht zitieren, die Angaben würden aber auf eine islamistisch motivierte Tat schließen.
"Wir haben aber keine Anhaltspunkte für die Eingliederung des Verdächtigen in eine Terrorgruppierung", hielt man fest. Im Laufe der Ermittlungen könnte es hier noch andere Erkenntnisse geben. Er hatte bei der Vernehmung gestanden, bewusst in den Demozug gefahren zu sein.
Es gebe bei dem 24-Jährigen bisher keine Anhaltspunkte auf psychische Probleme, die Auswirkungen auf die Tat gehabt haben könnten.
Verdächtiger verabschiedete sich von Familie
Der 24-jährige Afghane war auch auf Instagram sehr aktiv gewesen und bezeichnete sich dort als Fitnessmodel bzw. als Athlet. Er soll Beiträge mit religiösem Bezug gepostet haben.
Auch in Chats gab es religiöse Äußerungen, zeigte die erste Handyauswertung. Dabei fand man auch einen Chat, in dem er sich bei seinen Angehörigen verabschiedete und schrieb: "Vielleicht bin ich morgen nicht mehr da". Zur Tat habe man in den Chats sonst bisher nichts gefunden.
Zudem war der Afghane, entgegen ersten Berichten, nicht vorbestraft und nicht ausreisepflichtig. Er war rechtmäßig in Deutschland. Es gab in Bayern lediglich ein Verfahren wegen Arbeitsamt-Betrugs, weil er noch arbeitslos gemeldet war, als er bereits arbeitstätig war. Das Verfahren wurde indes gegen Geldauflage eingestellt.
36 Verletzte
Bei der Tat am Donnerstag wurden ersten Angaben zufolge 30 Menschen verletzt. Am Freitag korrigierte die Polizei die Zahl auf 36. Es gibt zwei Schwerstverletzte. Die Zahl der Verletzten könnte aber noch steigen, da sich noch mehr bei der Polizei melden könnten. Mittäter soll es keine geben.
Das Alter der Opfer liegt zwischen zwei und 60 Jahren. Ein zweijähriges Mädchen liegt nach einer Notfall-Operation in kritischem Zustand auf der Intensivstation. Am TUM Klinikum rechts der Isar behandeln die Ärztinnen und Ärzte weiter eine schwerst verletzte Person.
"Ihr Zustand ist weiterhin als äußerst kritisch einzustufen", sagte eine Sprecherin des TUM Klinikums rechts der Isar. Dort waren fünf Menschen behandelt worden, vier wurden bereits entlassen.
Schüsse auf Wagen
Bei der Festnahme des Afghanen hatte die Polizei auch auf seinen Wagen geschossen. "Der Täter wurde dabei aber nicht getroffen und durch den Schuss auch nicht verletzt", hieß es. Den Beamten sei es gelungen, den Täter aus dem Auto zu ziehen, obwohl dieser noch versucht habe, erneut Gas zu geben. Das Auto gehörte laut Polizei dem Fahrer.
Die Generalstaatsanwaltschaft will nun einen Haftbefehl unter anderem wegen versuchten Mordes in 36 Fällen beantragen. Zudem bestehe ein Verdacht auf gefährliche Körperverletzung und einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Entscheiden werde über eine Untersuchungshaft am Nachmittag ein Ermittlungsrichter.
Video: Anschlag in München
Zusammenfassung
- Nach dem Anschlag in München sprachen die Ermittler am Freitag von einer islamistisch motivierten Tat.
- Der Verdächtige habe gestanden, vorsätzlich in die Teilnehmer:innen der Demo gefahren zu sein.