APA/APA (AFP)/JIM WATSON

Trump stimmte USA auf dramatische Zeiten ein

Noch vor Kurzem versprach Donald Trump den US-Bürgern in der Corona-Krise eine rasche Rückkehr zur Normalität - nun hat der US-Präsident seine Vorhersagen stark revidiert und spricht von dramatischen Opferzahlen mit mehr als 100.000 Toten. "Manche Leute" gingen gar von Opferzahlen in Millionenhöhe aus, sagte Trump am Sonntag.

Noch vor Kurzem versprach Donald Trump den US-Bürgern in der Corona-Krise eine rasche Rückkehr zur Normalität - nun hat der US-Präsident seine Vorhersagen stark revidiert und spricht von dramatischen Opferzahlen mit mehr als 100.000 Toten. "Manche Leute" gingen gar von Opferzahlen in Millionenhöhe aus, sagte Trump am Sonntag.

Wenn es den USA gelinge, die Zahl der Todesfälle auf 100.000 bis 200.000 zu begrenzen, "dann haben wir alle sehr gute Arbeit geleistet", meinte der US-Präsident. Die Vereinigten Staaten hatten sich zuletzt innerhalb kurzer Zeit zum neuen weltweiten Hauptzentrum der Pandemie entwickelt.

Nach Angaben von US-Experten gibt es inzwischen mehr als 150.000 bestätigte Infektionen. Bis Montagnachmittag (Ortszeit) gab es 153.000 Infektionen mit Sars-CoV-2, wie aus einer Übersicht der Universität Johns Hopkins hervorging. Mehr als 2.800 Menschen kamen in den USA laut Johns Hopkins infolge der Lungenerkrankung Covid-19 ums Leben.

Die Verbreitung der Coronavirus-Epidemie in den USA hat sich zuletzt dramatisch beschleunigt. Die Zahl der bekannten Infektionen etwa hatte erst am Freitag die Marke von 100.000 überschritten. Bis zu dem Zeitpunkt waren rund 1.500 Tote gemeldet gewesen.

Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci, der Trump im Kampf gegen die Pandemie berät, rechnet mit einem sprunghaften weiteren Anstieg der Todesfälle. Der Höhepunkt wird zu Ostern - also in zwei Wochen - erwartet. Besonders stark in den USA von der Pandemie betroffen ist der Bundesstaat New York. In New York City gelten weitreichende Ausgangsbeschränkungen. Die Hilfsorganisation Samaritan's Purse errichtete im Central Park ein Feldlazarett zur Versorgung von Corona-Patienten. "Die Krankenhäuser überall in der Stadt füllen sich, und sie brauchen so viel Hilfe wie möglich", sagte der Arzt Elliott Tenpenny.

Kalifornien braucht mindestens 50.000 zusätzliche Krankenbetten, um die Versorgung von Patienten während der Corona-Krise zu bewältigten. Dies teilte der Gouverneur des US-Westküstenstaates, Gavin Newsom, am Montag mit. Mit einer neuen Gesundheitsinitiative wolle er in den kommenden Wochen zusätzlich 37.000 Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern und Pharmazeuten mobilisieren.

In der Statistik des Todesfälle liegen die USA noch klar hinter Italien, Spanien und China. In Spanien teilte das Gesundheitsministerium in Madrid mit, die Zahl der bestätigten Ansteckungen sei auf 85.195 gestiegen, die Zahl der Todesfälle um 812 auf 7.340. Die Anstiegsrate von 8,1 Prozent bei den Neuinfektionen war aber die niedrigste seit Beginn des Ausgangsverbots am 15. März.

"Schon seit dem 25. März beobachten wir hier eine Umkehr der Tendenz", sagte die Sprecherin der Behörde für Gesundheitliche Notfälle (CCAES), Maria Jose Sierra. Man dürfe aber nicht nachlassen. Sorgen mache weiterhin der drohende Kollaps der Intensivstationen. Unter denjenigen, die sich in Spanien mit Sars-CoV-2 angesteckt haben, sind den Angaben zufolge schon weit über 12.000 Ärzte, Sanitäter und Pfleger - fast 15 Prozent aller Fälle. In Italien ist die Anzahl an aufgrund des Virus verstorbener Sanitäter und Ärzte auf 61 angestiegen.

Der Direktor von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut (ISS), Silvio Brusaferro, schloss dennoch nicht aus, dass nach Ostern das Ausgangsverbot in Italien aufgelockert werden könnte. "Wir warten bis Ostern und werden dann die Zahlen prüfen, um weitere Schritt zu unternehmen", sagte Brusaferro. Solange es weder Impfstoff noch Medikamente gegen das Coronavirus gibt, werde das Leben aber nicht wie früher sein. "Wir müssen uns organisieren, damit positiv getestete Personen rasch isoliert werden", betonte Brusaferro.

Die deutsche Bundesregierung hat Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Beschränkungen gedämpft. "Wir brauchen alle Maßnahmen unvermindert", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei "überzeugt, es wäre unverantwortlich, Hoffnungen zu wecken, die hinterher nicht erfüllt werden können". Seibert sprach den Bürgern Mut zu: "Es wird vorübergehen. Es wird eine Zeit danach geben." In Deutschland sind bis Montagvormittag knapp 60.000 Infektionen registriert worden.

Angesichts der Zahlen ortete die Sinologin Susanne Weigelin-Schwiedrzik Versäumnisse in Europa und den USA im Kampf gegen das Virus. Seit Ende Jänner hätte Europa die Maßnahmen Chinas als "Ergebnis eines autoritären Regimes" betrachtet. "Dadurch haben wir Vorbereitungszeit verloren und wichtige Beobachtungen in dieser Phase versäumt", sagte die Wiener Universitätsprofessorin dem Universitätsmagazin "uni:view". Fakt sei, dass Europas Entscheidungsträger so lange wie möglich gewartet hätten. In Europa gebe es zudem "Misstrauen" zwischen Bevölkerungen und ihren Regierungen. "Das ist ein Problem."

ribbon Zusammenfassung
  • Noch vor Kurzem versprach Donald Trump den US-Bürgern in der Corona-Krise eine rasche Rückkehr zur Normalität - nun hat der US-Präsident seine Vorhersagen stark revidiert und spricht von dramatischen Opferzahlen mit mehr als 100.000 Toten.
  • "Manche Leute" gingen gar von Opferzahlen in Millionenhöhe aus, sagte Trump am Sonntag.
  • Die Zahl der bekannten Infektionen etwa hatte erst am Freitag die Marke von 100.000 überschritten.
  • "Das ist ein Problem."